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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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Ihr war, als
sitze sie inmitten einer Sommerwiese.
    So hatte
sie den Wind, die Vögel und Katzen nur in der Wirklichkeit gehört, nie im Radio
oder auf ihrem iPod. Nicht einmal die Geräusche aus ihrem Tonarchiv klangen so
lebensecht, und das, obwohl sie eine digitale Dolby Surroundanlage der Spitzenqualität
zu Hause hatten, wie ihre Mutter immer stolz sagte.
    Von
Lautsprechern konnte das unmöglich kommen, das hier waren die Originalgeräusche
selbst!
    Was hielt
der Mann da für ein Zauberding in seinen Fingern?
    »Wie …
kommt der Wind da hinein? Und die Vögel?«
    Er neigte
den Kopf zur Seite und lauschte weiter auf die Klänge.
    »Ich möchte
deine Geräusche hören«, hauchte sie. »Alle.«
    »Spionierst
hier herum und hast auch noch Sonderwünsche. Du bist mir vielleicht eine
Schockmeise!«
    Er ließdas
Funkelding los. Die Silberwellen in seinem Inneren erloschen.
    Auf der
Stelle wurde es still.
    »Bitte,
lass mich das Meer hören und meine Wellensittiche und die Kirchturmglocken …
und Musik. Bitte!«  Ihre Augen leuchteten vor Freude.
    Dragu
betrachtete sie durchdringend.
    Sie sagte:
»Nur noch ein einziges Mal. Bitte!«
    »Du willst
noch mehr hören? Das ist nicht üblich hier.«
    Nicht
üblich? In Claras Gesicht zuckte es. Ihr Blick heftete sich auf den
Diamanttropfen. Sie würgte die Tränen hinunter.
    »Draußen
ist es so still! Und hier drinnen … kann ich die Geräusche hören. ... Bitte!«
    »Gut, ich
werde dir mehr davon vorführen, ausnahmsweise.«
    Er nahm ein
anderes dieser Glitzerdinger zwischen Daumen und Mittelfinger ... auch in
seinem Innern blitzten silbrige Wellen auf.
    In dem
Moment kam ein Hund bellend näher. Fahrräder knirschten über einen Weg und ganz
nah plätscherten Wellen und ...
    Claras
Augen strahlten. »Da, da … ist der Feldweg. Der Kies knirscht unter den Rädern.
Der Wind streichelt mir über die Beine und übers Gesicht. ... Und ... da ist
der Weiher mit den weißen Kieselsteinen am Ufer! Die Wellen glucksen über die
Steine. Kinder laufen ins Wasser. Und dann gibt’s eine Wasserschlacht!«
    Dragu
forschte in ihrem Gesicht.
    Clara war
außer sich: »Ich höre alles wieder. Ich sehe es! Und ich fühle es! Alles!«
    Dragu zog
seine Hand zurück. Die Geräusche verstummten, das Geflimmer der silbrigen
Wellen erlosch auf der Stelle.
    »Mach
weiter! Bitte mach weiter«, bettelte Clara.
    »Du weißt,
was die Klänge erzählen.«, sagte der Mann. »Das ist ungewöhnlich. Alle, die
hier waren, haben keine Ahnung gehabt von Geräuschen!«
    Clara wurde
ungeduldig. »Wo hast du alle die Geräusche her? Wie kommen sie da hinein?«
    »Du weißt
schon viel zu viel«, sagte er und runzelte die Stirn. »Aber du bist anders.«
    Sein
stechender Blich verhieß nicht Gutes, er führte etwas im Schilde. »Vielleicht
bist du ja die Richtige!«
    Clara
schluckte. Die Richtige? Wofür?
    Er bückte
sich und zog unter dem Tisch einen schwarzen Koffer hervor, der über und über mit
Maulwurfsfellen überzogen war. Das ist der Koffer, den er am Dorfweiher bei
sich hatte, dachte Clara.
    Der
Mann drückte mit beiden Daumen auf die schwarzen Schnappschlösser. Schnarrend
sprang der Deckel auf. Ein betäubender Duft schlug ihr aus dem Koffer entgegen.
Ihre Augen weiteten sich ungläubig. Auf einem korallenroten Polster lag ein
Mund. Der Mund einer schönen jungen Frau. Groß wie eine Kinderfaust. Goldstaub
bedeckte die weichen, vollen Lippen.
    Der
Mund atmete! Ganz leise. Sie hörte es genau. – hmmmm, ffffff, hmmmm. Ein feines
langes Einatmen und eine sanftes Ausatmen.
    Der
Mund lebte!
    Der
Duft, der von ihm ausging, benebelte sie. Alles verschwamm vor ihren Augen.
    Jetzt
glaubte sie ein gieriges Lächeln über die goldenen Lippen huschen zu sehen, ein
Lächeln, so grausam, dass sie Gänsehaut überkam.
    Und
wenn er nach mir schnappt? Der Gedanke durchschnitt sie wie ein Rasiermesser.
    Sie
trat einen Schritt zurück.
    Dragu
strich mit seinem Daumen liebkosend über die goldglänzenden Lippen. Sie zuckten.
Clara schaute gebannt zu.
    »Was
ist das?«
    »Das
ist Goldmund. Wenn ich ‚seinen’ Song pfeife, saugt er jeden Klang, jedes
Geräusch, das ich bestimme, in sich hinein. Von jedem Winkel der Erde. Ein für
alle mal.«
    Sie
sah ihn ungläubig an.
    »Geheimnisse
der hohen Physik, kleine Lady«, sagte Dragu. »Goldmund ist ein Frequenzfresserchen
mit einer Fernwirkung, die um den ganzen Erdball reicht.«
    Clara
kapierte rein gar nichts.
    Dragu
kicherte in sich hinein. »Er leckt sich immer die

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