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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Sie inzwischen einen Zeugen, der was gesehen hat?« Diese Frage hatte Funkel bereits am Vortag in ihrer Sendung gehört.
    »Die meisten Leute waren wegen der Sonnenfinsternis nicht zu Hause…«
    »Sie haben also immer noch keine Spur«, unterbrach ihn Nicole.
    »Nein«, sagte Funkel.
    »Schauen Sie mal her bitte?«, rief jemand. Funkel dachte nicht daran, den Kopf zu heben. Er wurde angeblitzt, seit er sich hingesetzt hatte, und langsam reichte es ihm.
    »Auch wenn wir noch keine konkrete Spur haben«, sagte Funkel und blickte an Nicole vorbei in die Gesichter ihrer Kollegen, »so haben wir doch jemanden ausfindig gemacht, der möglicherweise den Wagen der Entführer gesehen hat…«
    »Wer ist der Zeuge?«, rief jemand.
    »Darüber kann ich nichts sagen.« Er hatte die kleine Maja und ihre Mutter eindringlich gebeten, keinem Reporter etwas von dem roten Auto zu erzählen, das das Mädchen vor Natalias Tür beobachtet hatte, und offenbar hatten sich beide an die Abmachung gehalten, eine Ausnahme, wie Funkel aus Erfahrung wusste. Für Geld, fünfzig oder hundert Mark, plauderten die Leute alles aus, was die Polizei ihnen verboten hatte, weil sie sich, wie sie hinterher den Kommissaren grimmig erklärten, erstens nicht den Mund verbieten lassen wollten und zweitens garantiert mehr zur Aufklärung des Verbrechens beitragen konnten, wenn sie ihre Informationen so breit wie möglich streuten. Und natürlich könne von Bestechung keine Rede sein. Wieso, fragte sich Funkel gelegentlich, schauen sie nicht einfach ins Telefonbuch, wenn sie ihren Namen gedruckt sehen wollen?
    »Was wissen Sie über diese Aktion D?«, fragte ein Journalist, der einen dunklen Anzug und eine Brille trug.
    »Die Gruppe ist bisher nicht in Erscheinung getreten«, sagte Funkel, »weder das BKA noch der Verfassungsschutz, noch der BND haben irgendwelche Hinweise, die uns helfen. Wir gehen davon aus, dass es sich um eine neugegründete Splittergruppe aus dem rechten Umfeld handelt…«
    »Was meinen Sie mit rechtem Umfeld?«, fragte der Mann mit der Brille.
    »Rechtsradikale Extremisten, Leute, die den Deutschen Republikanern oder ähnlichen Parteien nahe stehen, gewaltbereite Täter, Skinheads, Schlägertrupps, die Ausländer hassen…«
    »Hatte Frau Horn Kontakt zu solchen Gruppen?«, fragte der Reporter.
    »Sie meinen, ob sie Kontakt hat?«, fragte Funkel. Vielleicht hätte er sich nicht zu einer Gegenfrage hinreißen lassen sollen, einen Moment lang bereute er seine Erwiderung, dann konzentrierte er sich wieder. »Wir gehen davon aus, dass Frau Horn noch lebt.«
    »Woraus schließen Sie das?«, fragte ein Journalist.
    »Die Täter haben ein Ziel, sie wollen etwas erreichen, nämlich die Ausweisung von Lucy und Christoph Arano. Wenn wir die Motivation der Entführer ernst nehmen, dann haben sie keinen Grund, Frau Horn umzubringen, sie ist Deutsche…«
    »Sie hat einen Verlobten, der schwarz ist und zufällig der Vater des Mädchens, das als Grund für die Entführung genannt wird«, sagte Nicole. Sie schürzte ein wenig die Lippen, wie sie es ab und zu in ihren Sendungen tat, und Funkel sah eine Sekunde zu lang hin. Er mochte diese flüchtige unbewusste Bewegung ihres Mundes und hatte sich schon dabei erwischt, dass er darauf wartete, wenn er »Vor Ort« einschaltete. Peinlich, dachte er. Und woher weiß sie von der Verlobung? Von Christoph Arano? Unwahrscheinlich, er hat bestimmt nicht mit ihr gesprochen. Blieb nur Melanie, die Tochter, von der ihm Tabor Süden erzählt hatte.
    »Ja«, sagte er. Staatsanwalt Ronfeld wandte ihm den Kopf zu und zog die Stirn in Falten. Es drängte ihn sich einzumischen, aber das wäre gegen die Absprache gewesen. Erst wenn Funkel, der schließlich die Fahndung leitete und koordinierte, ihn aufforderte zu sprechen, würde er etwas sagen. Im Moment hatte er das Gefühl, in der Defensive zu sein, die Reporter lauerten darauf, den bisherigen Fahndungsverlaüf als Versagen darzustellen, und das musste er verhindern, wenn nötig, gegen die mit Funkel getroffene Vereinbarung.
    »Wir hoffen«, sagte Funkel, »die Beobachtungen unseres Zeugen und die Auswertung der Reifenspuren führen uns noch im Laufe dieses Tages zu konkreten Anhaltspunkten. Bei dem Auto handelt es sich wahrscheinlich um einen roten Kombi…«
    »Hat Frau Horn Kontakte zur rechtsradikalen Szene?« Der Reporter im gepflegten Anzug beharrte auf seiner Frage.
    »Davon ist uns nichts bekannt«, sagte Funkel. »Unsere Vernehmungen sind noch nicht

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