Gerettet von deiner Liebe
Loisa aushändigte und sich dann an Susannah wandte. „Mrs. Park, ich befürchte, das Logbuch wird Ihnen einen großen Schock versetzen.“
„Wir werden es verkraften“, erklärte sie und wünschte, ihre Stimme würde so fest klingen wie Loisas.
„Nun gut. Es ist Ihre Entscheidung.“ Er zog an der Klingelschnur. „Der Pförtner wird sie nach unten bringen.“ Sein Blick wurde wieder hart. „Sie haben eine Stunde Zeit, keine Minute länger, und ich dulde keine weiteren Einwände, Mrs. Park.“
„Nein … nein, Sir“, murmelte sie.
Er nickte den Damen zu und setzte sich. Sie waren entlassen. Loisa nahm ihre Schwester beim Arm und zog sie zur Tür.
„Mrs. Park?“
Susannah fuhr herum und sah Sir Richard fragend an.
„Wir Seefahrer sind keine schlechten Menschen, aber unser Dienst ist sehr schwer. Denken Sie bei der Lektüre der Aufzeichnungen daran.“
„Das werde ich, Sir Richard“, antwortete sie lächelnd. „Vielen Dank.“
Während sie im Korridor auf den Portier warteten, lehnte Loisa sich gegen die Wand, als versagten ihre Beine den Dienst. Erschrocken nahm Susannah sie bei der Hand.
„Loisa?“
Sie konnte nicht sprechen, schloss nur die Augen.
„Du warst fabelhaft“, erklärte Susannah voller Bewunderung. „Wer hätte gedacht, dass Sir Joe sogar unseren König bemüht! Ich dachte, die beiden wären seit Jahren zerstritten. Das war wohl ein Irrtum.“
„Das ist kein Irrtum.“ Loisa fand nur mühsam ihre Stimme wieder. Mit zitternden Fingern reichte sie Susannah den Umschlag.
Sie öffnete, neugierig zu erfahren, was Sir Joseph seinem Monarchen geschrieben hatte. Der Mund blieb ihr vor Verblüffung offen stehen, und sie lehnte sich gleichfalls gegen die Wand. Der Umschlag enthielt zwei leere Blätter.
„Loie, was hast du getan?“
„Sir Joes Handschrift ist nicht schwer zu fälschen. Ich habe es für dich getan.“
Susannah legte die Hand an die Wange ihrer Schwester. „Loie“, war alles, was sie sagen konnte, aber dieses eine Wort sprach Bände.
Loisas Finger zitterten nicht mehr, als sie ihre Schwester am Arm nahm und ihr ins Ohr flüsterte. „Nutze diese Stunde, Schwesterherz.“
23. KAPITEL
Auf dem Weg ins Innerste des riesigen Gebäudes hielt der Portier einen gehörigen Sicherheitsabstand zu Loisa und führte die beiden Schwestern in einen engen stickigen Raum mit niedriger Decke. Dort wurden sie von einem schmächtigen Mann empfangen, der den Kopf hob, nachdem der Portier ihm einen Auslieferungsschein ausgehändigt hatte.
„Ich fragte mich schon, ob sich überhaupt ein Mensch danach erkundigt“, brummte er mehr zu sich selbst.
„Warum?“, wollte Susannah wissen.
„Ich habe sie alle gelesen und das ist eines der … interessantesten. Schwer verdauliche Kost, vor allem für Damen. Setzen Sie sich.“ Er wies auf einen grob gezimmerten Tisch und zwei Stühle und ging.
„Was mag wohl auf diesem Boot geschehen sein?“, fragte Loisa, während sie warteten.
„Ich bin ziemlich sicher, dass einer der Schiffbrüchigen versucht hat, Mr. Trevenen zu töten“, antwortete Susannah. „Und da er als Einziger überlebt hat …“
„… ist er ein Mörder“, führte Loisa den Satz zu Ende.
„Und wenn Mr. Trevenen nur sein eigenes Leben verteidigt hat?“ Sie schaute sich in der staubigen Kammer um. „Allerdings steckt noch mehr dahinter, das Mr. Trevenen bei Tag verdrängen kann, doch nicht nachts, wenn er schläft … oder versucht zu schlafen.“ Sie neigte sich ihrer Schwester zu. „Loie, sprich bitte mit niemandem darüber, aber ich habe ihn gestern Nacht in mein Bett gelassen.“
„Gut für dich“, entgegnete Loisa.
„Nicht wie du denkst! Es war eher so, als würde ich einen kleinen Jungen nach einem Albtraum trösten.“
„Was für eine Enttäuschung“, sagte ihre Schwester trocken und wandte den Blick ab. „Hattest du je das Gefühl, das Leben gehe an dir vorbei? Ich schon.“
Susannah legte die Hand auf die ihrer Schwester. „Es ist meine Schuld, dass du vom Leben enttäuscht wurdest.“
„Nein, das stimmt nicht“, widersprach Loisa. „Es war nur bequemer für mich, dir die Schuld daran zu geben, aber ich kenne meine Fehler. Das habe ich Beau Crusoe zu verdanken. Seine unverblümten Worte brachten nur zum Ausdruck, was ich bereits wusste.“
Susannah festigte ihren Griff. „Und nun gibt es Sam?“
„Ich glaube ja, und auch das verdanke ich dem Beau.“ Loisa seufzte. „Es bleibt abzuwarten, wie sich dieses Strohfeuer
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