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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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das
zurückgeben wird, was wir seit vielen Wochen schmerzlich vermissen. Das
Plätschern des Wassers, das Gurgeln der morgendlichen Kaffeemaschine, das
Singen der Vögel und Musik – alle Geräusche dieser Welt!« Er erhob sich von
seinem rotschwarz gestreiften Sofa und ging auf den paillettengeschmückten
roten Bühnenvorhang zu.
    »Ich stelle
Ihnen heute ein Wunderkind vor: die Geräuschakrobatin Clara!«
    Vor Clara
öffnete sich der rote Glitzervorhang. Miguel nahm ihre Hand und flüsterte ihr
ins Ohr: »Ist Pedro auch da? Ich habe ihn seit gestern nicht mehr gesehen.« Sie
sah ihn erstaunt an, doch ehe sie die Tragweite seiner Frage begriff, richteten
sich auch schon die Scheinwerfer auf sie. Sie blinzelte in das gleißende Licht.
    »Komm
hierher, Clara «, hörte sie Miguel sagen. »Nimm Platz auf meinem Kuschelsofa!«
Er führte sie über die Bühne. »Da ist sie, meine Damen und Herren – die
Geräuschzauberin von der Ostsee. Hallo Clara, wir freuen uns, dass du aus
deinem kleinen Dorf zu uns gekommen bist.« Er zog sie zu sich auf das Sofa.
»Meine Damen und Herren, Sie werden sich fragen. Wie hat Miguel das Mädchen
entdeckt? Willst du uns das erzählen, Clara? Wir beide sind ja alte Freunde,
nicht wahr?«
    Die
Scheinwerfer brannten auf sie herunter. Da kamen ihr Pedros Augen in den Sinn,
wie er Mitch verzweifelt an sich gedrückt hatte – und sie brachte kein Wort
heraus. Wieso hatte Miguel ihn seit gestern nicht mehr gesehen. Ihre Gedanken
überschlugen sich. Was war passiert?
    »Na Clara –
was ist?« Miguel wartete ihre Antwort nicht ab, sondern fuhr gleich fort:
»Unsere kleine Geräuschkünstlerin ist ein bisschen schüchtern, wie Sie sehen.
Also werde ich es Ihnen erzählen.« Er ließ Claras Hand los und beugte sich nach
vorne. »Clara, meine Damen und Herren, wohnt in einem kleinen Dorf an der
Ostsee. Den Namen des Dorfes darf ich Ihnen nicht verraten – das musste ich
ihrer Mutter versprechen. Denn die Mama will nicht, dass Sie, liebe Zuschauer,
wie die Heuschrecken in das Dorf einfallen.«
    Er wandte
sich wieder zu Clara. »Also kleine Lady. Wie haben wir uns kennen gelernt?
Erzähl mal.«
    Aber Claras
Zunge war wie versteinert. »Ich kann nicht«, stammelte sie.
    »Ist sie
nicht süß«, sagte Miguel. »Unsere Geräuschfee ist so scheu, dass sie kein Wort
herausbringt.« Er tätschelte ihre Hand. »Okay, Clara, ich mache das für dich.
Also, meine Damen und Herren – das kam so. Ich begegnete unserer
Geräuschprinzessin in der großen Stille das erste Mal hinter einem alten
Holzschuppen am Weiher des Dorfes, dessen Namen ich nicht verraten darf.«
    Was erzählt
er denn da?, dachte Clara. Das erste Mal? Warum flunkert er?
    Miguel
machte eine theatralische Geste. »Ich gehe da also spazieren – und plötzlich
höre ich in der Stille einen Vogel zwitschern. Ich denke, ich spinne. Du hast
Halluzinationen, denke ich. Oder hat jemand den Virus gekillt? Ich gehe also
dem Gezwitscher nach, biege um den alten Holzschuppen, ... und da sehe ich sie.
    Ich traue
meinen Augen nicht! Eine Fata Morgana, denke ich. Da steht das Mädchen auf
einem Leiterwagen und zwitschert und zirpt und kräht und fiedelt und paukt. Und
bewegt dabei nur den Mund. Nur den Mund! Stellen Sie sich das vor, liebe
Zuschauer. Um sie herum hat sich das ganze Dorf versammelt.
    Es gibt
kein Geräusch, meine Damen und Herren, das Clara nicht nachahmen könnte – mit
ihrer süßen Schnute. Nicht wahr, Clara?«
    Er nahm
ihre Hand, die eiskalt war. »Ich versichere Ihnen, meine Damen und Herren, ich
war wie vom Donner gerührt. Einmal im Monat, an einem Sonntag, macht diese
Künstlerin hinter dem Holzschuppen Geräuschtheater. Nur für die Nachbarn. Die
Glücklichen!«
    Er breitete
die Arme aus und hob den Blick dramatisch zur Decke. »Heute nun wird sie auch
Ihnen die Geräusche zurückgeben, die wir so schmerzlich vermissen. Sie werden
staunen. Dem Himmel sei Dank - die menschliche Stimme greift der Geräuschkiller
nicht an. Diese Schallquelle ist bis heute unbehelligt geblieben. – Wollen
wir’s versuchen, Clara?«
    Sie nickte.
    »Ein
bisschen Mut, okay?«
    Sie konnte
nicht klar denken, als er sie zur Mitte der Bühne vor das Mikrofon führte. Dann
schloss sie die Lider, um nichts von der fremden Umgebung sehen zu müssen.
    Und sie
begann.

Im weißen Turm
     
    In Miguels
Brusttasche vibrierte ein Handy. Er trug seine drei Handys neuerdings 
immer am Leib, damit ihm kein Anruf entging. Eines hatte er sich zur Sicherheit
mit einer

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