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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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wusste sie nicht mehr als zuvor. Sie wollte ihre Besorgnis beiseiteschieben, doch dann bemerkte sie, wie er den Blick durch die hohen Glasfenster nach draußen gerichtet hielt.
    Seine Lippen waren aufeinandergepresst. Er schien etwas zu sehen.
    Um ihn abzulenken, wies sie auf seine Zeichnung. „Eine Schere ist wesentlich länger. Sind Sie sicher …?
    „Ganz sicher.“ Er betrachtete die Zeichnung. „Es ist eine Winkerkrabbe, und ich habe ihr einen Namen gegeben.“ Ein Anflug von Stolz lag in seinem Blick.
    Sie öffnete den Deckel einer kleinen Dose mit Farbpulver. „Haben Sie noch weiteren Geschöpfen in Ihrem Garten Eden einen Namen gegeben?“
    Er wurde ernst. „Das war kein Garten Eden.“
    „Das kann ich mir denken“,murmelte sie und wies auf die kleine Schale, in der sie Preußischblau angemischt hatte. „Stimmt dieser Farbton?“
    Er beugte sich vor, bis ihre Köpfe sich beinahe berührten. „Vielleicht noch eine Spur Gelb. Wenn sie sterben, verlieren sie sofort ihre Farbe.“ Er wies auf den Seitenteil des Panzers. „Und hier einen Hauch helles Blau.“
    „Sie muss ausgesehen haben wie ein kleines Juwel“, sagte sie, nachdem sie blaue Farbtupfer auf die große Schere gepinselt hatte. „Für Sie wird die Krabbe wohl die Gloriosa Jubilate bleiben.“
    „Das denke ich auch.“
    Dann schwiegen beide, während Susannah die Krabbenschere mit sicheren Pinselstrichen ausmalte. „Treffe ich den Farbton?“, fragte sie nach einer Weile.
    „Ziemlich genau. Allerdings beginnen die Farben förmlich zu leuchten, wenn sie sich paaren.“
    „Sie haben den Krabben bei der Paarung zugesehen?“, neckte sie. „Wie schamlos, Sir.“
    „Ich habe den Tieren ständig zugesehen. Ich habe ihnen beim Leben und beim Sterben zugesehen. Sie leben nicht besonders lang.“ Er schwieg.
    Sanft strich sie ihm übers Haar, und ihre Berührung schien ihn wieder in die Gegenwart zu holen. „Sie sind nicht mehr allein, James“, flüsterte sie.
    Falls sie hoffte, ihn damit zu trösten, so irrte sie. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung kam er auf die Füße. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich damals allein war“, sagte er und blickte wieder durch die Glasscheiben. „Und jetzt bin ich auch nicht allein.“
    Susannah spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief, als strichen knochige kalte Finger über jeden einzelnen Wirbel. Sie hoffte, er würde es nicht bemerken.
    Wieder irrte sie. „Ich könnte Ihnen nichts antun“, sagte er. „Ich bin eher eine Gefahr für mich selbst.“
    „Soweit ich das beurteilen kann, haben Sie für uns nur Gutes getan“, warf sie ein. „Sie haben die Tukane freigelassen und meine Schwester davon überzeugt, Mr. Higgins zu pflegen. Was haben Sie eigentlich meinem Vater und Loisa erzählt?“
    „Lügen“, antwortete er. „Nichts als Lügen. Mein Sündenfall begann in der Poststation, als ich Sir Percival im Glauben ließ, ich hätte ihm sein lächerliches Leben gerettet. Nun hat er die Geschichte auch noch aufgebauscht und sie in seinem Bekanntenkreis verbreitet. Meine Heldentat geht durch ganz London, und es wachsen ihr immer mehr Köpfe wie einer Hydra. Ich habe Ihre Schwester belogen, als ich ihr weismachte, der arme Sam liege im Sterben. In ein paar Tagen wird er sich erholt haben, wobei ich ihn bitten werde, noch länger den Kranken zu spielen, damit sie ihn weiter pflegt. Lügen, nichts als Lügen, Madam.“
    „Aber mich würden Sie niemals belügen“, entgegnete sie rasch.
    „Nein. Aber können Sie sich dessen noch sicher sein?“
    Mittags machten sie ein Picknick auf dem Rasen, saßen dicht nebeneinander, da er offensichtlich ihre Nähe suchte. Nach argwöhnischen Blicken über die Schulter, die von den Gärtnern mit freundlichem Winken quittiert wurden, entspannte James sich. Unter freiem Himmel fühlte er sich offensichtlich wohler, und Susannah fragte sich, wo er sich im Winter aufhalten würde.
    Sie bemühte sich, ihm nicht allzu auffällig beim Essen zuzusehen, war aber neugierig. Sie aßen Brote mit kaltem Braten und Käse belegt, zum Nachtisch gab es Schokoladenkekse, eine Handvoll Nüsse und Weinbeeren. Eine umsichtige Hand in der Küche hatte für Noah auch hartgekochte Eier dazu gepackt.
    Susannah beobachtete fasziniert, wie sorgfältig James aß und keinen Krümel übrig ließ. Während er sich mit ihr unterhielt, flog sein Blick immer wieder in den Korb, als fürchte er, das Essen könne verschwinden. Noch bevor er das letzte Sandwich gegessen hatte, legte

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