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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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der Mann Ihnen nicht seinen Namen gesagt hat.« Nervös sah Thon wieder auf die Uhr.
    »Ja. Er hat es ziemlich eilig gehabt, als er die Schreibmaschine abgeholt hat. Ich hab extra noch eine Hülle besorgt, aus Kunststoff, damit es besser aussieht, dafür hab ich aber nichts extra verlangt.«
    »Und danach haben Sie ihn nie wieder gesehen?« Funkel stand an der offenen Tür.
    »Nein. Er hat die Maschine genommen und war weg, bevor ich mich noch richtig bedanken konnte. Beppo, ein Freund von mir, das ist der, mit dem ich mir den Schuppen teile, kam kurz danach vorbei und hat gesagt, er hat ihn gesehen, den Typ mit der Schreibmaschine, er ist ins Taxi gestiegen und wie ein Verrückter weggerast.«
    »In was für ein Taxi?«, sagten Thon und Funkel fast gleichzeitig.
    »Weiß ich nicht, er ist halt mit dem Taxi gefahren, ich habs nicht gesehen.«
    »War er der Fahrgast?«, sagte Funkel, »oder hat er es selber gefahren?«
    Rommel drehte sich zu ihm um. Inzwischen lief ihm der Schweiß die Schläfen hinunter.
    »Der Beppo hat gesagt, er ist in ein Taxi gestiegen und losgebrochen wie ein Vergifteter.«
    »Er saß also am Steuer?«, fragte Thon.
    »Könnt schon sein«, sagte Rommel. Er zögerte kurz.
    »Kann ich ein Glas Wasser haben, ich hab das Gefühl, ich trockne schon aus wie Michael Jackson.«
    »Ich hol Ihnen was zu trinken«, sagte Weber und stand auf.
    »Wir werden sofort systematisch die Taxler befragen«, sagte Funkel. »Nolte soll gleich unten am Hauptbahnhof beginnen.«
    »Einverstanden«, sagte Thon. Bei jeder Fahndung, bei jeder Ermittlung gab es den Augenblick X-plus, jenen Moment, in dem alle bisherigen Bemühungen sich zu rechtfertigen schienen und die Polizisten plötzlich spürten, dass sich das Muster, das sie die ganze Zeit zu enträtseln suchten, zu einem konkreten Bild entwickeln könnte, zu einer logisch schlüssigen Form. Diesem Moment, dachte Thon, als er den Leitzordner zuklappte, waren sie jetzt so nah wie noch nie bei diesem Fall.
    Neben dem Eichenschrank im Wohnzimmer lag ein Stapel alter »Nationalzeitungen« und »Republikanischer Wochen-Zeitungen«. Braga und Gerke fanden Prospekte mit Anzeigen für Bücher wie »Jüdische Kriegserklärungen an Deutschland – Vorgeschichte, Wortlaut, Folgen«, »Die besten Soldaten der Welt – Die Deutsche Wehrmacht aus der Sicht berühmter Ausländer«, »In Acht und Bann – Politische Inquisition in Deutschland«. Außerdem sammelte Mike Sadlow seltene CDs, die die Kommissare in einer Schublade entdeckten: »Deutsche National-Hymnen«, »Soldaten, Helden, Vaterland«, »Deutsche Präsentier und Parademärsche der Waffen-SS« und andere ähnliche Aufnahmen. In einer Schachtel befanden sich neben einer Goethe-Medaille vierzehn weitere Medaillen mit Porträts von Rudel, Dönitz und Bismarck sowie Motiven und Schriftzügen wie »Aufopferung für Volk und Familie«, »Frauen, Kinder, Greise – Opfer des Luftterrors«, »Berlin – Deutschlands Hauptstadt«. Im Flur hing eine ausgebleichte Reichsflagge von 1871 und in der Küche hatte Sadlow die Seitenwand des Kühlschranks mit ausgeschnittenen Helmut-Kohl-Fotos beklebt, auf denen die Augen mit schwarzen Balken übermalt waren.
    »Ein kritischer Patriot«, sagte Sven Gerke, als sie sich für einen Moment an den Küchentisch setzten.
    »Da ist er bestimmt nicht der Einzige in dieser Gegend«, sagte Braga.
    Gerke telefonierte mit Karl Funkel. Er sagte ihm, sie hätten den Eindruck, Sadlow sei gewarnt worden, woraufhin sie illegal in seine Wohnung eingedrungen seien. Funkel versprach, sofort eine Durchsuchungserlaubnis zu beantragen und wenn nötig persönlich beim Richter vorzusprechen. Die beiden Oberkommissare sollten weitere Befragungen durchführen und unter allen Umständen eine Spur des Verschwundenen finden, am besten gemeinsam mit den Kollegen in Guben.
    »Könnte Sadlow von dort aus gewarnt worden sein?«, fragte Funkel.
    »Das wissen wir nicht. Von uns haben sie jedenfalls den Namen nicht gehört.«
    Von seinem zweiten Telefon aus erkundigte sich Funkel, ob beim Organisieren des Hubschraubers jemand den Namen Sadlow erwähnt habe. Offenbar nicht.
    »Dann sitzt der Informant bei uns im Dezernat«, sagte Gerke.
    »Das will ich nicht gehört haben«, sagte Funkel und wusste, dass es gar keine andere Möglichkeit gab, falls Sadlow tatsächlich gewarnt worden war.
    »Warum solls in unseren Reihen keine kritischen Patrioten geben«, sagte Gerke.
    »Bitte?«
    Dann war ein Geräusch an der Haustür zu

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