Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
können.«
    Ich stieg aus und ging zur Haustür meines toten Freundes, die Hände leer, die Gedanken bei meinem .38er in der Tasche.

5
    G eli Bauer lauschte dem Bericht Corellis vom Haus der Fieldings.
    »Sie gehen jetzt rein. Tennant ist als Erster gegangen. Die Seelenklempnerin wartet am Wagen. Jetzt geht sie ebenfalls. Warten Sie … ich glaube, der Doc hat eine Knarre.«
    »Welcher Doc?«
    »Oh. Tennant. Er hat eine Schusswaffe in der Tasche. Vorne rechts.«
    »Sehen Sie den Kolben?«
    »Nein, aber die Form verrät, dass es sich um einen Revolver handeln muss.«
    Was zur Hölle glaubt Tennant, was ihn erwartet? Die Verbindung knisterte und rauschte.
    »Was soll ich tun?«, fragte Corelli.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, halten Sie sich bedeckt und stellen Sie sicher, dass die Mikros funktionieren.«
    »Die Witwe ist jetzt an der Tür. Sie lässt die beiden ins Haus.«
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    Geli unterbrach die Verbindung zu Corelli. Wenn Tennant eine Waffe bei sich trug, fürchtete er um sein Leben. Er musste glauben, dass Fielding ermordet worden war. Aber warum? Die Droge, die Fielding erledigt hatte, verursachte eine tödliche Gehirnblutung – einen echten Schlaganfall. Ohne Autopsie konnte ein Mord nicht nachgewiesen werden. Und es würde keine Autopsie geben. Tennant musste mehr wissen, als Godinglaubte. Falls der FedEx-Brief, den er erhalten hatte, von Fielding gekommen war, hatte er vielleicht irgendeinen Beweis enthalten.
    Sie berührte das Mikrofon ihres Headsets und sagte: »Skow, zu Hause.« Der Computer wählte die Nummer von John Skows Haus in Raleigh.
    »Was gibt es nun schon wieder?«, fragte Skow, nachdem es zweimal geläutet hatte.
    »Tennant und Weiss haben auf dem Weg zu Fieldings Witwe kaum ein Wort gesprochen.«
    »Na und?«
    »Das ist nicht normal. Sie vermeiden Unterhaltungen.«
    »Tennant weiß, dass er überwacht wird. Sie wollten doch immer, dass alle es wissen.«
    »Sicher, aber Tennant war noch nie so heimlichtuerisch. Er hat irgendwas vor.«
    »Er ist ein wenig mit den Nerven runter. Das ist normal.«
    »Er trägt eine Schusswaffe bei sich.«
    Eine Pause. »Okay, er ist richtig mit den Nerven runter. Wir wussten schließlich, dass er eine Waffe im Haus hat, oder?«
    »Das ist etwas anderes, als mit dem verdammten Ding durch die Gegend zu rennen.«
    Skow kicherte. »Das ist die Art von Reaktion, die Sie in den Menschen hervorrufen, Geli. Ernsthaft, beruhigen Sie sich. Alles läuft genau nach Plan. Wir wissen, dass Tennant bereits Verdacht geschöpft hatte. Heute ist sein bester Freund gestorben. Er ist paranoid, das ist ganz normal. Wir wollen ihn auf keinen Fall noch misstrauischer machen.«
    Sie wünschte, sie könnte mit Godin reden. Sie hatte versucht, ihn unter seiner Privatnummer zu erreichen, doch er hatte nicht abgenommen und auch nicht zurückgerufen. Es war das erste Mal, dass Peter Godin nicht für sie erreichbar war. »Hören Sie, ich denke …«
    »Ich weiß, was Sie denken«, unterbrach Skow sie. »Sie unternehmen keine Schritte ohne meine Erlaubnis.«
    »Arschloch«, sagte Geli, doch Skow hatte bereits wieder aufgelegt.
    Sie drückte einen Knopf, der sie mit dem NSA-Headquarter in Ford Meade verband. Ihr Verbindungsmann dort war ein junger Bursche namens Conklin.
    »Hallo, Miss Bauer«, sagte er. »Sie rufen wahrscheinlich wegen der FedEx-Sache an?«
    »Was glauben Sie?«
    »Ich habe, was Sie suchen. Der Brief wurde in einem Postamt in Durham, North Carolina, in einen Kasten geworfen. Der Name des Absenders lautet Lewis Caroll.«
    Also hatte Fielding seinem Freund Tennant einen Brief geschickt. Sie wusste, dass er ihn nicht selbst eingeworfen hatte – das hatte wahrscheinlich Fieldings Frau besorgt. Geli beendete das Gespräch und lehnte sich im Stuhl zurück, während sie die Situation neu bewertete.
    Vor sieben Stunden hatte sie auf Godins Befehl hin einen Mann getötet, ohne den genauen Grund dafür zu kennen. Geli hatte kein Problem damit. Fielding hatte eine Gefahr für das Projekt bedeutet, und nach den Bedingungen ihres Vertrages war das ausreichend. Falls sie eine moralische Rechtfertigung suchte, war Project Trinity kritisch für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten. Die Exekution Fieldings war, als hätte sie einen Spion eliminiert, der beim Verrat erwischt worden war. Trotzdem war sie neugierig, was den Grund anging. Godin hatte ihr erzählt, dass Fielding das Projekt sabotieren und Daten stehlen würde. Geli war nicht sicher,

Weitere Kostenlose Bücher