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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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vielleicht war es auch aus Platin, es wirkte sehr massiv. Das Dienstmädchen näherte sich mit einem Feuerzeug. Natasha inhalierte tief, stieß den Rauch aus und fügte hinzu: »Was diese Dinge betraf. Auf anderen Gebieten dürfte sein Urteil nicht so gut gewesen sein. Um das Offensichtliche zu erwähnen.«
    Ivy nickte.
    Natasha nahm einen weiteren tiefen Zug. »Wie war er?«
    »Wer?«, fragte Ivy.
    Das Dienstmädchen schenkte Ivy nach und zog sich zurück.
    »Felix natürlich«, sagte Natasha.
    Natasha fragte, wie ihr eigener Ehemann gewesen war?
    »In dieser Schreibwerkstatt, die Sie unterrichten«, ergänzte Natasha, deren Stimme vor Ungeduld schneidend geworden war.
    »Oh«, sagte Ivy. »Eigentlich habe ich ihn nur ein einziges Mal gesehen. Ich hatte den Kurs gerade erst übernommen, als er – als …«
    Natashas Augenlid zuckte. »Ja«, sagte sie. »Ich weiß, was Sie sagen wollen.« Ein Aschezylinder fiel unbemerkt in ihren Schoß. Das einsetzende Schweigen wurde schließlich von Natasha gebrochen. » Felix ist lateinisch und bedeutet ›glücklich‹. Wussten Sie das?«
    »Ja«, erwiderte Ivy.
    »Ich nicht«, sagte Natasha. »Wir waren schon jahrelang verheiratet, als ich es herausfand – es war für uns beide die erste Ehe, falls das von Belang ist.«
    »Ja«, sagte Ivy.
    Natasha sah sie scharf an. »Heißt das, Sie halten es für wichtig?«
    »Ja.«
    Natasha zog wieder an ihrer Zigarette, dann ließ sie sie in diese reizende Tasse fallen; irgendwie schockierend, wie ein Akt der Gewalt, und das Zischen schien den ganzen Raum zu erfüllen. » Felix bedeutet ›glücklich‹«, wiederholte sie. »Und ich wusste das nicht. Sie sind ein Wortmensch. Sagen Sie, gibt es viele solcher Wörter, mit geheimen Bedeutungen?«
    »Ich weiß nicht, ob geheim die richtige Bezeichnung ist«, antwortete Ivy.
    »Dann eben verborgen«, sagte Natasha.
    »Ja«, sagte Ivy. »Zumindest zum Teil verborgen.«
    »Das dachte ich mir«, sagte Natasha. Sie erhob sich und sah aus dem riesigen Fenster. Die Spitze des Chrysler Building schien sehr nah. »Welchen Eindruck hatten Sie nun von Felix?«
    Ein ängstliches kleines Wrack, so lautete die ehrliche Antwort, aber warum sie äußern? »Wie ich bereits sagte, die Zeit war nicht lang genug, um sich einen Eindruck zu verschaffen«, sagte Ivy. »Außerdem war ich vorher noch nie in einem Gefängnis – es ist in gewisser Weise überwältigend.«
    »Aber Schriftstellern fallen Dinge auf«, beharrte Natasha.
    Ivy erwiderte nichts.
    »Nun?«, fragte Natasha. »Stimmt das etwa nicht?«
    »Er schien … still«, sagte Ivy.
    »Felix war kein stiller Mann«, sagte Natasha. »Er muss doch etwas gesagt haben.«
    Ivy rief sich die Szene ins Gedächtnis.
    Nennst du mich ’n Lügner, Felix?
    O nein, nein, nein, nein. Aber eigentlich war ich auf der Cornell.
    Und:
    Was hast du gesagt, Amigo? Ich kann dich nicht hören.
    Es war nichts. Gar nichts. Tut mir leid.
    Tut dir leid? Es tut ihm leid.
    »Ich kann mich an nichts erinnern«, sagte Ivy.
    Natasha produzierte mit der Zungenspitze an den Zähnen ein unzufriedenes Schnalzen. »Was ist mit dem, was er geschrieben hat? Haben Sie es aufgehoben?«
    Ich weiß heute wirklich nichts.
    Felix weiß heute nichts.
    »Er hat nichts geschrieben«, sagte Ivy.
    Natasha drehte sich überrascht um. »Warum nicht?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Ivy.
    »Haben die anderen geschrieben?«, fragte Natasha. »Die anderen Häftlinge?«
    Es wäre verdammt schleeeeeecht, wenn ich eine Blockade hätte.
    Ich bin sicher, dass das nicht der Fall ist.
    »Ja«, sagte Ivy.
    Erneut öffnete sich eine Tür, doch diesmal war es nicht das Dienstmädchen, sondern ein silberhaariger Mann im dreiteiligen Anzug.
    »Der Verkehr«, entschuldigte er sich.
    »Sie kommen genau rechtzeitig«, sagte Natasha. »Ivy hat gerade erzählt, dass Felix in seiner einzigen Kursstunde bei ihr nichts geschrieben hat.«
    »Oh?«, sagte der Mann.
    »Ivy Seidel«, stellte Natasha vor. »Herman Landau, mein Anwalt.«
    »Ist mir ein Vergnügen«, sagte der Anwalt, während er ihr die Hand reichte. Er besaß eine tiefe, warme Stimme, einen sanften Griff und – sehr überraschend, wenn man diese Attribute bedachte – einen unfreundlichen Blick. »Ich höre nur Gutes über Sie.«
    »Von wem?«, fragte Ivy.
    »Von Danny Weinberg natürlich«, erwiderte Landau. »Ein junger Mann, der seinen Weg macht.« Er zog sich einen Stuhl heran, der Ivys ähnelte. Auf einem Wandteppich hinter ihm hielt ein Ritter mit zu

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