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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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dunklem glänzendem Holz. Der Geruch nach bestimmten Ölen erinnerte Süden an die Wohnung von Natalia Horn. Auch die Pflanzen, die es hier gab, kamen ihm vor wie Ableger von Natalias Gewächsen.
    »Wir sehen uns ja fast jeden Tag«, sagte Ines. Hinter ihrer schwarzen Brille waren die Augen nicht zu erkennen.
    »Sie erzählt mir viel, von den Kunden natürlich, aber auch private Sachen. Ich hab mir den Kopf zerbrochen, aber es ist mir nichts mehr eingefallen. Alles, was ich weiß, hab ich Ihren Kollegen schon gesagt.«
    »Es gibt etwas, das haben Sie noch nicht erzählt«, sagte Süden. Der runde Ledersessel war ihm zu weich und er saß vornübergebeugt da, als habe er einen Buckel.
    »Wie meinen Sie das?« Sie wandte ihm den Kopf zu. Der Hund lag unter dem Tisch und döste.
    »Sie haben ausgesagt, an den Tagen, an denen Sie Natalia die letzten Male gesehen haben, war sie erschöpft und missgelaunt, aber Sie haben nicht erklärt, wieso.«
    »Weil ich es nicht weiß. Ich sollte ihr öfter mal eine Fußreflexzonenmassage machen, das wollte sie früher nie, sie steht nicht besonders drauf, wenn ich mit ihren Füßen arbeite. Obwohl sie behauptet, ich sei absolut Spitze. Schlecht bin ich nicht, das stimmt. Danach haben wir uns fast immer über Lucy und Christoph unterhalten, sie hatte Angst, dass Lucy noch mehr abdriftet, überhaupt nicht mehr nach Hause kommt… Mein Gott, wenn ich jetzt daran denke…«
    »Sie hat nicht gesagt, warum es ihr so schlecht ging«, sagte Süden.
    Nolte saß breitbeinig auf dem Stuhl, zurückgelehnt, die Arme verschränkt, mit verschlossenem Gesicht. Nachdem er Ines Groß zusammen mit Freya Epp schon einmal vernommen hatte, schien er sich zu langweilen und zu fragen, was er noch hier sollte. Süden bemerkte sein Verhalten und hatte nichts anderes erwartet. Sogar seinem Freund Funkel ging seine behäbige Art, Leute zu befragen, oft auf die Nerven. Aber das war seine Methode: das Schweigen entschlüsseln. Mit beiden Händen nahm Ines ihre Kaffeetasse. Bevor sie einen Schluck trank, sagte sie:
    »Sie war einfach in einer miesen Stimmung. Das Geschäft läuft nicht so gut zur Zeit, sie hatte es auch satt, dauernd auf ihren Freund und seine Tochter angesprochen zu werden, so als wär deren Schicksal jedermanns Eigentum. Ich hab versucht sie zu beruhigen, aber ich glaub nicht, dass es mir gelungen ist.«
    »Hatte sie Ärger mit Kundinnen?«
    »Ja, aber sie hat nicht gern darüber gesprochen. Sie nahm sie eher in Schutz, als sie vor mir schlecht zu machen.« Sie behielt die Tasse in den Händen und strich mit dem Rand an ihren Nasenlöchern vorbei. »Sie haben doch das Terminbuch gesehen, da stehen alle Namen der Kunden drin, die in den letzten Wochen da waren. Trotzdem: Selbst wenn sie sich über einige geärgert hat, was hat das mit ihrer Entführung zu tun?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Süden. »Wir überprüfen alle Personen, die in diesem Buch stehen, einige haben wir noch nicht erreicht, vielleicht ergibt sich daraus etwas.«
    Er schwieg. Nolte stöhnte, wippte unruhig mit dem Oberkörper, gab Süden ein Zeichen, nicht noch mehr Zeit zu verschwenden, und deutete zur Tür. Süden nickte. Dann kroch der Hund unter dem Tisch hervor, sah Nolte und Süden an, schlich ein paar Meter weit, kehrte um und legte die Schnauze auf die Couchlehne, wo Ines saß. Sie streichelte seinen Kopf, hielt die Kaffeetasse weiter in der anderen Hand und dachte mit tiefen Falten auf der Stirn nach.
    Durch das offene Fenster drang Baulärm herein, ein ununterbrochenes Röhren und Hämmern.
    »Ich find, wir sollten gehen«, sagte Nolte und stand auf. Wieder knurrte der Hund, drei Sekunden, dann stippte er Ines’ Hand an und sie kraulte ihn hinter den Ohren.
    »Wir haben immer nur über ihre Kundinnen gesprochen«, sagte Süden, »aber es gibt auch Männer, die sich von Ihnen behandeln lassen.«
    »Ja, aber nicht viele. In letzter Zeit kommen selten welche, wir haben…« Sie hielt inne, stellte die Tasse hin und Dertutnix schaute sie neugierig an. »Jetzt fällt mir doch was ein.« Süden rückte den Rekorder näher zu ihr.
    »Sie hat mal ihre alte Bekannte Helga erwähnt, Helga Ries, das war vor… vor einigen Wochen, Ende Juli, glaub ich. Ja, sie hat sich furchtbar aufgeregt über sie, irgendwas muss an dem Tag zwischen den beiden vorgefallen sein, sie war total sauer auf sie, ja, das stimmt, ich hab nicht mehr dran gedacht, ich hab die ganze Zeit nur über die Kunden nachgedacht, dass einer von denen vielleicht

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