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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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richtete sich auf.
    Durch das
Schlüsselloch sah Clara, wie er die Faust ballte. »Niemals. Aber das Mädchen
kriegst du nicht!«
    In der
Stille, die eintrat, hörte Clara den Atem des Fremden pfeifen.
    »Ich kann
nicht mehr mit ansehen, was du mit den Menschen machst«, sagte Dragu.
    »Stell dich
nicht so an. Bist über Nacht ein Sensibelchen geworden, wie? Was ist schon
dabei? Es fließt nicht mal Blut bei uns – nicht wirklich. Also hab dich nicht
so!« Er knurrte in sich hinein: »Die Dinger haben Glück … sie sterben nicht
mal!«
    Dragu
sprang auf. »Ich habe lange nicht begriffen, was hier abläuft. Aber jetzt fange
ich an zu kapieren. Du hast mir Ramida gestohlen! Damit  hast du mich
erpresst!«
    »Sieh mal
an, was du alles weißt«, fauchte der Mann. »Erinnerst dich wirklich an alles!«
    »Nur
deshalb habe ich mich auf diesen Pakt eingelassen, nur deshalb!«, schrie Dragu.
»Und deine Experimente mit den Menschen – Schluss damit! Es reicht!«
    »Spüren sie
doch nicht.«, zischte der Mann. »Sie kriegen neue Öhrchen, feinere Öhrchen.
Können besser hören mit den neuen Öhrchen!«
    »Ich lasse
das nicht mehr zu!«
    »Willst
Ramidchen nicht mehr sehen? Ist ein schönes Weib geworden, deine Ramida«, sagte
der Mann lauernd.
    »Ich werde
Ramida holen.Darauf kannst du Gift nehmen!«
    »Gut. Dann
mach den Koffer auf – Goldmund braucht sein Liedchen.«
    »Du bist
ein genialer Erfinder – aber du bist verrückt!«
    Der
nächtliche Gast schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich bin nicht verrückter
als alle die anderen, die da draußen rumlaufen«, sagte er, und seine Stimme
überschlug sich. »Was passiert denn da draußen? Jede Minute? Am Esstisch zu
Hause? Im Klassenzimmer? Im Pausenhof? Was denn?«
    »Bei dir
tickt’s doch nicht richtig!«
    »So? Und
wie ist es, wenn sie dich begaffen wie eine Kanalratte, bloß weil du anders
bist als sie? Wie ist es, wenn das Pack dich im Pausenhof triezt und demütigt?
Wenn sie über dich herfallen und kläffen wie die Wölfe: ›Jagt sie, die Sau!‹
Wenn du um dein Leben rennst! Und die? Die lachen dich aus: Angsthase! Memme!
Heulsuse! Bloß weil du anders bist als das ganze Gesindel. Wie ist es, wenn sie
dich im Schwimmbad unters Wasser drücken, so lange, bis du glaubst, es ist aus
mit dir? Lassen dich erst los, wenn du dich nicht mehr rührst, wenn du dich tot
stellst. Die Schweine.«
    Der Fremde
ging ruhelos auf und ab. »Und die eisigen Augen von Mutter bei Tisch. Ein
Blick, dass dir das Blut in deinen Adern gefriert. Weil du kein Traumkind bist,
weil sie sich schämt wegen dir. Mit spitzen Fingern fasst sie dich an, ekelt
sich vor dir.«
    Er blieb
abrupt stehen. Eine Weile war es still. Leiser fuhr er fort:»Eitel ist sie …
und schön … so schön ... trägt einen Schal aus korallenroter Seide um ihren
weißen Hals. Gold geschminkt ihre Lippen!«
    Immer
leiser wurden seine Worte. »Und das grausame Zucken um ihren Mund, wenn du mal
ein lautes Wort sagst, wenn dir mal ein Lachen auskommt. Schöner, böser Mund!«
    Sein Atem
pfiff vor Erregung. »Weißt du, wie es dir da geht? Wärst du bloß nie geboren,
denkst du. Verkriechen willst du dich. Heulen willst du, schreien willst du und
würgst es runter und erstickst daran!«
    Seine
Stimme war ganz hoch und schrill geworden: »Beben tust du ganz tief da drinnen,
brennen tust du und keiner darf es sehen. Drückst dich in Ecken und Winkeln
herum wie ein Schatten. Traust dich nicht mehr aufrecht zu gehen. Traust dich
nicht mehr, den Leuten in die Augen zu schauen. Aber die Ratten geben keine Ruhe.
Nein, die geben keine Ruhe!«
    Der Mann rang
nach Luft. »Irgendwann ist es dann so weit«, murmelte er. »Es drückt dich ab da
drinnen … alles schrumpft, bis sich nichts mehr rührt, da drinnen. Funkstille.
Die haben deine Seele aufgefressen. Wir machen das jetzt genauso, Goldmund und
ich – auf unsere Art.«
    Eine Weile
blieb es still. Nur das Schnaufen des Fremden war zu hören.
    Dragu
sagte: »Ich lasse nicht zu, dass du dem Mädchen auch nur ein Haar krümmst.« Granithart
wurde seine Stimme: »Wenn du sie auch nur anrührst, dann …«
    »Du drohst
mir? Muss ja ein richtiger Schatz sein, die Kleine, hängst ja schon richtig an
ihr«, sagte der Mann. »Wo ist sie?«
    Clara war
es, als steche eine Wespe sie in den Nacken, so schauerte die Angst über ihren
Rücken.
    »Hier ist
sie nicht.«
    »Was du
nicht sagst – und was ist hinter dieser Tür?«
    Er humpelte
in ihre Richtung. Das Schlüsselloch verdunkelte

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