Geraeuschkiller - Mutige Liebe
drehte sich auf dem Absatz um und ging.
Trennung
Clara
kauerte oben in ihrem Versteck in der Buche und starrte auf Miguel Masóns weiße
Villa.
Pedro ließ
sich nicht blicken. Sie wartete schon eine Stunde auf ihn. Hatte er mit ihr
gebrochen? Was hatte sie nur geritten, als sie Miguel zusagte? Ausgerechnet
nach diesem Streit mit seinem Vater! Er empfand das als Vertrauensbruch, da war
sie sicher - und sie konnte ihm das nicht verübeln. Ob sie das jemals wieder
gut machen konnte? Tränen verschleierten ihre Augen. Sie hatte ihm eine SMS
geschrieben und eine Email, ihm eine Nachricht auf Band hinterlassen – keine
Reaktion.
»Clara!«
Ihr Herz machte einen Sprung.
»Clara?«
Das war
Pedros Stimme! Er stand mit Mitch am Fuß der Buche!
»Clara,
kommst du runter? Ich muss dir was sagen!«
Sie wischte
sich die Tränen aus den Augen. Er ist da!, jubelte es in ihr. Er ist mir nicht
böse! Oh, Pedro, ich werde dir alles, alles erklären. Sie kletterte so rasch
nach unten wie noch nie.
Pedro war
ganz durcheinander. »Clara, es wird immer schlimmer!«
»Was ist
los?«
»Hörst du’s
denn nicht?«
»Was denn?«
Sie trocknete sich mit einem Ärmel die triefende Nase.
»Der Atem!«
»Der Atem?«
Sie lauschte auf ihren Atem. Er war weg! Sie rang nach Luft, und hörte sich
nicht. Mit eisigen Fingern kroch Angst über ihren Rücken zum Nacken hoch.
»Atme ruhig
durch! Ganz ruhig.« Pedro klang müde. »Es ist wieder nur das Geräusch.«
Sie zwang
sich die Nerven zu behalten und atmete langsam ein und aus. Es ging problemlos,
aber die Angst blieb.
Pedro
sagte: »Die Schritte sind auch weg. Und das Herzklopfen auch. Alle Geräusche,
die der Körper macht.«
Fassungslos
schaute sie ihn an.
Er sagte:
»Probier’s.«
Clara
scharrte mit den Füssen, sie rieb ihre Hände aneinander, kratzte mit der Hand
über die Baumrinde. Nichts.
Pedro
sagte: »Ich habe grade vorhin bei Mitch gesessen, als er schlief. Auf einmal
habe ich sein Herz nicht mehr gehört und seinen Atem auch nicht mehr!«
»Oh Pedro!«
»Ich hab
zuerst gedacht, er ist tot und habe einen Riesenschreck gekriegt.« Er kraulte
Mitch hinter den Ohren. »Dann erst habe ich gesehen , dass er noch atmet.
Ich habe die Hand auf seine Schlagader gelegt und seinen Puls gespürt .« Er schaute auf den
Boden und wühlte mit der Fußspitze im Gras.
»Er kommt
mir vor wie ein Gespenst. ... Ich komme mir selber vor wie ein Gespenst ...« Er
berührte ihren Arm. »Und du auch.« Seine Unterlippe zitterte: »Ich halte das
nicht mehr aus.«
Mitch
hockte verängstigt und mit eingezogenem Schwanz neben ihm. Er war stark
abgemagert in den letzten Tagen, er fraß kaum noch.
Pedros
dunkle Augen brannten. »Clara, kann ich Mitch für ein paar Stunden bei dir
lassen?«
»Ja klar!«
»Versprichst
du mir, dass du auf ihn aufpasst?«
»Natürlich!«
Er drückte
ihr Mitschs Leine in die Hand. »Achte darauf, dass er meinem Vater nicht in die
Hände gerät. Ich trau ihm nicht.«
»Was hast
du vor?«
Er starrte
auf den Boden und wühlte wieder mit der Fußspitze im Gras. »Ich geh in den
Kiefernwald.«
»Um diese
Zeit? Was willst du dort?«
»Och …
allein sein«, sagte er und schaute an ihr vorbei. »Bin in drei Stunden wieder
da.«
»Pedro,
lass mich mit dir gehen!«
»Nein!«
Sein Ton war schneidend.
»Bitte!«
»Mitch ist
zu schwach zum Laufen ... und du bist die einzige, der ich ihn anvertrauen
kann.« Sein Blick bohrte sich in den ihren. »Kannst du das für mich tun?«
Sie
schluckte. »Ja.«
Er zögerte.
Dann umarmte er sie heftig, für einen Augenblick spürte sie seinen heißen Atem
auf ihren Lippen, als wollte er sie küssen, doch er besann sich und drückte
einen Kuss auf ihre Wange. »Mach’s gut, Clara.« Er bog die bodentiefen Äste
beiseite.
»Pedro,
warte!«, rief sie ihm nach. »Ich muss mit dir reden ... wegen gestern ... ich
wollte...«
Doch er
drehte sich nicht mehr um, die Äste schlossen sich hinter ihm.
Benommen
stand sie im Laubschatten und beugte sich zu Mitch, der sich zitternd an ihre
Beine drängte.
»Was ist
los mit ihm, Mitch? Weißt du das?« Mitch wedelte mit dem Schwanz und leckte
ihre Hand.
Fata Morgana
»Meine
Damen und Herren, guten Abend«, sagte Miguel und setzte das Lächeln auf, das er
vor dem Spiegel einstudiert hatte. Doch heute kam es schief über seine Lippen.
Trotz der dicken Schminke sah er bleich und faltig aus.
»Ich stelle
Ihnen heute ein Mädchen vor, das uns – für ein paar Minuten – alles
Weitere Kostenlose Bücher