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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Bree irgendwie interessiert hätte.
    Sie knallte die Tür zu, sodass seine Schmerzensschreie nur noch gedämpft zu hören waren.
    Der Wind legte sich.
    Das silberne Licht verblasste.
    EB starrte Bree sprachlos an.
    »Meine Güte«, sagte sie schließlich, um dann hinzuzufügen: »Ist ihm was passiert?«
    Bree zuckte die Achseln, holte tief Luft und schob sich die Haare hinter die Ohren. Dann öffnete sie die Bürotür einen Spaltbreit, um nach draußen zu spähen. »Er geht gerade den Gang runter«, berichtete sie. »Und er humpelt nur ein wenig.«
    »Ich glaube, Sie haben ein bisschen überreagiert«, meinte EB, während sie sich mit verwundertem Gesichtsausdruck im Zimmer umsah. »Möchte bloß wissen, wo dieser Wind herkam. Und das Licht.« Sie rieb sich die Stirn, als habe sie Kopfschmerzen, und blickte zur Deckenlampe hoch. »Vielleicht sollten wir das Neonlicht gegen was anderes austauschen. Sehen Sie mal! Das Fenster steht ja auf. Diese Brise hat meine Akten ganz schön durcheinandergewirbelt.« Sie erhob sich, um die über den Fußboden verstreuten Papiere einzusammeln.
    Bree wusste nicht genau, wo ihre übernatürlichen Kraftanfälle eigentlich herkamen. Sie traten nicht oft auf, und dies auch erst, seitdem sie Fälle übernommen hatte, bei denen es um die Seelen von Verdammten ging. Immerhin war sie sich sicher, dass EB nach einiger Zeit vergessen würde, dass ihr Angriff auf Payton die Ratte in irgendeiner Weise ungewöhnlich gewesen war.
    Dann setzte die übliche körperliche Reaktion ein. Bevor ihr die Beine wegsackten, nahm Bree auf dem Besucherstuhl Platz. »Das hätte ich wirklich nicht tun sollen.«
    »Wieso denn nicht? War doch ganz richtig, dass Sie diesen kleinen Armleuchter rausgeschmissen haben. Der hat vielleicht eine Ausdrucksweise!« EB ordnete die Papiere zu einem Stapel und sah ihre Arbeitgeberin an. »Vielleicht sollten Sie jetzt lieber nach Hause gehen, um etwas zu essen. Wissen Sie was? Ich könnte wetten, dass Ihr Zuckerspiegel plötzlich abgesackt ist. Das macht die meisten Leute ziemlich reizbar. Also trinken Sie eine Tasse gesüßten Tee. Und legen Sie die Füße hoch.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen um mich.« Auf einmal war Bree den Tränen nah. Auch das gehörte nach einem ihrer Anfälle dazu. Um sich abzulenken, kniff sie sich fest ins Bein. »Ich glaube, ich sollte lieber zum Set von Bitter Tide fahren. Einfach um nach Justine zu sehen. Meinen Sie, diese Mrs. Waterman hat tatsächlich einen Haftbefehl gegen sie erwirkt?«
    »Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass Ihnen dieser Typ die Wahrheit gesagt hat. Andererseits dürfte es eine gute Idee sein, sie zu besuchen. Ich gebe schnell die Änderungen im Testament ein und drucke das Ganze aus. Dann haben Sie einen triftigen Grund, um dort ein bisschen rumzuschnüffeln. Dauert etwa eine halbe Stunde. Ist das okay?«
    »Natürlich«, sagte Bree.
    »In der Zwischenzeit können Sie ja nach Hause gehen und mit Ihrer Schwester Tee trinken. Gesüßten Tee.«
    Bree schlug die Hand vor den Mund. »O mein Gott! Antonia hab ich ja völlig vergessen.«
    In diesem Augenblick flog die Bürotür auf, und Antonia stürmte mit zornrotem Gesicht herein. »Hier bist du also!« Sie stemmte die Hände in die Hüften und klopfte mit dem Fuß auf den Boden. »Ich dachte, du wolltest zum Lunch nach Hause kommen. Ich bin extra zum Park-Avenue-Markt gegangen, um von meinem letzten Geld den Krabbensalat zu kaufen, den du so magst. Und dann musste ich praktisch alles alleine essen.« Sie holte eine Papiertüte aus ihrer Tragetasche und warf sie Bree zu. »Hier ist der Rest. Ich habe ein Sandwich damit gemacht. Zwei klitzekleine Sandwiches, um genau zu sein. Eins für dich und eins für Mrs. Billingsley. Hi, Mrs. Billingsley! Haben Sie sich schon entschlossen, den Job bei meiner schusseligen Schwester aufzugeben und sich eine Stelle bei jemandem zu suchen, der zuverlässiger und pünktlicher ist?«
    »Noch nicht«, erwiderte EB gelassen. »Wie geht es Ihnen, mein Kind?«
    »Bestens. Hab Sie ja seit vor den Feiertagen nicht mehr gesehen.« Antonia suchte nach einem freien Stuhl, fand aber keinen und pflanzte sich deshalb auf den Fußboden. »Ich arbeite jetzt wieder als Inspizientin am Savannah Rep Theater, wissen Sie. Deshalb reicht mein Geld auch nur aus, um eine Portion Krabbensalat für Magersüchtige zu kaufen.« Sie wühlte in ihrer Tasche herum. »Hab ich ganz vergessen. Kartoffelchips.« Sie warf Bree den Beutel zu, die ihn skeptisch betrachtete

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