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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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Schnute hinterher, weil es
ihm so gut schmeckt.«
    Der
Mann musste verrückt sein. Sie konnte den Blick nicht abwenden von den goldenen
Lippen. Das ist nur ein Spielzeug, ein scheußliches Spielzeug, sagte ihr Verstand.
    In
seinen Augen flackerte es. »Alles den Tricks der Natur abgeschaut.«, griente
er. »Es gibt nur ein Geräusch, das Goldmund überhaupt nicht ausstehen kann:
klirrende Glasscherben. Davon kriegt er einen grässlichen Schluckauf.« 
Und mit einem eiskalten Unterton fügte er hinzu: »Goldmund hat noch ganz andere
Kunststücke drauf.«
    Clara
hob den Kopf. Dragus Augen funkelten böse.
    »Was
… macht er mit den Geräuschen?«, flüsterte sie.
    »Er
speichert sie. In diesem Koffer.«
    »In
dem Koffer? Der ist doch viel zu klein für alle Geräusche der Welt!«
    Dragu
lachte auf. »Siehst du das rote Polster?«
    Clara
kniff die Augen zusammen und musterte mit angehaltenem Atem das korallenrote
Ding, auf dem Goldmund ruhte.
    »Was
da drin steckt, das siehst du nur unter dem Mikroskop: ein dichtes Netz von
Saugkristallen, Millionen winzige Kristalltröpfchen. Sie speichern die Töne,
Klänge und Geräusche, und von da leite ich sie in die weißen Smaraggs.« Er
deutete auf die Regale, in denen die Diamanttropfen lagerten.
    Clara
starrte mit weit aufgerissenen Augen in den Koffer - sollte das das Geheimnis
sein, das hinter der furchtbaren Stille steckte? Nein, das musste ein Traum
sein! Ein böser Traum! Doch alles in diesem schrecklichen Haus, der betäubende
Duft, die Geräusche, dieser grässliche Mann, der neben ihr stand und sie
belauerte – all das war nur zu wirklich.
    Sie
schauderte. Er war ohne Zweifel geisteskrank.
    Das Grauen
in ihrem Gesicht belustigte ihn. Mit einem schadenfrohen Lächeln sagte er:
»Jetzt sind nur noch die Stimmen der Menschen übrig.«
    »Wie meinst
du das?«
    »Ich
überlege nur noch, mit welchem Laut ich anfangen soll. Stell dir vor, Goldmund
würde das A aus den Worten stehlen. Was glaubst du, wie das klingt?« Er
gluckste in sich hinein. »Das wird was zu lachen geben: K_tz und M_us, die
kommen nicht mehr _us dem H_us! Hahaha! Wird das einen Spaß geben!«
    Clara
fröstelte es.
    »Ich könnte
jeden Tag einen anderen Laut aus der Sprache herausfischen. Stimmt’s,
Goldmäulchen? Ich brauche nur deine Melodie …«
    Er begann
zu pfeifen. Goldmund erwachte, gab ein sanftes Summen von sich und schürzte die
Lippen.
    »Nein!«,
schrie sie. »Hör auf damit! Das darfst du nicht tun! Wir halten diese lautlose
Welt nicht aus! Warum willst du uns auch noch die Stimme stehlen ?« Sie bebte vor Wut. »Du bist ein Monster! Ich hasse dich!«
Jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. »Warum machst du das?
Warum?« Sie schluchzte.
    »Es muss so
sein«, sagte er.
    »Hör auf
damit! Gib uns die Geräusche und die Musik zurück! Bitte, gib sie uns zurück!«
    Dragu
wandte den Kopf ab. »Ich bin kein Monster. Das darfst du nicht sagen«, sagte er
leise.
    »Was? Ich
darf das nicht sagen?« Clara hätte am liebsten um sich geschlagen vor Wut.
    Der Mann
schwieg. Er drehte ihr den Rücken zu. Sie sah seine schmalen hochgezogenen
Schultern. Das fettige blonde Haar war am Hinterkopf zerdrückt, als wäre er
gerade aus dem Bett aufgestanden. Ein Zittern ging durch seinen Körper. Er
vergrub den Kopf in seine Hände. »Ich bin müde«, flüsterte er, »sehr, sehr
müde.«
    «Nach einer
Weile wandte er sich Clara zu. Dunkle Schatten lagen um seine Augen.
    »Wenn
du enträtselst, was das grüne Smaragg mit dem roten Siegel erzählt, Clara,
dann...«
    Er
sah sie unsicher an. »Dann können die Geräusche zurückkehren ...«
    »Du meinst,
sie sind nicht für immer ...?«
    »Ja.«,
sagte er.
    Ihr Blick
tastete über die Smaraggs. Ein grünes sah sie nirgendwo.
    »Wenn es
dir aber nicht gelingt, sein Geheimnis zu enträtseln, dreimal nicht gelingt,  dann
... «
    »Was … ist
dann?«
    »Dann wirst
du selbst zu einem Smaragg werden.«
    Clara hatte
plötzlich das Gefühl, als würde der Boden unter ihren Füssen zu Sumpf.
    »Zu einem
…?«
    »Ja«, sagte
er. »Es wird dich nicht mehr geben. Nur deine Stimme, dein Atem und dein
Herzschlag werden von dir übrig bleiben. In einem schwarzen Smaragg.«
    Seine Worte
dröhnten in ihrem Kopf. »So was gibt’s doch gar nicht«, sagte sie. Doch ihre
Stimme bebte dabei.
    Dragu zog eine Augenbraue
hoch. »So, meinst du? Ich will dir etwas zeigen, komm!«

Ve-Uto
    Clara
folgte ihm durch einen langen engen Flur. Die Holzdielen ächzten unter

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