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Gérards Heirat

Titel: Gérards Heirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Theuriet
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Thüre gewiesen haben, trage ich Ihnen nichts nach, und Sie haben keinen zuverlässigeren Freund als mich ...«
    Helene beschleunigte ihre Schritte ohne zu antworten, aber er war entschlossen, ihr zu folgen.
    »Nun,« fuhr er fort, »was ich vorhergesagt habe, hat nicht lange auf sich warten lassen ... Sie sind nun kompromittiert,man spricht in der ganzen Stadt von nichts als von Ihnen; ich für meinen Teil glaube nichts von allem, was man sagt, und der Beweis ist, daß ich jetzt meine Anfrage bei Ihnen erneuere ... Wollen Sie mir Ihre Hand für meinen Namen geben?«
    Zornesröte bedeckte Helenens Stirne. Der Skandal mußte sehr groß sein, da Finoël sich zu dieser beleidigenden Bewerbung ermutigt fühlte ...
    »Sie haben eine niedrigere Gesinnung, als ich Ihnen zugetraut hätte,« antwortete sie entrüstet.
    »Und Sie eine sehr zähe Hoffnung!« entgegnete er. »Rechnen Sie denn auch nach dem, was gestern geschehen ist, noch darauf, Herrn von Seigneulles zu heiraten?«
    »Ich rechne darauf, heute abend die Stadt zu verlassen, mein Herr, und der letzte Aerger, den ich beim Scheiden empfinde, ist der, Sie noch gesehen und gesprochen zu haben!« Sie erhob das Haupt, warf dem kleinen Buckligen einen verächtlichen, niederschmetternden Blick zu und trat in ihr Haus.
    Beim Frühstück flüsterte ihr Marius ins Ohr: »Der Wagen ist auf heute abend um acht Uhr bestellt.«
    Nun war der Augenblick gekommen, das Schweigen zu brechen, und Helenens Herz klopfte laut; sie konnte sich nicht entschließen, Herrn Laheyrard, der sie mit Unruhe und Sorge ansah, ihren Entschluß mitzuteilen. »Ich werde es gleich sagen,« sagte sie zu sich selbst und schob den gefürchteten Augenblick immer weiter hinaus.
    Endlich, als man eben vom Tische aufstehen wollte, sagte sie mit leiser, unsicherer Stimme: »Lieber Vater, du weißt, daß Frau Le Mancel darauf besteht, daß ich zu ihr zurückkomme, ich habe mir ihren Vorschlag reiflich überlegt und bin entschlossen, ihn anzunehmen.«
    Herr Laheyrard erbleichte und seine Frau blieb mit offenem Munde stehen.
    »Ich werde sobald wie möglich abreisen,« fuhr Heleneeilig fort, »ich habe meinem Bruder meine Gründe angegeben und er hat sie gebilligt; nicht wahr, Marius?«
    Der Dichter ließ einige unverständliche Worte als Zeichen des Einverständnisses hören und begann, da er nicht wußte, wie er seine Fassung bewahren sollte, seine Pfeife zu stopfen.
    »Wie, wie!« stammelte der alte Lehrer, »wir wollen sehen, ... es eilt ja nicht.«
    »Man muß die gute Stimmung Frau Le Mancels benutzen und ich denke, ich werde heute abend abreisen.«
    Bei dem Wort »abreisen« brachen Toni und Benjamin, die Helene leidenschaftlich liebten, in Thränen aus und klammerten sich an sie an.
    »Das ist ja rein verrückt,« rief Frau Laheyrard ganz verblüfft; »heute abend! was denkst du denn? Deine Wäsche ist noch nicht in Ordnung, dein Koffer nicht gepackt!«
    »Verzeih! ich habe das Nötige schon eingepackt; das übrige kannst du mir ja später schicken.«
    »So etwas ist noch nie dagewesen,« fuhr die Schulrätin fort, »nur du kannst solche Launen haben ... Was werden denn die Leute sagen, wenn du plötzlich abreisest, als hättest du ein Verbrechen begangen?«
    »Die Leute werden sagen, was sie wollen,« entgegnete Helene kurz, »ich bin nicht gewöhnt, mich um ihre Meinung zu kümmern.«
    Herr Laheyrard schwieg; er nahm seine Tochter an der Hand und zog sie in den Garten.
    »Mein Kind,« seufzte der arme Mann, »diese plötzliche Abreise muß einen Grund haben, den du mir verheimlichst ... Hat dir hier jemand Ungelegenheiten gemacht?«
    »Nein, Väterchen, ich bin so glücklich wie möglich, nur, weißt du, muß man auch an die Zukunft denken ... Die Kinder werden größer und deine Einkünfte vermehren sich nicht in dem Maße, in dem der Hunger der beiden Kleinen wächst.«
    »Ich verstehe, ich verstehe, du bist eine gute Tochter ...aber ich ... was soll aus mir werden ohne dich? Du warst meine Gefährtin, meine einzige Freude ... Aber Väter dürfen nicht zu egoistisch sein... Gib mir einen Kuß!«
    Sie warf sich an seine Brust und bemühte sich, ihre Thränen zu verbergen. Der Nachmittag schlich traurig vorüber. Als die Nacht einbrach, hielt der von Marius gelenkte Einspänner vor der Thüre. Frau Laheyrard hielt den Augenblick für gekommen, um ihren Schmerz zu zeigen, und zerfloß in Thränen. Die Kinder machten ihr dies nach. Helene umarmte sie alle, aber ihre letzten Küsse sparte sie für ihren

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