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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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betrinken?«
    »Ich will eine Gehaltserhöhung«, sagte Ivy.
    Bruce’ Mienenspiel durchlief verschiedene Stadien. »Okay.«

    Ein wenig später wurde es voll, was die Richtigkeit seines Businessplans unter Beweis stellte. Danny Weinberg schaute nach der Arbeit herein. Eingedenk des Verlaufs ihres letzten Gesprächs war Ivy etwas überrascht, als sie ihn sah. Er kam in Begleitung, ein unrasierter Mann mit winziger Brille und tödlichem Teint.
    »Alter Studienfreund«, stellte Danny vor. »Whit, Ivy. Ivy, Whit.«
    »Hi«, sagte Ivy. »Was darf ich Ihnen bringen?«
    »Single Malt«, sagte er. »Was haben Sie da?«
    Ivy reichte ihm die Liste, die sehr lang war – Bruce nahm Single Malts ernst.
    Whit überflog sie rasch, ein schneller Leser. »Ich kann keinen achtzehn Jahre alten Glenmorangie entdecken«, bemerkte er.
    Bruce arbeitete am anderen Ende der Bar, aber seine Sensoren reichten weit. »Tut mir leid«, entschuldigte sich Ivy.
    »Dann nehme ich ein Bud«, entschied Whit.
    »Für mich dasselbe«, sagte Danny. »Auf meinen Deckel.« Ivy bediente sie. »Whit arbeitet für den New Yorker «, verkündete Danny.
    »Oh?«, machte Ivy.
    »Leugnen wäre zwecklos«, bemerkte Whit.
    Hatte sie jemals jemanden so schnell nicht gemocht? »Was machen Sie denn genau?«, erkundigte sich Ivy und dachte: Anzeigen verkaufen, Telefondienst, kalte Akquise.
    »Literaturlektorat«, sagte Whit.
    »Oh«, brachte Ivy heraus.
    »Whit war Chefredakteur vom Crimson «, sagte Danny. »Die Universitätszeitung von Harvard. Ein Buch von ihm wird von – wer verlegt das gleich noch mal?«
    »Knopf«, sagte Whit.
    »So spricht man die also aus?«, fragte Danny.
    »Ein Roman?«, fragte Ivy.
    »Ich wünschte, der Roman gäbe mir mehr Anlass zur Hoffnung«, erwiderte Whit. »Das hier ist eher eine gebrochene Lebensbeschreibung.«
    Ivy und Danny waren gleich alt; Whit hatte zusammen mit Danny in Harvard studiert. Also: ein bisschen jung für eine Autobiographie, oder?
    »Von?«, fragte sie.
    Whit lächelte sie freundlich an. »Lesen Sie das Buch«, sagte er. Eher häng ich mich auf , dachte Ivy. Sie sagte: »Ich freue mich schon darauf.«
    »Ich habe Whit erzählt, dass du auch Schriftstellerin bist«, sagte Danny.
    »Ich würde –«
    »Und dass du in der Vergangenheit ein, zwei Sachen beim New Yorker eingereicht hast«, fuhr Danny fort.
    »Das ist wirklich nichts, das –«
    »Wer ist Ihr Agent?«, fragte Whit.
    »Kein Agent«, sagte Ivy. »Ich habe nichts veröffentlicht.«
    »Noch nicht«, sagte Danny.
    Nur zwei kleine Worte, aber es war die am natürlichsten klingende Bemerkung, die er ihr gegenüber je gemacht hatte; und die netteste. Vielleicht nahm sie daher den Mut, den nächsten Satz zu sagen. »Aber ich habe gerade jetzt etwas dort liegen.«
    »Dort?«, sagte Whit.
    »In Ihrem Büro.«
    »Und vermutlich warten Sie schon seit Äonen auf eine Antwort«, sagte Whit.
    »Ich rechne nicht allzu bald damit«, wehrte Ivy ab. »Mir ist klar, dass es einige Zeit –«
    »Wovon handelt sie?«, fragte Whit.
    »Die Geschichte?«, fragte Ivy.
    »Ja«, sagte Whit.
    »Erzähl sie ihm doch«, schlug Danny vor.
    Danny klang ein bisschen wie eine mit dem unzureichenden Auftreten ihrer Enkelin unzufriedene jüdische Großmutter.
    Und er hatte recht: Hier fiel ihr aus heiterem Himmel eine wunderbare Gelegenheit in den Schoß. Dann schoss ihr ein weiterer optimistischer Gedanke durch den Kopf: Was, wenn Whit der Lektor war, der »Live-Unterhaltung« gelesen und die ermutigende Notiz unter die Absage gekritzelt hatte.
    »Sind Sie schon mal in Utah gewesen?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte Whit. »Spielt sie dort?«
    »Nein«, sagte Ivy.
    »Warum wollen Sie –«
    Schlechter Einstieg. Sollte sie die der Utah-Teil ist nett -Sache erklären? Stattdessen stürzte sie sich in die andere Richtung, redete zu schnell, verlor immer wieder den Faden.
    »Es spielt hier, in New York. ›Höhlenmann‹ – das ist der Titel. Über einen Immigranten, der voller Hoffnung hierherkommt, und alles läuft schief, es wird immer schlimmer – aber am Ende hat er seine Hoffnungen noch höhergeschraubt.«
    »He!«, rief Danny. »Klingt großartig.« Er drehte sich zu Whit.
    Whit trank einen Schluck Bier. »Horatio Alger, nur umgekehrt«, stellte er fest. »Nathaniel-West-Territorium, mit aufgepfropftem Immigrantenblickwinkel.«
    »Nun«, sagte Ivy. »Ich würde nicht …« Doch er hatte vollkommen recht. Oder zumindest fast. »Ich hab noch nicht erzählt, dass er auf einen

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