German Angst
ist mein Name.«
»Ich hab seine Handynummer zu Hause vergessen«, sagte Gerke schnell, »wären Sie so nett und sagen Sie sie mir noch mal?«
»Klar.« Scheck nannte ihm die Nummer und Gerke schrieb sie in sein Notizbuch.
Dann stieg Scheck ein, hupte, wendete und fuhr davon.
»Mein Name ist Oberkommissar Braga«, sagte Braga in Richtung des verschwindenden Wagens. Gerke wählte die Nummer auf seinem Handy.
»Mike Sadlow, bitte hinterlassen Sie mir eine Nachricht, vielen Dank.«
»Es sieht aus, als sei der Mann gewarnt worden«, sagte Braga.
»Das ist unmöglich, von wem denn?«
Braga grinste, was bei ihm nichts mit Freundlichkeit oder einem Spaß zu tun hatte, es war eine Grimasse, die er schnitt, ohne zu wissen, warum, manchmal bemerkte er es nicht einmal.
»Von unseren Kollegen hier am Ort?«, sagte Gerke.
»Aus welchem Grund?«, fragte Braga und ging zur Haustür.
»Er ist gewarnt worden!«, sagte Gerke und rieb die rechte Spitze seines Schnurrbarts. »Wir brauchen eine Durchsuchungserlaubnis.« Er holte wieder sein Handy hervor.
»Komm!« Braga machte eine Kopfbewegung. Gerke rannte zur Tür. »Gefahr im Verzug!«
Mit einem Dietrich hatte Braga lautlos das Schloss geknackt. Auf diesem Gebiet war er Spezialist. Mit einem letzten Blick zur Straße huschten die beiden Männer ins Haus und schlossen leise die Tür. Es roch fulminant nach Knoblauch.
Nachdem der Bote mit dem Phantombild aus dem Gefängnis am Neudeck zurückgekommen war, durfte Hartmut Rommel immer noch nicht gehen. Er musste sogar, was er für ungesetzlich hielt, seinen Wohnungsschlüssel aus der Hand geben, damit ein Kommissar die Kataloge holte, mit denen er seine Geschäfte machte.
»Darf der überhaupt allein in meine Wohnung? Ohne Durchsuchungsbefehl?«
»Sie geben ihm den Schlüssel doch freiwillig oder?«, sagte Funkel. Zusammen mit Thon und Weber vernahm er den Pförtner, auf dessen Stirn Schweiß perlte.
»Wie haben Sie den Mann kennen gelernt?«, fragte Thon.
»Wie? So wie ich immer meine Kunden kennen lern: auf dem Flohmarkt an der Arnulfstraße, das ist nicht weit weg von meiner Arbeit, da geh ich in der Pause manchmal schnell hin und schau, ob was geht.«
»Haben Sie einen Gewerbeschein?«, fragte Funkel. Rommel antwortete nicht. Stattdessen bückte er sich, stellte seine abgewetzte Tasche, die aussah, als hätte er sie bereits in der Schule benutzt, auf die Knie und griff hinein. Mit zusammengekniffenen Augen sah er die drei Kommissare an, holte eine Banane heraus und stellte die Tasche wieder auf den Boden. Nach einem weiteren Blick auf Funkel und dessen Kollegen riss er die Banane an der Spitze auf, brach ein Stück ab, aß es, schälte behutsam weiter, brach ein zweites Stück ab, aß es und wiederholte dann dieselbe Prozedur ein drittes und viertes Mal. Weber schob ihm einen Aschenbecher hin und Rommel legte die Schale hinein.
»Danke«, sagte er. »Ich brauch Vitamine. Ich sitz ja den ganzen Tag. Ich bin seit einunddreißig Jahren beim Bayerischen Rundfunk.«
»Respekt«, sagte Weber. Rommel lächelte verschämt.
»Der Mann hat Sie also angesprochen«, sagte Thon.
»Ja, jemand hat ihn zu mir geschickt.«
»Wer?«
»Irgendwer. Wir schicken uns gegenseitig Kunden. Die Leute wollen was Bestimmtes und wir wissen, wers vielleicht hat.«
»Wie lange machen Sie das schon?«, fragte Weber. In dieser Vernehmung hatte er eindeutig den Part des herzigen Polizisten. Eigentlich spielte er diese Rolle immer, sie passte zu ihm und sie gefiel ihm. Wenn er freundlich sein konnte, war er zufrieden, dann freute ihn seine Arbeit, wenn er grob und hart auftreten musste, wurde er schnell griesgrämig und übertrieb auch leicht, ließ sich zu Äußerungen hinreißen, die ihm hinterher Leid taten und die ihm selber affig vorkamen.
»Wie lange?«, wiederholte Rommel. Wenn die im Rundfunk erfahren, dass die Polizei mich geschnappt hat, werfen sie mich raus und ich krieg nicht mal eine Rente. Ich hab alles vermasselt, bloß wegen dieser Scheißschreibmaschine.
»Wir zeigen Sie nicht an, Herr Rommel«, sagte Weber.
»Wir werden Sie wahrscheinlich bitten müssen, mit Ihren Geschäften aufzuhören, aber Sie werden nicht dafür belangt. Sie wissen, wir ermitteln in einem Entführungsfall, und wenn Sie uns helfen, und das haben Sie ja schon getan, dann zeigen wir uns erkenntlich, dann hängen wir Sie nicht hin.«
»Danke«, sagte Rommel. Dann dachte er nach, wie die Frage gelautet hatte. »Ich setz auch kaum was um«, sagte er
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