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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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Terrassentür sah er Anton im Bett liegen. Vor ihm hatte sich Gunda
aufgebaut, im Morgenmantel, die Hände in die Hüften gestemmt. Miguel wusste,
dass sie Anton seit Jahrzehnten mit ihrem ewigen Gezeter das Leben schwer
machte. Pedro hatte einmal davon erzählt.
    Plötzlich
hörte er Anton lauthals lachen. An diesem Morgen drehte der Tierwärter sich
nicht, wie gewohnt, bei den Schimpftiraden seiner Frau brummend auf die andere
Seite, um noch eine Runde weiterzuschlafen. Nein. Als er seine Frau so vor sich
stehen und wütend stammeln sah, da bog er sich unter seiner Bettdecke vor
Lachen. Es war das erste Mal im Lauf seiner dreißigjährigen Ehe, dass er so
früh so hellwach war. Er merkte gar nicht, dass er nicht »hahaha« und »hehehe«,
sondern nur »huhuhuh« und »hihhihi« lachen konnte.
    Jetzt legte
Gunda erst richtig los. Sie platzte schier vor Wut. Und es war ihr ganz egal,
was sie da schimpfte: »Ws gibt’s d so sublöd zu lchn! Du Hllodri! Du Tgdib, dir
wrd ich hlfn, zu lchn, du Nichtsnutz du lndigr, du ltr ff, du!«
    Miguel
versuchte zu verstehen, was sie da wetterte. Hörte sich an wie:»Was gibt’s da
so saublöd zu lachen. Du Hallodri! Du Tagedieb, dir wird ich helfen, du elender
Nichtsnutz, du alter Affe, du!«
    Miguel
schüttelte den Kopf. Er würde sich das nicht gefallen lassen.
    Doch für
Anton schien das der lustigste Tag seines Lebens zu sein. Er lachte sich
kringelig über seine Frau.
    Offensichtlich
hat er noch nicht begriffen, was über Nacht passiert ist, ging es Miguel durch
den Kopf. Er war unschlüssig, ob er noch warten sollte.
    Plötzlich
kam ihm eine Idee: Wie wäre es, wenn ich das Gestammel vermarkten würde? Das
wäre doch genial! Diesen neuen Stammeljargon könnte ich zum Quotenrenner
ausbauen. Im Geiste sah er schon die Schlagzeilen: »Talkmaster unterhält sich
in ›neuer Sprache‹ mit seinen prominenten Gästen« und: »Talk-Runde brilliert
mit Gags und Witz in ›neuer Sprache‹«. Das wär’s doch!, dachte er. »Talkmaster
gründet Sprachinstitut mit Kursen in der ›neuen Sprache‹«. Das lass ich mir
patentieren. Politgrößen und Weltstars könnte ich trainieren.
    Die Ideen
jagten wie Fieberschauer durch sein Hirn.
    Hatte ihn
jetzt auch der Stillekoller gepackt? Quatsch – das war ein Millionending.
Besonders begabten Menschen könnte er beibringen, in der neuen Sprache zu
denken und zu schreiben. Es gibt viel zu tun, dachte er. Was sitze ich hier rum
und warte auf den Tierwärter?
    Gerade
wollte er seinen kanarienvogelgelben Ferrari starten, als Anton in der
Terrassentür erschien. Er lachte noch immer über das ganze Gesicht.
    »Hllo
Migul! Ws mchn Si dnn hir?!« Sein Lachen verzog sich zur Grimasse. Erschrocken
hielt er sich die Hand vor den Mund. Zaghaft versuchte er es noch einmal. »Hllo
Migul.« Er schlug entsetzt beide Hände vor den Mund.
    Miguel
wedelte mit seinem Fragezettel und machte ihm mit Gesten verständlich, dass er
ihn sprechen wolle. Anton, immer noch die Hände vor dem Mund, bedeutete ihm,
ins Haus zu kommen.
    Bevor
Miguel Anton seinen Fragezettel in die Hand drückte, holte er einen Bleistift
aus seiner Jackentasche und kritzelte oben auf den Zettel:
    »Tag
Anton! Heute Nacht hat Virus Sprache befallen. Sprechen geht nicht. Schreiben
ist besser! Holen Sie Bleistift und Papier. Clara ist seit gestern verschwunden. Wissen
Sie, wo sie ist?«
    Anton saß
da wie vom Donner gerührt. Es dauerte, bis er sich gefasst hatte, bis er einen Stift
und Papier geholt hatte. Er schrieb:
    »Furchtbar.
Wie soll das alles weitergehen? Habe Clara seit einer Woche nicht gesehen. Pedro auch
nicht. Weiß nicht, wo sie sind. Frage heute im Zoo nach. Vielleicht hat sie
dort jemand gesehen.«
    Miguel
nickte und schrieb:
    »Können
Sie zu Clara s Mutter fahren?
Versprach ihr, sie heute zu besuchen. Habe aber keine Zeit.«
    »Schade.
Beistand hätte ihr sicher gut getan!«
    »Termine,
Termine! Grüßen Sie sie! Bleiben über E-Mail in Verbindung, okay?«
    Anton
nickte. »Ich
fahre zu Clara s Mutter, bleiben in
Verbindung.«
    Schon am Nachmittag
übte Miguel vor dem Wandspiegel zu Hause für seinen Auftritt in der ›neuer
Sprache‹.

Die dritte Runde
     
    Am Morgen
des Tages, an dem die Menschen weltweit zu stammeln begannen, wurde Clara vom
Quietschen des Schlüssels im Türschloss geweckt. Sie fuhr auf, wusste nicht, wo
sie war. Sie hatte unruhig geschlafen, fühlte sich klebrig und verschwitzt.
    Nur
allmählich erinnerte sie sich an den nächtlichen Streit, daran,

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