Geraubte Herzen
man. Brauchen Sie noch irgendetwas?«
»Wasser.« Sie sah ihn eine Flasche holen und überlegte, dass sie sich ans Bedientwerden gewöhnen konnte. »Und ein Cookie.«
Er schraubte die Flasche auf und gab sie ihr. Als sie fertig war, brach er ein Stück von einem der Cookies ab und hielt es ihr an die Lippen.
Zimt und Vanille. Sie stürzte sich gierig auf den Happen, kaute, schluckte und war satt. Nicht mehr weinerlich und erschöpft, wie bei ihrer Ankunft, sondern angenehm müde und mit einem sicheren Gefühl wie seit fünf Jahren nicht mehr.
Noch ein Schluck Wasser, und er zog ihr die Extra-Kissen unter dem Kopf heraus. Seine dunklen Augen strahlten rätselhaft aus seinem gebräunten Gesicht. Seine Lippen waren leicht geöffnet. Er setzte sich, Hüfte an Hüfte, neben sie. Aus seinem Gesichtsausdruck zu schließen, wollte er ihr etwas sagen, etwas, was ihre Sorglosigkeit betraf oder ihren Mangel an Vernunft. Sie beschloss, ihn reden zu lassen. Immerhin hatte er sich ihrer gewissenhaft angenommen. Abgesehen davon, bekam sie im Moment keine Entrüstung zu Stande.
Aber er bewegte sich mit Hüften und Händen auf die Mitte des Betts zu. Ohne Fanfare, ohne zu fragen, ohne sie über seine Absichten zu informieren, knotete er den Gürtel des Bademantels auf.
Sie griff nach den Enden.
Er schob ihre Hände weg. »Ich habe Sie schon gesehen. Erinnern Sie sich?«
Ja, sie erinnerte sich, aber das war etwas anderes. Sie war durchgedreht und halb verrückt vor Angst gewesen. Jetzt war sie satt und bei Verstand. Völlig bei Verstand.
Sie griff wieder nach dem Gürtel, doch sie versuchte vergeblich, sich mit dem Bademantel zu bedecken.
Er packte ihre Handgelenke und hielt sie zur Seite. Und er betrachtete sie. Er studierte jeden Quadratzentimeter mit einer Inbrunst, die sie förmlich in Brand setzte. Ihre Brüste prickelten und schwollen an. Ihr Magen krampfte, und sein Blick ließ sie nur allzu gut erinnern, wie eingehend er sie zwischen den Beinen gewaschen hatte.
Aber die Wahrheit war, er hatte sie zum Orgasmus gebracht. Sie, die den eigenen Körper und dessen Bedürfnisse jahrelang ignoriert hatte. Sie, die an nichts anderes als Arbeit und Studium dachte. Jetzt sah er sie an, und ihr Körper gehorchte dem wortlosen Befehl, sich bereit zu machen. Die Senke zwischen ihren Beinen schmerzte vor Lust nach Berührung. Sie wurde feucht und betete, dass er sie nicht berührte, oder er wüsste, welche Macht er über sie hatte - und er war eingebildet genug.
Doch er berührte sie nicht. Nicht mit den Händen. Stattdessen beugte er sich nah an ihre Brust und legte das Ohr auf ihr pochendes Herz.
Er spielte nicht fair. Die Geste berührte sie. Sie kämpfte darum, die Hände frei zu bekommen, doch als er sie losließ, war sie nicht vernünftig, schob ihn nicht weg, sondern grub die Finger in sein Haar. Er hatte ihre Zärtlichkeit geweckt, einen Moment lang kam ihr Herz zur Ruhe, und sie war zufrieden.
Als er sich auf ihr entspannte, wurde ihr bewusst, dass
sein Atem ihre Haut streifte, ein feiner Lufthauch streichelte ihre Nippel. Er lag halb auf ihr, seine Hitze war unwiderstehlich. Ihre Finger schwelgten in seinem kurzen Haar, glitten wie von selbst in seinen Nacken und massierten seine Schultermuskeln. Sie war am Leben, er war bei ihr, die Welt war am Ende wieder in Ordnung gekommen.
Als Zack sicher war, dass Hope schlief, entfernte er sich und ging zum Telefon. Er schaute auf die Uhr. Es war neun, aber ihm war egal, wie spät es war. Er war Zachariah Givens, und es war Zeit, sein ganzes Gewicht in die Waagschale zu werfen.
Er griff zum Hörer und ließ sich von der Vermittlung durchstellen.
Der Bürgermeister nahm natürlich selbst ab, und Zack war froh, als der glatten Stimme eine gewisse Nervosität anzuhören war. »Mr. Givens, was für eine Freude, von Ihnen zu hören.«
Zack bewegte sich in die hinterste Ecke des Zimmers. Er wollte Hope nicht aufwecken. In seinem kältesten Tonfall sagte er: »Es ist mir zu Ohren gekommen, dass Mission Hill eine unsichere Gegend ist.«
»Nun … sicher … das heißt …« Der Bürgermeister geriet verunsichert ins Schwimmen, weil er sich über Zacks Motive nicht im Klaren war. »Die Polizei ist überaus wachsam, aber unglücklicherweise wird die Gegend immer mal zum Problem, insbesondere wenn die Leute so unklug sind, ohne angemessenen Schutz hinzugehen -«
»Und was, wenn jemand dort wohnt?«
Der Bürgermeister begriff langsam, worauf Zack abzielte. »Gibt es
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