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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Und ich hab mir ein Escada-Kleid gekauft, wissen Sie, was das gekostet hat? Und…«
    »Nein«, sagte Weber hart.
    Susan Felt hielt inne und ließ sich wieder auf den englischen Stuhl mit dem dunkelroten Brokatbezug fallen. Das war das vierte Mal innerhalb der vergangenen fünf Minuten, dass sie das tat. Sie wirkte völlig aufgelöst, leicht hysterisch, fand Funkel.
    »Womöglich denken die Leute jetzt, ich hab die Verlobung gelöst, weil ich einen acht Jahre älteren Mann doch nicht heiraten will. Die Leute sind so, die denken so was.«
    »Niemand verbietet Ihnen zu heiraten«, sagte Weber.
    »Bitte denken Sie nach, wenn Ihre Schwester einen Liebhaber hatte, dann muss sie doch irgendwann mal seinen Namen gesagt haben, das ist doch logisch.«
    »Das ist nicht logisch!«, donnerte Susan, sprang auf und prustete hektisch. Vielleicht nimmt sie Drogen, dachte Funkel. Dann überlegte er, ob sie unter Schock stand und ein Beruhigungsmittel benötigte.
    »Kathi war so«, sagte sie und ging auf und ab. Sie war barfuß.
    »Kathi hat immer gesagt, der Mann ist ganz anders als sie, als wir alle, er hat einen miesen Job…«
    »Was für einen Job?«, fragte Funkel.
    »Das weiß ich nicht, verdammt noch mal! Sie hat nie über ihn gesprochen. Ich glaube, ich bin die Einzige, die weiß, dass sie überhaupt einen Liebhaber hatte. Wir haben Angestellte, die denken, sie war lesbisch… Ich weiß nicht, wer es ist. Hat er sie umgebracht? Hat er sie erschossen?«
    »Vielleicht«, sagte Funkel. »Wir werden ihn öffentlich suchen lassen. Wenn er unschuldig ist, wird er sich melden.«
    »Wir sehen uns noch einmal hier in der Wohnung um«, sagte Weber. »Bleiben Sie ruhig da!«
    »Haben Sie schon mit Ilona gesprochen?«, fragte Susan.
    »Unsere Kollegen«, sagte Funkel. Sie hatten sich ausführlich mit Ilona Leblanc unterhalten und erfahren, dass sie tatsächlich dachte, Katharina werde sich bei ihr melden und Unterschlupf bei ihr suchen. Anscheinend wollte sie aus dem Geschäft aussteigen und hatte deshalb die fünfhunderttausend Mark abgehoben. Als sie nichts mehr von ihr hörte, glaubte Ilona, ihre Chefin wolle sie nicht in Gefahr bringen und erst nach einiger Zeit unerkannt bei ihr auftauchen. So hatten sie es für den Notfall vereinbart. Katharina hatte den Termin, wann sie endgültig einen Schlussstrich ziehen und sich im Ausland – auf Mallorca, sagte Ilona – eine neue Existenz aufbauen wollte, immer wieder verschoben. Offenbar hatte sie vor, gemeinsam mit ihrem Liebhaber eine kleine Pension oder ein Lokal zu eröffnen, »wo man jeden Tag das Meer sieht und ein normales Leben führen kann«, hatte sie zu Ilona gesagt. Die Kommissare fanden keine Anhaltspunkte, an den Aussagen der Frau zu zweifeln.
    Während Funkel und Weber ein zweites Mal Katharinas Wohnung, die sich im selben Gebäude wie das Felts Hotel Wagner befand, inspizierten, läutete das Handy des Kriminaloberrats. Rolf Stern, der Leiter der Mordkommission, teilte ihm mit, dass Norbert Scholze die Pistole in der rechten Hand gehalten habe, obwohl er Linkshänder war, ein Detail, das der Mörder anscheinend nicht wusste. Außerdem, sagte Stern, gebe es inzwischen eine Phantomzeichnung des Mannes mit dem braunen Anzug, der vor dem Wohnblock der Scholzes hastig in sein Auto gestiegen war. »Die Zeichnung ist ziemlich vage, aber wir versuchens mal damit.«
    Am Ende ihrer Inspektion hatten Funkel und Weber sieben Telefonnummern entdeckt, davon zwei Handynummern, zu denen es keine Namen gab. Sie riefen im Dezernat an, um sich die Teilnehmer heraussuchen zu lassen. Einige Telefongesellschaften weigerten sich aus Datenschutzgründen, die Namen zu nennen, solange keine richterliche Genehmigung vorlag.
    »Uns läuft die Zeit davon«, sagte Funkel wieder, rief bei Staatsanwalt Ronfeld an und erklärte ihm den Stand der Dinge. Auf keinen Fall wollte er riskieren, eine Nummer anzurufen, ohne Namen und Adresse zu kennen. Vor dem Anruf wollte er Kollegen zur Wohnung des betreffenden Teilnehmers schicken, auch dann, wenn es sich um ein Handy handelte und die Person sich eventuell anderswo aufhielt. Die Chance zur Flucht musste so gering wie möglich gehalten werden.
    Erst kurz vor siebzehn Uhr hatte Funkel alle Namen beieinander. Sofort beorderte er die Kollegen zu den Wohnungen und bereitete die digitale Aufzeichnung der Telefonate vor. Dann rief er eine Nummer nach der anderen an. Ein Anschluss war tot, niemand meldete sich, die Mailbox schaltete sich nicht ein.
    Der Teilnehmer hieß

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