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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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überschlug sich.
Wäre der Tresen nicht zwischen ihnen gestanden, sie hätte den Beamten am Kragen
gepackt.
    »Meine Tochter
ist verschwunden! Verstehen Sie! Verschwunden!«
    »Das ist
nicht gesichert, Frau Doktor Maiwald. Personen gelten als vermisst, wenn sie vierundzwanzig
Stunden nicht mehr gesehen wurden. Ihre Tochter ist gerade mal vier Stunden
abgängig.«
    »Sie
schickt mir eine SMS oder ruft mich an, wenn sie sich verspätet. Immer!«
    »Wie
gesagt, Frau Doktor, von Verschwinden kann keine Rede ... «
    »Sie machen
mich wahnsinnig! Wer sind Sie überhaupt? Ich habe Sie hier auf dem Revier noch
nie gesehen!«
    »Das ist
unser Neuer, Anna«, sagte Sven Manger. Der Polizeihauptmeister kam gerade aus
dem Nebenzimmer, seine linke Hand umklammerte einen Stapel ausgedruckter
E-Mails. Sein Hemd war verknittert und verschwitzt, der Kragen angeschmuddelt.
Offenbar hatte er es seit Tagen nicht gewechselt. Zwischen seinen Augenbrauen
standen steile Falten. Seine Gesichtshaut wirkte zerknittert und aschfahl. Anna
erschrak. Der Polizist wirkte um viele Jahre gealtert, seit sie ihn das letzte
Mal gesehen hatte – vor vier Monaten.
    »Martin
Mohrmann heißt er, unser junger Kollege. Noch etwas grün hinter den Ohren. Seit
einer Woche im Dienst.«
    »Sven! Da
bist du ja. Clara ist weg! Spurlos verschwunden!«
    »Seit
wann?«
    »Seit heute
Mittag. Ich habe heute einen Tag frei und habe uns etwas Gutes gekocht. Sie wollte
zum Essen wieder da sein.«
    »Seit wann
genau vermisst du sie?«
    »Sie wollte
um zwölf Uhr zu Hause sein.«
    »Du
vermisst sie also seit vier Stunden?«
    »Ja!«
    »Ich kann
deine Unruhe gut verstehen, Anna. Aber der Kollege Mohrmann hat Recht.«
    »Sven, das
kannst du mir nicht antun. Ich weiß, dass sie in Gefahr ist! Ich fühle es!«
    »Anna, tut
mir leid, wir müssen noch 18 Stunden abwarten. Das ist Vorschrift. Wenn deine
Tochter dann immer noch nicht da ist, werden wir aktiv.« Er legte beruhigend
seine Hand auf ihren Arm.
    »18
Stunden! Sven, das ist morgen Mittag!«
    Anna war
fassungslos. Sie kannte den Polizeihauptmeister seit zehn Jahren, sie hatte
seine Frau bei den Geburten betreut, seine drei Kinder von Scharlach und Mumps
kuriert. Und jetzt ließ er sie im Stich!
    »Anna,
bitte!« Sven Manger warf den Stapel E-Mails auf seinen Schreibtisch. »Ich
stecke hier im schlimmsten Schlamassel. Alle unsere erfahrenen Leute sind heute
nach Berlin abberufen worden. Alle! Verstehst du? Auf unbestimmte Zeit!« Und
mit einem hilflosen Blick auf den jungen Polizist fügte er hinzu: »Der Kollege
wurde uns als Ersatz …«
    »Nach
Berlin?«
    »Wegen der
Banküberfälle. Immer erwischt es die Ostseebank. Die Gangster spazieren in die
Hochsicherheitszonen und räumen ungestört alles aus. Kein Alarm hält sie auf.«
    »Ich habe
davon gehört«, sagte Anna tonlos.
    Sven Manger
zündete sich eine Zigarette an und ging auf und ab. »Das Bundeskriminalamt
mutmaßt, dass ein Insider hinter den Überfällen steckt.«
    »Ein
Banker?«
    »Ja,
jemand, der mit den Lageplänen und mit den Alarmsystemen der
Hochsicherheitszonen bestens vertraut ist. Ein Banker von ganz oben. Ein
kleiner Bankangestellter hat keinen Zugang zu solchen Informationen.«
    »Es gibt
Leute, die kriegen den Kragen nie voll«, getraute sich der junge Polizist
anzumerken.
    »Der
Bundesinnenminister hat verfügt, dass Personal aus allen Polizeirevieren des
Landes zur Bewachung der Großbanken in den Städten abgestellt wird. Sie sollen
mit Wachtposten dicht umzingelt werden. Das Personal der privaten
Sicherheitsdienste reicht dafür nicht aus – und kostet zu viel.«
    »Immerhin
geht es um unser aller Geld!«, ergänzte der junge Polizeibeamte.
    Sven Manger
fuhr sich über die Augen. »Was dann hier draußen bei uns passiert, ich mag gar
nicht daran denken, so lausig wie die Polizeireviere besetzt sind. Ich komme
überhaupt nicht mehr raus aus dem Laden hier!«
    »Häuser,
Geschäfte, Tankstellen, a-a-alles i-i-ist …« Der junge Polizisten geriet ins
Stottern.
    Sven Manger
unterbrach ihn: »Die Streifenwagen kommen nicht rechtzeitig zu den Einsatzorten.
Ohne Polizeisirene keine Chance! Da kommst du nicht vorwärts, da bleibst du im
Verkehr stecken. Weißt du, was das bedeutet, Anna?«
    »Selbstjustiz.
Es wird zu Selbstjustiz kommen«, sagte der junge Polizist.
    »Das hatten
wir hier schon, Mohrmann … wird nur nicht bekannt gegeben. Nachrichtensperre.«
    Anna stand
blass und schmal am Tresen. »Und Clara? Was ist mit Clara?«
    Sven Manger
legte

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