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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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bisher.
    »Wir haben auch alle Antiquitätenhändler und Auktionshäuser befragt«, sagte Funkel. Das Kratzen im Hals wurde stärker und er räusperte sich. »Die meisten sagen, sie hätten noch nie mit einer Olympia US zu tun gehabt, einige hatten mal eine, aber das ist zwanzig Jahre her. Sie sehen, es ist nicht leicht, den Weg zurückzuverfolgen. Aber warum sollte unsere Arbeit leicht sein?«
    Über diese Bemerkung runzelte Hauser die Stirn. Dann stand er auf, steckte die Brille in ein braunes Lederetui und hob die Aktentasche vom Boden hoch. »Ich danke Ihnen für Ihre präzisen Erklärungen, Herr Funkel. Ich werde dem Minister Bericht erstatten und ich gehe davon aus, er wird Sie morgen persönlich kurz anrufen. Wir sind alle erschüttert über diese Entführung, aber wir wissen, was für eine außergewöhnlich effiziente Mannschaft Sie hier im Dezernat haben.«
    Er streckte Funkel die Hand hin. Dann kamen Ronfeld, Thon, Fischer und Weber an die Reihe, indem Hauser sich über den Tisch beugte und ihnen ebenfalls die Hand schüttelte. Daraufhin nickte er ihnen noch einmal kumpelhaft zu und ging zur Tür. Süden würdigte er keines Blickes. Doch als er die Tür aufmachen wollte, kam ihm der Hauptkommissar zuvor.
    »Wiedersehen, Herr Hauser.«
    Unbeabsichtigt berührte der Staatssekretär Südens Arm.
    »Wiedersehen.« Widerwillig sah er ihn an. Wie ein Beamter der Kriminalpolizei so herumlaufen durfte, war ihm ein Rätsel. Wieso geht der Kerl nicht zum Friseur und rasiert sich mal anständig? Und wonach riecht der eigentlich? Nach Tannennadeln oder was? »Würden Sie mich bitte vorbeilassen?«
    »Ja.« Süden öffnete die Tür und trat einen Schritt zur Seite. Hauser ging in den Flur, wo er sich noch einmal umdrehte.
    »Dieser Mann… Arano… der arbeitet doch mit einem Kompagnon zusammen«, sagte er, an Funkel und Thon gewandt, die ihm gefolgt waren. »Ist der sauber?«
    »Nein«, sagte Thon, »so wies aussieht, betrügt er Arano bei der Abrechnung, und das seit Jahren. Aber mit der Entführung hat er nichts zu tun.«
    Hauser nickte und machte sich auf den Weg zur Treppe.
    »Bandscheibenvorfall!«, flüsterte Thon, als er an Süden vorbeiging.
    Funkel und Süden warfen sich einen Blick zu, der ebenso flüchtig wie vertrauensvoll war, keiner von beiden hatte das Bedürfnis, über die Lüge zu reden.
    In seinem Büro traf Süden Freya Epp, die einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachging: dem Entchaotisieren ihrer Zettelwirtschaft. »Da hast du echt was verpasst«, sagte sie, legte mehrere Blätter nebeneinander auf den Schreibtisch, betrachtete sie, faltete sie zusammen, schüttelte den Kopf, sortierte einen Packen kleiner karierter Zettel, die eng beschrieben waren. »Dieser Typ, der… der Vorsitzende von den Deutschen Republikanern, der hat gesagt, also vorher, ganz am Anfang des Interviews hat er erst mal klargestellt, dass er nichts sagt, was gegen die… gegen die… Ich find das jetzt nicht, ich habs aber aufgeschrieben, und dann, also mitten im Interview… Wo hab ich das bloß? Hier! Er hat diese Nicole Sorek gefragt, ob sie auch schon den Fichtl, also diesen CSU-Mann, gefragt hat, ob seine Partei was mit der Entführung zu tun hat. Sie hat ihn groß angeschaut… Er wollte wissen, wieso seine Partei verdächtigt wird und nicht eine andere, diese Nummer… Sie ist ganz schön geschwommen, das ist ja ein widerlicher Arsch, dieser Voss. Woher hat der das ganze Geld, mit dem er seine Nazis finanziert?«
    »Ehrlich verdient«, sagte Süden, »mit Immobilien und Spekulation.« Er durchforstete die aktuellen Nachrichten im Computer. Die Spurenauswertung hatte noch keine neuen Ergebnisse erbracht.
    »Er hat natürlich, er hat…« In einer geheimnisvollen Anordnung verteilte Freya ihre Notizen vor sich.
    »Natürlich hat er geleugnet, dass er irgendwas damit zu tun hat.«
    »Was glaubst du?«
    »Keine Ahnung. Dass die Entführer aus seiner Ecke kommen, da bin ich sicher.«
    »Ich auch.«
    »Was für eine Werbung für diesen Nazi! Aber das Beste hab ich dir noch nicht erzählt. Nicole Sorek hat angekündigt, mit Lucy Arano ein Interview zu machen.«
    »Das darf sie doch gar nicht, da kriegt sie keine Genehmigung«, sagte Süden.
    »Sie behauptet, sie hat einen Termin bei ihr, heute noch.«
    »Mit Kamera?«
    »Das hat sie nicht gesagt. Sie ist Reporterin des Jahres geworden, hast du das vergessen?«
    »Ich hab sie nicht gewählt.«
    »Wie wars mit dem Staatssekretär?«
    »Er mag mich nicht.«
    »Obwohl du das

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