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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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beinahe mit Cordelia Eastburn zusammengeprallt wäre.
    »Hey, Bree! Wieder im Lande?« Die Bezirksstaatsanwältin spähte in den Fahrstuhl. »Da ist ja auch Ron Parchesi.«
    »Par-chay-see spricht sich das aus, nicht so wie das Spiel«, stellte Ron richtig. »Wie geht’s Ihnen, Ms. Eastburn?«
    »Bestens. Darf ich Ihnen Ihre Chefin kurz entführen, Ron?«
    »Klar. Ich muss sowieso noch mal nach oben.«
    Cordy zog Bree zur Seite, damit sie niemandem im Wege standen, denn in der Eingangshalle wimmelte es von Menschen. Sie war Mitte vierzig und hatte den Posten der Bezirksstaatsanwältin erst seit wenigen Jahren inne. Bree war sich ziemlich sicher, dass Cordy ihr Ziel, die erste schwarze Gouverneurin von Georgia zu werden, in absehbarer Zeit erreichen würde.
    »Sie sehen ziemlich mitgenommen aus. Alles in Ordnung?«
    »Ja, danke, Cordy. Wie geht’s denn Ihnen so?« Bree neigte den Kopf zur Seite. »Schicke neue Ohrringe.«
    Cordelias einziges Zugeständnis an die Mode bestand darin, dass sie eine Schwäche für handgearbeitete Ohrringe hatte. Das schneckenförmige Paar, das sie heute trug, war aus geblasenem Glas angefertigt worden. Cordy tippte an die Ohrringe und lächelte zurückhaltend. »Ein Weihnachtsgeschenk.«
    »Hübsch«, meinte Bree. »Ein Geschenk, hinter dem sich ernsthafte Absichten verbergen?«
    Cordy hob die linke Hand, deren Ringfinger leer war. »Schon möglich. Da wir gerade beim Thema sind: Haben Sie Sam Hunter in der letzten Zeit gesehen?«
    Bree fuhr schuldbewusst zusammen. »O Gott, den wollte ich eigentlich anrufen. Haben Sie ihn denn gesehen?«
    »Öfter, als mir lieb ist. Nicht dass ich was gegen den Mann hätte. Ganz im Gegenteil. Er ist schließlich einer der besten Cops, die wir hier in Savannah haben. Aber seit diese Filmleute in der Stadt sind, gibt es … wie soll ich sagen … mehr Reibungspunkte als sonst zwischen Polizei und Bevölkerung, sodass Sam ziemlich häufig bei mir aufkreuzt. Was mich zu der Frage bringt, die ich Ihnen stellen möchte«, sagte sie in forschem, leicht tadelndem Ton.
    »Okay«, erwiderte Bree. »Worum geht’s?«
    Cordys Blick verhärtete sich. »Sind Sie gerade dabei, einen alten Fall wieder aufzurollen?«
    »Sie meinen den Mord an Haydee Quinn?«
    »Genau. Sind Sie damit befasst?«
    Bree zögerte einen Moment. »Nicht offiziell.«
    »Ich glaube, ich habe Sie nicht ganz richtig verstanden, Bree. Was heißt hier nicht offiziell ? Sind Sie Angestellte des Staates Georgia? Gehören Sie zu meinen Mitarbeitern? Oder etwa zur Polizei?«
    Brees Wangen röteten sich. »Nein, natürlich nicht. Aber im Zusammenhang mit diesem Fall sind einige Probleme aufgetaucht, die mich interessieren. Sind Sie jetzt sauer auf mich, Cordy? Wenn ja, wüsste ich gern, warum.«
    »Was für Probleme sind das? Und wer hat sie zur Sprache gebracht?«
    Bree hüllte sich in Schweigen.
    Nach einer Weile sagte Cordy: »Das hatten wir doch alles schon mal. Beim Fall Skinner und beim Fall Chandler. Deshalb kann ich nur wiederholen, was ich damals schon gesagt habe. Falls Sie etwas herausfinden, das den Behörden gemeldet werden sollte, müssen Sie mich unbedingt informieren. Okay?«
    »Okay.«
    »Ich habe keine Probleme damit, im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stehen, Bree. Das muss man in Kauf nehmen, wenn man die Reformen durchsetzen will, die mir vorschweben. Aber ich halte nichts von Opportunismus, und ich glaube, Ihr Daddy auch nicht. Oder irre ich mich da?«
    »Natürlich nicht«, entgegnete Bree, der Cordys Äußerungen ziemlich rätselhaft waren. »Finden Sie denn, dass ich mich irgendwie unprofessionell verhalte?«
    »Im Augenblick nicht. Und ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt.«
    »Ich komme mir allmählich ein bisschen wie Alfred Dreyfus vor«, erwiderte Bree bissig. »Werfen Sie mir etwas Konkretes vor?«
    »Dazu kann ich nur sagen, dass Sie die Letzte wären, von der ich taktloses Verhalten erwarten würde. Von der ich erwarten würde, dass sie sozusagen auf Klientenfang geht.«
    »Möchte ich doch hoffen«, gab Bree entrüstet zurück. »Wer behauptet denn, dass ich auf Klientenfang gehe?«
    Cordys harter Blick wurde ein wenig milder. »Darf ich Ihnen mal was im Vertrauen sagen?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Bree.
    »Diese Bullochs sind keine netten Menschen. Was John Stubblefield angeht …« Sie kaute kurz auf ihrer Unterlippe herum. »Eines Tages wird er den Bogen überspannen. Und dann bekommt er es mit mir zu tun.« Sie boxte Bree freundschaftlich gegen

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