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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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verlegen.
    »Wie lange machen Sie das schon?«
    »Ach ja! Wie lange, also… sieben, acht Jahre. Ein Kollege hat mich drauf gebracht, ich kenn viele Leute, die regelmäßig da hingehen und ihre Sachen verkaufen, da ist was los, das müssen Sie sich mal anschauen…«
    »Der Mann kam also zu Ihnen und wollte eine Schreibmaschine«, sagte Thon. Immer wieder warf er einen Blick auf seine Uhr, zum einen, um Rommel anzutreiben, zum anderen, weil die nächste Pressekonferenz bevorstand und er die beißenden Fragen schon jetzt im Ohr hatte.
    »Ja«, sagte Rommel, »er hat gesagt, er braucht eine alte Maschine, irgendein klappriges Ding, egal, welche Marke. Ich hab ihn gefragt, wie viel er ausgeben will. Das mach ich immer, erst mal fragen, schauen, ob sich der Aufwand lohnt. Er hat gesagt, er will hundert Mark zahlen, da hab ich gesagt, dass ich keine hab, jedenfalls nicht für den Preis.«
    Er musterte die Kommissare. Offensichtlich überlegte er, wie sie seine Methode einschätzten und ob sie womöglich daran dachten, ihr Angebot zurückzuziehen und ihn doch hinzuhängen, wenn er sich als zu gerissen, zu professionell präsentierte.
    »Und dann?«, fragte Weber.
    »Dann hat er gesagt, er zahlt auch mehr. Also hab ich meinen Katalog aufgemacht und ihm eine Maschine gezeigt, die einzige, die ich gerade im Angebot hatte… Hoffentlich räumt Ihr Kollege bei mir nicht alles durcheinander, das ist nämlich alles genau geordnet, auch wenns auf den ersten Blick nicht so aussieht. Vielleicht hätt ich doch mitfahren sollen.«
    »Er holt nur die Kataloge«, sagte Funkel.
    »Sie haben ihm die Olympia US gezeigt«, sagte Thon und rieb wieder an seinem Halstuch.
    »Genau. Und ich hab ihm gesagt, die kostet mehr als hundert Mark. Weil das ein altes Stück ist, die gibts schon lange nicht mehr.«
    »Wie viel?«, fragte Thon. Er roch an seinen Fingern. Rommel druckste herum.
    »Wie viel hat Ihnen der Mann denn bezahlt, Herr Rommel?«, fragte Weber und faltete entspannt die Hände. Jedenfalls machte er den Eindruck, als habe er viel Zeit und noch mehr Geduld.
    »Fünfhundert.«
    Das darauf folgende Schweigen der Kommissare war Ausdruck ihrer Anerkennung für das Verhandlungsgeschick des Pförtners.
    »Ist was?«, fragte er.
    »Sie beherrschen Ihren Job«, sagte Thon.
    »Das ist kein Job«, sagte Rommel schnell. »Ich mach das nur als Hobby. Ich bin gern unter Leuten, ich bin auch gern Pförtner, weil da viele interessante Personen ein und aus gehen.
    Ich sammel auch Autogramme, die schenk ich manchmal her, auf dem Flohmarkt, an besonders nette Kunden.«
    Ein junger, untersetzter Kommissar kam herein und legte drei Leitzordner auf den Tisch.
    »Danke fürs Holen, Andy«, sagte Funkel.
    »Eine Nachbarin hat mich angesprochen. Ich hab ihr gesagt, ich soll sie von Ihnen grüßen«, sagte Andy Krust zu Rommel.
    »Die Frau Schildknecht? Auweia, die wird jetzt denken, ich bin schwul.«
    »Wieso denn?«, fragte Andy.
    »Die denkt so«, sagte Rommel. »Ich hab nie eine Frau, aber wenn plötzlich ein junger Mann auftaucht, denkt sie, ich bin schwul und habs ihr verheimlicht. Wenn ich schwul wär, wär sie bestimmt die Letzte, der ich das sagen würde.«
    Krust schloss die Tür hinter sich und Thon nahm sich einen der Ordner.
    »Das war sehr entgegenkommend von Ihnen«, sagte Weber.
    »Wir wollen nur einen Blick reinwerfen, vor allem auf die Schreibmaschine natürlich. Dürfen wir das Foto behalten?«
    »Ich brauchs ja nicht mehr.«
    »Und die Sachen stehen alle bei Ihnen im Keller?«, fragte Thon. Er hatte das Foto der Olympia US entdeckt und nahm es aus der Klarsichthülle.
    »Fast alle. Manche sind in einem Schuppen bei den Flohmarkthallen, den teil ich mir mit einem Bekannten. Jeder zahlt zwanzig Mark im Monat für die Miete.«
    »Haben Sie das Geld noch?«, fragte Funkel.
    »Bitte?«
    »Die fünfhundert Mark. Wie haben Sie die bekommen, in Hundertmarkscheinen oder wie?«
    »Genau, fünf Hundertmarkscheine. Ich weiß nicht…« Umständlich fummelte er in seiner Gesäßtasche herum, sein Geldbeutel war verrutscht und er bekam ihn nicht zu fassen. Mit einem Stöhnen wuchtete er seinen dicken Körper in die Höhe und grub die Hand noch tiefer in die Tasche. Endlich schaffte er es. Er öffnete das braune Portmonee.
    »Das ist einer der Scheine, glaub ich.« Er reichte ihn Funkel.
    Dieser nahm eine Pinzette, zwickte den Schein fest und ging ins Nebenzimmer zu Veronika Bautz. »Lassen Sie den bitte untersuchen!«
    »Und Sie sind ganz sicher, dass

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