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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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eng stehenden Augen ein Schwert in die Höhe. »Haben Sie eine Vorstellung, warum Felix nichts geschrieben hat, Ivy?«
    »Nein.«
    »Er war ein sehr organisierter Mann«, sagte Landau. »Zeitverschwendung war ihm zutiefst verhasst. Warum also sollte er einen Kurs besuchen und nicht mitmachen?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Ivy.
    Landau lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander; seine Hose ließ ein kostspieliges Rascheln hören.
    »Sie sagt, die anderen taten es«, sagte Natasha.
    »Und was haben sie geschrieben?«, erkundigte sich Landau.
    »Lyrik.«
    »Lyrik?«, wiederholte Natasha.
    »Gedichte«, sagte Ivy.
    »Und wovon handelten diese Gedichte?«, fragte Landau.
    »Von verschiedenen Dingen«, sagte Ivy.
    »Gehörte Felix zu diesen verschiedenen Dingen?«, fragte Landau.
    »Ich verstehe nicht«, antwortete Ivy.
    Natasha ließ wieder dieses kurze Schnalzen hören.
    »War Felix das Thema eines dieser Gedichte?«, erklärte Landau.
    »Nein.«
    »Wurde er darin erwähnt?«
    »Nein.«
    »Vielleicht indirekt?«
    »Nein«, sagte Ivy. Doch im gleichen Moment glitten die letzten Zeilen von El-Hassams Gedicht durch ihren Verstand: ein Messer in der Schublade/Das sehr sehr scharfe scharfe Messer/Traum eines Mannes.
    Landau richtete sich ein wenig auf. »Sind Sie sicher?«
    Ivy schwieg.
    »Besitzen Sie sie noch?«, fragte Natasha.
    »Ja.«
    Natasha trat näher. »Dann würden wir sie gern sehen«, erklärte sie.
    »Aber warum?«, fragte Ivy.
    »Warum?«, sagte Natasha. »Weil sie ihn umgebracht haben, deshalb.«
    »Wollen Sie damit behaupten, dass jemand aus der Schreibwerkstatt dafür verantwortlich ist?«, fragte Ivy.
    Landau warf Natasha einen kurzen Blick zu. »Ganz und gar nicht«, sagte er. »Aber ich bin sicher, dass Sie sich vorstellen können, wie schmerzlich es für Natasha und ihre Kinder ist, keinen Abschluss zu finden – eigentlich für jeden, der Felix kannte und liebte.«
    »Mit Abschluss meinen Sie, den Täter zu finden?«, erkundigte sich Ivy.
    »Und ihn angemessen zu bestrafen«, ergänzte Landau.
    »Aber das Gefängnis hat doch eine Untersuchung eingeleitet, oder?«, sagte Ivy.
    »Auf gewisse Art«, sagte Landau.
    »Was bedeutet, dass es ihnen scheißegal ist«, sagte Natasha. »Und dafür werden sie bezahlen.«
    Landau warf Natasha erneut einen kurzen Blick zu.
    »Wollen Sie das Gefängnis verklagen?«, fragte Ivy.
    Landau hob die Hände. »Wir wollen nichts überstürzen. Hier und heute hoffen wir, dass Sie uns helfen können, ein paar Dinge zu klären.«
    »Ich wüsste nicht, wie«, sagte Ivy.
    »Indem Sie uns die Gedichte zeigen«, warf Natasha ein. »Wir haben es doch gerade gesagt.«
    Ivy schüttelte den Kopf. »Die Gedichte werden Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Und warum dürfen wir sie dann nicht sehen?«, fragte Natasha.
    Ivy stand auf. »Das wäre Vertrauensbruch.«
    »Wovon redet sie?«, fragte Natasha.
    »Da bin ich überfragt«, sagte Landau. Er wandte sich an Ivy. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie irgendwelche Geheimhaltungsabkommen mit den Häftlingen unterschrieben haben.«
    »Nein.«
    »Also?«
    »Ich leite die Schreibwerkstatt«, sagte Ivy. »Und damit basta.«
    Landau starrte zu ihr hoch.
    »Sagen Sie es ihr«, forderte Natasha.
    »Sagen Sie mir was?«, fragte Ivy.
    »Wir werden die verdammten Gedichte von Ihnen einklagen«, sagte Natasha.
    »Ich bin sicher, dass wir keine so extremen Maßnahmen ergreifen wollen«, sagte Landau.
    »Sind Sie das?«, erwiderte Natasha. Sie stand auf und verließ den Raum.
    Landau seufzte. »Ich glaube, sie steht noch immer unter Schock«, meinte er. »Die Kinder sind verzweifelt. Felix liebte sie innig. Sie wollten ihn im Gefängnis besuchen, stellen Sie sich das vor, aber er erlaubte es nicht.« Er beugte sich vor und klopfte auf die Lehne von Ivys Stuhl. »Bitte setzen Sie sich.«
    Sie setzte sich. »Ich verstehe nicht, warum Sie so auf die Schreibwerkstatt fixiert sind.«
    »Das ist nur einer der Bereiche, die wir untersuchen«, sagte Landau.
    »Aber warum ausgerechnet die Schreibwerkstatt?«
    »Felix hat mich nach dieser Stunde angerufen«, begann Landau. »Selbstverständlich stand ich auf seiner Liste.«
    »Liste?«, fragte Ivy.
    »Die Häftlinge haben eine kurze, abgesegnete Liste von Menschen draußen, die sie anrufen können – als R-Gespräch und aufgezeichnet.«
    »R-Gespräch?«, fragte Ivy. »Hört man zuerst die Vermittlungsstelle?«
    »Ja.« Landau wirkte ein wenig verwirrt. »Aber die technische Abwicklung tut

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