German Angst
abgeschlossen, aber bis jetzt deutet nichts darauf hin. Wir möchten Sie bitten, in Ihren Berichten an die Bevölkerung zu appellieren, uns jede noch so unscheinbare Beobachtung zu melden, die mit Frau Horn und ihrer Entführung in Verbindung gebracht werden kann. Die Täter müssen sie beobachtet, sie müssen sich mit ihrem Tagesablauf vertraut gemacht, sie müssen sich öfter in der Gutenbergstraße und in der Gegend dort aufgehalten haben. Vielleicht ist das rote Auto jemandem aufgefallen. Ich glaube, Sie sind wie ich und das gesamte Dezernat der Meinung, dass diese widerliche Entführung beendet werden muss, bevor bestimmte Leute daraus Kapital schlagen.«
»Sie wollen, dass wir kooperieren«, sagte Nicole Sorek und ihr Kameramann speicherte Funkels Gesicht in Großaufnahme, »aber Sie weigern sich, uns Auskünfte über den Zeugen zu geben, der als Einziger was gesehen hat. Finden Sie das richtig?«
»Ja«, sagte Funkel. Einige im Raum lachten.
»Gibt es eine Sonderkommission?«, fragte jemand.
»Ja«, sagte Funkel.
»Im Fall der verschwundenen Katharina Wagner gibt es keine«, sagte Nicole Sorek mit finsterem Blick.
»Sie wissen, Frau Sorek, wir stellen eine Sonderkommission nur dann zusammen, wenn die Fahndung unseren normalen Betrieb sprengt, das war bisher nicht der Fall. Zumal wir sicher sind, die Zusammenhänge bald aufgeklärt zu haben und Katharina Wagner zu finden.«
»Wie ist der Stand der Ermittlungen?«, fragte der junge Mann, der zuvor als Letzter sein Mikrofon auf den Tisch gestellt hatte.
»Wir nähern uns unserem Ziel«, sagte Funkel, »im Moment möchte ich dazu nichts sagen.«
»Wieso nicht?«, fragte Nicole und ihre Stimme wurde lauter, während das Gemurmel an der Tür und auf dem Flur gleichzeitig leiser wurde. »Wir haben hier zwei große Vermisstenfälle, den einer Prominenten, die aus völlig dubiosen Gründen verschwunden ist, und jetzt den einer Frau, die offenbar von faschistischen Wirrköpfen gekidnappt wurde. Und Sie sitzen da und haben nichts. Nichts! Wie ist das möglich?«
»Frau Sorek…« Aus Versehen beugte sich Funkel zu einem der Mikrofone vor, dabei war kein einziges an einen Lautsprecher angeschlossen. Als ihm das bewusst wurde, spürte er Ronfelds Blick von der Seite. Und vielleicht war es dieser Blick, den er nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, weshalb er plötzlich die Pfeife, die er die ganze Zeit in der Hand gedreht hatte, mit einem lauten Klacken auf den Tisch fallen ließ, den Stuhl näher an den Tisch zog und anfing, den Journalisten der Reihe nach ins Gesicht zu sehen. Bis er wieder bei Nicole Sorek angelangt war, die er nicht mehr aus den Augen ließ. »Sie werden es nicht schaffen, aus diesem Fall eine sensationslüsterne, populistische Schmierengeschichte zu stricken. Dass Sie wie der Anwalt von Lucy Arano von den Entführen eine Kopie dieses Briefes erhalten haben, berechtigt Sie zu nichts, zu keiner Sonderbehandlung im Rahmen unserer Fahndung. Außerdem sind wir uns noch nicht einig, ob wir nicht rechtliche Schritte gegen Sie unternehmen, weil Sie uns den Brief erst nach zwei Stunden vorgelegt haben, Sie haben mutwillig unsere Arbeit behindert, Frau Sorek, vielleicht hätten wir durch Ihr Verschulden wertvolle Zeit verloren, wenn wir nur auf Ihre Kopie des Briefes angewiesen gewesen wären…«
»Echt nicht«, sagte Nicole. »Sie wussten doch Bescheid und haben trotzdem nichts rausgekriegt. Worüber regen Sie sich auf? Offenbar sind Sie nicht in der Lage, die Leute in Ihrem Dezernat so anzutreiben, dass sie schnelle Ergebnisse erzielen…«
»Jetzt reichts!«, rief Volker Thon laut.
»Und wer garantiert uns, dass in dieser Aktion D nicht auch Polizisten vertreten sind? Wenn Sies wüssten, würden Sie uns ihre Namen nennen, Herr Funkel? Das würden Sie nicht, Sie würden sie decken, hundertprozentig. Sind Sie für die Ausweisung…«
»Halten Sie den Mund oder Sie fliegen hier raus!« Thon beugte sich über den Tisch und stieß dabei mehrere Mikrofone um.
»Das ist nicht mehr journalistisch, was Sie hier treiben, das ist Denunziation!«
»… sind Sie für die Ausweisung von Lucy Arano oder nicht?«
Nicole Sorek ließ sich nicht beeindrucken, ihr Chef würde hell begeistert sein, wenn sie ihm das Material vorführte. Irgendwie, fand sie, hatte sie einen tollen Draht zur Psyche dieser Männer.
»Hören Sie genau zu, Frau Sorek!« Funkel machte eine kurze Pause. Es war still. An der Tür drängten weitere Reporter herein und Freya Epp und Florian
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