Gerettet von deiner Liebe
heiraten.“
Loisa lachte schallend. „Das hat er mir auch anvertraut. Wieso mischt Sir Joseph sich eigentlich ständig in Dinge ein, die ihn nichts angehen?“
„Weil er uns liebt“, antwortete Susannah, und dann begann auch sie zu lachen. „Stell dir vor, was wir von ihm ertragen müssten, wenn er uns nicht leiden könnte!“
Loisa nickte und wandte den Blick.
Susannah betrachtete sie sinnend. „Du hast dich verändert, Loie. Bist du verliebt?“
Wieder Schweigen, nur ein Nicken.
„Seid ihr beide verliebt?“
Ein zweites Nicken.
„Und was beabsichtigt ihr zu tun?“
„Was können wir denn tun?“, platzte Loisa heraus.
„Nun ja, Ihr könnt tun, was David und ich getan haben. Ich habe bereits Schande über unsere Familie gebracht, was hast du also zu befürchten? Papa schwebt ohnehin in anderen Sphären. Und Mama? Sie wird vermutlich einen hysterischen Anfall bekommen, von dem sie sich schnell erholen wird.“
„Ich kann nicht“, sagte Loisa nach einer Weile.
„Doch du kannst, Loie“, beharrte Susannah.
„Du hast alles aufgegeben für die Liebe.“
„Ja, das habe ich getan“, bestätigte Susannah. „Und ich wünschte, alles wäre anders gekommen.“
Sie schwiegen, als die Kutsche sich Admiralty House näherte. „Was weißt du über Mr. Trevenens Albträume?“, fragte Loisa schließlich.
„Nicht viel. Ich vermute, ein Gespenst namens Timothy verfolgt ihn in seinen Träumen. Manchmal starrt James über meine Schulter und wirkt völlig verängstigt. Loie, er sieht diesen Timothy überall.“
Loisa erschauerte. „Diese Befürchtung hat auch Sam.“
„Hoffentlich erfahren wir durch das Logbuch, wer dieser Timothy ist.“
„Und wir kommen an das Buch“, erklärte Loisa zuversichtlich und klopfte auf ihr Retikül. „Wenn Lord Bickerton unsere Bitte abweist, hier drin habe ich eine Geheimwaffe.“
„Sag mir nicht, was es ist.“
„Tue ich auch nicht“, entgegnete Loisa seelenruhig.
Susannah bezahlte den Kutscher und blickte verzagt an der Fassade des prachtvollen Gebäudes hoch. Der imposante Portikus wurde von vier mächtigen Säulen getragen. Bedeutungsvoll dreinblickende Offiziere in goldbetressten Uniformen und Mützen gingen durch die breiten Flügeltüren ein und aus.
Die riesige Eingangshalle wirkte noch Ehrfurcht gebietender. Auf schwarzweißem Marmorboden türmten sich weitere hohe Säulen auf Granitsockeln. Am liebsten hätte sie Loisa an der Hand genommen und wäre geflohen. Aber ein Blick in deren entschlossenes Gesicht gab ihr wieder Mut.
Loisa schritt hoch erhobenen Hauptes durch die Halle, ohne auf die neugierigen Blicke zu achten. Zwei Damen wirkten in Admiralty House, eine ausschließlich von Männern beherrschte Domäne, so fehl am Platz wie Besucher von einem anderen Stern.
„Wohin gehen wir eigentlich?“, flüsterte Loisa.
„Sir Joe sagte, wir müssen uns beim Portier anmelden“, flüsterte Susannah, „unsere Bitte vorbringen und uns in die Schlange stellen.“
„Vergiss bloß nicht, Sir Josephs Namen zu nennen“, ermahnte Loisa sie.
Der uniformierte Portier hinter dem Empfangspult blickte abweisend auf die Besucherinnen herab. „Sie wünschen?“, fragte er streng.
Susannah räusperte sich. In der Halle war es totenstill geworden. Sie hoffte nur, dass keiner der Offiziere bemerkte, wie ihr die Knie zitterten. „Wir bringen eine Botschaft von Sir Joseph Banks von der Royal Society und wünschen eine Audienz bei Sir Richard Bickerton.“
Der Portier streckte die Hand nach dem Schreiben aus. Susannah zog den Umschlag zurück. „Der Brief ist nur für Sir Bickerton bestimmt.“
Der Uniformierte verengte die Augen und wies mit der Hand auf die lange Warteschlange. „Jeder, der hier steht, hält sein Bittgesuch für sehr wichtig“, schnarrte er unfreundlich.
Susannah schluckte. „Ich bin die Witwe von Mr. David Park und die Tochter von Clarence Alderson, Viscount Watchmere“, erklärte sie.
Ihre Referenzen schienen zwar einigen Eindruck auf den Portier zu machen, führten aber nicht zum erwünschten Erfolg.
„Ich kann Sie gerne anmelden, bezweifle aber, dass Sir Richard Sie empfangen wird.“ Er beugte sich auf seinem erhöhten Pult vor und bedachte sie mit einem strafenden Blick. „Sie stehen hier an einem bedeutungsvollen Ort, Madam. Wir befinden uns im Krieg, falls Sie es nicht wissen sollten.“
Ein paar Offiziere in der Warteschlange lachten leise, andere scharrten mit den Füßen. Keiner machte Anstalten, sich für die
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