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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Schusslinie, er ist ein unbescholtener Bürger und weit weg. Wir bringen ihm den Wagen und am nächsten Tag wandert er in neuer Farbe rüber zu den Polen und ist verschwunden. Suchen Sie den richtigen Mann aus für die Fahrt, ja? Keinen Raser, keinen Hitzkopf.«
    »Kein Problem«, sagte Rossi.
    »Sie haben schon eine Menge Probleme, Rossi, bleiben Sie bloß auf der Spur! Und seien Sie nett zu Ihrer Freundin! Vielleicht brauchen wir sie noch.«
    »Wofür denn?«
    »Schauen wir mal. Ist sonst noch was?«
    »Die Ernährung der Frau, sie isst zu wenig, hat Kock berichtet.«
    »Dann soll er sie füttern! Ich will, dass diese Frau die Sache überlebt, das habe ich hundertmal gepredigt!«
    »Ja.«
    »Taugt der was, dieser Kock? Oder macht der jetzt schon schlapp? Ich lass ihn eliminieren, wenn der Mann Schwierigkeiten macht.«
    »Macht er nicht«, sagte Rossi. Ihm war warm, die Luft war trocken und zu trinken gab es nichts, Voss hatte ihm nichts angeboten. »Das ist doch dieser ehemalige Lehrer, der immer auf dem Schulhof die Nationalzeitung gelesen hat, der ist ein treuer Kamerad. Er war nur unsicher wegen…«
    »Unsicherheit kann ich nicht gebrauchen, verdammt!«, rief Voss und warf die Fernbedienung in den Fauteuil.
    »Ja«, sagte Rossi, »ich rede mit ihm, ich fahr selber raus zu ihm.«
    »Sind Sie sicher, dass dieser Polizist Sie nicht beschatten lässt? Dann sind Sie nämlich fällig, mein Lieber. Dann rat ich Ihnen, freiwillig dieses Land zu verlassen, und zwar schwuppdiwupp.«
    »Er hat keinen Verdacht. Das hätte Nolte gemeldet, hundertprozentig.«
    »Hoffen wirs. Und Sie fahren nicht hinaus, sie rufen auch nicht an! Lassen Sie das Scholze erledigen, das ist seine Aufgabe, verstanden?«
    »Ja.«
    Drei Minuten später schob sich das schwere Eisentor hinter Rossi zu und er stand auf dem Bürgersteig. Obwohl es bereits nach einundzwanzig Uhr war, hatte es mindestens zweiundzwanzig Grad. Rossi knöpfte sein Sakko auf und schlenderte zu seinem Auto, das er in einer Nebenstraße geparkt hatte. Er fühlte sich gut, er hatte dem Chef offen und ehrlich die Dinge geschildert und wusste, welch großen Wert Voss auf gegenseitigen Respekt legte. Manchmal, dachte Rossi und schaltete das Autoradio ein, ist es absolut nützlich, Schwäche zu zeigen, es kommt nur darauf an, gegenüber wem, dann kann man ruhig zugeben, dass man zweifelt, dass man unsicher ist. Voss ist so ein Mann, er hat Verständnis, er kennt die Menschen.
    Im Radio lief »Celluloid Heroes« von der Kinks, Rossi drehte lauter und fuhr los. Er hatte schon wieder Lust, mit Helga zu schlafen, aber das war wahrscheinlich keine gute Idee. Schon vorhin hatte er sie beinah überreden müssen, sie jammerte dauernd herum und alles tat ihr angeblich weh. Dabei war ich vorsichtig, ich hab aufgepasst, ich war so sanft wie noch nie. So einen Sanften wie mich hast du noch nie gehabt, du blöde Kuh!
    Im Rückspiegel sah er die ummauerte Villa verschwinden. So leben, dachte er, das macht Sinn.
    »Habt ihr von der Polizei noch was gehört?«, fragte Voss.
    »Nein«, sagte Nadja, die jüngere der beiden Frauen.
    »Nein«, sagte die andere, Mathilde.
    »Dann kommt auch nichts mehr nach«, sagte Voss. »Im Übrigen möchte ich, dass ihr wieder zu Natalia Horn geht, wenn die Sache überstanden ist.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Nadja.
    »Hast du Schiss?«
    »Wir brauchen sie doch dann nicht mehr auszuspitzeln!«
    »Dann tu was für deine Haut!«, sagte Voss und legte ihr den Arm um die Schulter.
    »Brauch ich nicht.«
    »Du hast selber gesagt, wie angenehm die Behandlungen waren.«
    »Ja, aber ich war doch wegen was anderem bei ihr.«
    »Klar gehen wir wieder hin«, sagte Mathilde. »Ich möcht doch wissen, wies ihr ergangen ist die ganze Zeit, das ist doch spannend.«
    »Ich hab Hunger«, sagte Voss.
    »Ich tau uns Pizza auf«, sagte Nadja.
    Barfuß, wie sie war, lief sie die Marmortreppe ins Parterre hinunter.
    »Wir sollten uns in den nächsten Wochen nicht sehen«, sagte Voss nachdenklich zu Mathilde.
    »Wir zwei?«
    »Wir drei. Ihr fahrt heute Nacht noch in eure Wohnungen. Und ihr redet mit keinem Journalisten!«
    »Natürlich nicht, Ewald.«
    »Ich verlass mich auf euch.«
    »Ja, mein Führerchen«, sagte Mathilde und kniff ihn lächelnd in den Hintern.
    Schnarrend und gierig drang die Stimme aus der Wollmaske.
    »Ich habe Decken über mein Bett gebreitet, bunte Tücher aus ägyptischem Leinen; ich habe mein Lager besprengt mit Myrre, Aloe und Zimt. Komm, wir wollen bis zum

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