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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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eingraviert.
    »Das sind
sie«, sagte er. »Die schwarzen Smaraggs.« Im Feuerschein glänzten seine Augen
dämonisch. »    In jedem steckt ein Mensch – oder das
Kostbarste, was ein Mensch besitzt.«
    Clara
spürte ein Würgen im Hals, das ihr fast die Luft nahm.
    »Hab ich’s
nicht gesagt, Goldmund hat noch ganz andere Kunststückchen drauf, als Geräusche
einzufangen. Was meinst du, was er für ein wässriges Maul kriegt, wenn ich
›Golden Death‹ pfeife, seinen Leckerbissen-Song. Dann gibt’s nämlich was ganz
Feines zu knabbern.«
    Clara wagte
nicht zu fragen, was der Leckerbissen sei.
    »Menschenherzchen,
Menschenseelchen«, fuhr Dragu spöttelnd fort und beobachtete lauernd, wie es um
Claras Mundwinkel zuckte.
    »Me-mensch
…«, hauchte sie.
    »Du hast
richtig gehört. Goldmund saugt alles, was du fühlst und denkst, aus dir heraus,
dein Gedächtnis, deine Seele.« Er grinste. »Und dann schließen wir alles, was
du fühlst und denkst, hier ein.«
    Er trat mit
dem schwarzen Smaragg noch einen Schritt näher an sie heran. Clara starrte mit
weit aufgerissenen Augen auf das teuflische Ding in seiner Hand. Es funkelte
sie bösartig an, als wollte es sagen: ›Du bist als Nächste dran … als Nächste …
als Nächste.‹
    Clara kam
fast um vor Angst. »Und dann, bin ich dann … tot?«, stotterte sie.
    »Nicht
ganz!« Er lächelte böse. »Ich werde dir zeigen, was er von dir übrig lässt.«
    Dragu
stellte das schwarze Smaragg behutsam zurück in den Schrein, hob beide Hände
und klatschte verhalten einen sonderbaren Takt. Mit einem Mal spürte Clara,
dass noch etwas anderes da war. Etwas, das den ganzen Raum einnahm. Ihr Puls
hämmerte, dass es wehtat in ihrer Brust.
    Dann sah
sie es.
    Es
schimmerte im Dämmerlicht. Etwas Riesiges. Es erhob sich über dem Schrein. Sie
glaubte schattenhaft die Umrisse einer riesigen Ohrmuschel auszumachen.
    In ihrem
Innern öffnete sich – leuchtend saphirblau – ein Auge. Groß wie das Rad eines
Flugzeugs. Im selben Augenblick zerfloss der Schatten der Ohrmuschel zu Nichts.
Zurückblieb das Auge. Es starrte sie unverwandt an.
    »Ve-Uto«,
sagte Dragu.
    Langsam
stieg aus der Tiefe der Pupille eine smaragdgrüne Flüssigkeit auf. Und darin …
ein Gesicht. Weiß wie Marmor. Das Gesicht einer Frau. Alles Blut war daraus
gewichen. Ihre Augen waren weit geöffnet, kein Lidschlag bewegte sie. Ein
Ausdruck von Staunen lag in dem reglosen Blick.
    »Wer ist
das?«, flüsterte Clara.
    »Eine wie
du«, sagte Dragu.
    Clara
stockte der Atem. »Hat … sie die Geräusche nicht erraten?«
    »Bist ein
helles Köpfchen.«
    »Ist … sie
tot?«
    »Nicht ganz
– aber fast«, sagte Dragu.
    Im
Dämmerlicht sah sie seine Zähne aufleuchten. Er grinste auch noch!
    »Nu schau
nicht so. Ist kein Kannibale, unser Goldmäulchen. Frisst nur die Seele auf. Und
das, was du da siehst, das bleibt übrig.«
    Clara
taumelte. Wann hört der Alptraum auf?, schrie es in ihr. Wann?
    In der
Pupille sah sie, eingeschlossen in glasklare smaragdgrüne Waben, Männer und
Frauen, Mädchen und Jungen. Reglos lagen sie da. Alle waren bis zum Hals in
silbrig grüne Kokons eingesponnen, als hätte eine große Spinne sie mit ihrem
klebrigen Faden festgezurrt.
    Und alle
starrten mit diesem erstaunten Blick ins Nirgendwo. Dass auf ihren Gesichtern
ein geheimnisvoller Ausdruck von Schönheit lag, bemerkte Clara in ihrem
Entsetzen nicht.
    Sie umklammerte
Dragus Hand. Sie musste sich irgendwo festhalten. Egal wo.
    Wie eine
Kamera zoomte die Pupille diese Geschöpfe heran. Jetzt erst sah sie es! Ein
Mann hatte anstelle von Menschenohren Hundeohren, echte Hundeohren! Und einem
Jungen wuchsen Fledermausohren aus dem Kopf! Einem anderen ragten anstelle seiner
Ohren riesige Insektenfühler wie Radioantennen aus dem Kopf.
    Und da!
Clara schrie auf.
    Da kam ihr
Pedro entgegen! Totenblass. Mit ausdruckslosem Blick. Eingesponnen in einen
silbrig grünen Kokon. Seine Ohren waren unversehrt.
    Clara
wirbelte herum. »Was hast du mit ihm gemacht? Was?« Sie schluchzte und schlug
mit beiden Fäusten auf Dragu ein. Er hielt ihre Hände fest.
    »Jetzt
weißt du Bescheid«, sagte er. »Gehen wir!«
    Er schob
sie unsanft nach draußen.
    Der Weg
zurück durch den engen Flur kam ihr endlos vor. Das Ächzen der Dielen unter
ihren Schritten klang jetzt unheilvoll.

Auf dem Polizeirevier
    »Frau
Doktor Maiwald, wirklich, wir können nichts für Sie tun!«
    »Was soll
das heißen?« Anna schrie den jungen Polizisten an. Ihre Stimme

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