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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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mehr sprechen konnte.
    Er
räusperte sich mehrmals und versuchte es noch einmal. Legte sich seinen Satz
schnell im Kopf zurecht: »Sie müssen eine Großfahndung nach Clara und Pedro
organisieren«, wollte er sagen. Doch er stammelte:
    »Si müssn
in Großfhndung nch Clr und Pdro orgnisirn.«
    Er legte
schnell den Hörer auf. Ich bringe keinen normalen Satz heraus! Hatte er bei dem
Überfall doch ernstere Verletzungen erlitten? Langsam murmelte er ein paar
Worte vor sich hin, um sich zu testen. Doch es war ihm unmöglich, klar zu
sprechen.
    Ich dreh
noch durch in dieser verdammten Stille! Jetzt fängt mein Hirn an zu spinnen!,
dachte er. Und meine Zunge auch!
    Erleichtert
bemerkte er, dass er wenigstens noch in ganzen Worten denken konnte. Lenk dich
ab, dachte er. Lenk dich ab.
    Er
schaltete das Radio ein – und schrak zurück. Aus dem Radio kam nur Gestammel.
Er verlor die Fassung, suchte fieberhaft alle Sender ab. Überall dasselbe
Gestammel. Er schaltete den Fernseher ein. Dasselbe Desaster.
    In der
verdammten Stille spielen jetzt auch noch meine Ohren verrückt, dachte er.
Schnell schaltete er Radio und Fernseher aus.
    Er
betrachtete sich im Spiegel. Eigentlich sehe ich unverändert aus, dachte er.
Ein bisschen übernächtigt. Vor die Kamera könnte ich so nicht treten. Er
räusperte sich. Heute sollte er besser nicht mit seinem Spiegelbild sprechen.
Siehst ganz schön dämlich aus, dachte er. Ein bisschen mehr Action, bitte!
    Er spulte
seine Talkmasterposen ab ohne zu sprechen. Mit geschlossenen Lippen. Sieht ja
völlig bescheuert aus, dachte er und wiederholte das Ganze, indem er mit den
Lippen Worte formte, ohne sie laut auszusprechen. Der Mann, der ihm da so
unsicher aus dem Spiegel entgegenhampelte, gefiel ihm überhaupt nicht.
Pantomime, dachte er, liegt mir nicht. Am liebsten wäre er wieder ins Bett
gekrochen und hätte sich die Decke über die Ohren gezogen. Aber er musste sich
um Claras Mutter kümmern.
    Ich muss
sofort eine Großfahndung nach Clara und Pedro anfordern, dachte er. Bleib
ruhig, bleib bloß ruhig, Mann. Nur nicht durchdrehen. Das Wichtigste ist, dass
du deinen Verstand zusammenhältst.
    Er mailte
die Nachricht von Claras Verschwinden an seinen Sender, mit der Bitte um
Weiterleitung an alle Nachrichtenagenturen und Nachrichtenredaktionen im Land.
Eine Mail mit der Bitte um eine Großfahndung nach den beiden Kindern schickte
er an den Polizeipräsidenten. Der ist vielleicht nicht so dämlich wie der
Beamte der hiesigen Polizeiwache, überlegte er. Aber sicher war er sich nicht.
    Er hatte
sich heute frei genommen, wie Anna ihm geraten hatte, um seine Prellungen zu
kurieren und brauchte zum Glück nicht aus dem Haus zu gehen. Die Vorstellung,
dass Leute ihn ansprechen und sein Gestammel hören könnten, machte ihm
grässlich Angst.
    Im Internet
recherchierte er alles, was über die Katastrophe zu erfahren war. Aus
Nachrichtenmagazinen, Blogs und Chatrooms erfuhr er, dass das Gestammel
weltweit, in allen Ländern und Sprachen ausgebrochen war. Von einer unheimlichen
Sprachkrankheit, die sich über Nacht auf der ganzen Welt ausgebreitet hatte,
war die Rede.
    Es schien,
so stand da zu lesen, dass die Laute A und E aus allen Sprachen verschwunden
waren. Vielleicht sei ein Laute fressendes Virus am Werk, vermuteten Experten-Blogs.
Den meisten schien es so zu gehen wie ihm. Sie konnten noch klar denken und im
Geiste klar formulieren. Aber es war nicht mehr möglich zu sprechen. Die
Störung wirkte sich anscheinend nur auf den Redefluss, nicht auf den
Gedankenfluss aus.
    Er holte
tief Luft. Er war also kein Einzelfall. Er nahm Papier und Bleistift und
schrieb in gut leserlicher Schrift einige Fragen darauf. Dann setzte er sich,
ohne zu frühstücken, in seinen kanarienvogelgelben Ferrari und fuhr in die
Stadt zum Zoo. Vielleicht wusste Anton, der Tierwärter, mehr. Vielleicht konnte
der ihm seine Fragen beantworten, schließlich war er einer der besten Freunde
von Pedro und Clara.
    Als er vor
Antons kleinem Einfamilienhaus parkte, hörte er aus der geöffneten Terrassentür
im Erdgeschoss eine Frau zetern.
    »Wirst du
glich us dm Btt ufsthn, du fulr Sck du, du lt Schlfmütz du!«, keifte Gunda,
Antons Frau.
    Was
schimpfte sie da? Miguel überlegte. Wahrscheinlich hieß das so viel wie: »Wirst
du gleich aus dem Bett aufstehen, du fauler Sack, du alte Schlafmütze, du!«
    Wie gut,
dass ich ein Sprachtalent bin, dachte er. Fremdsprachen hab ich immer schon
schnell begriffen.
    Durch die
geöffnete

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