Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
Vom Netzwerk:
Mann überwältigt, dessen Identität inzwischen feststand. Es war der siebenundzwanzigjährige Kfz-Meister Mike Sadlow. In einer ersten Vernehmung hatte er bestritten, an der Entführung von Natalia Horn beteiligt gewesen zu sein. Braga und Gerke waren nun auf dem Weg nach Posen.
    In der Wohnung des Ehepaars Scholze hatten die Fahnder Berge von rechtsradikalen Zeitungen, Briefe und ein Archiv gesichert, das anscheinend sämtliche Berichte über die gewalttätige Lucy Arano umfasste.
    Nach dem Todeszeit-Nomogramm des Gerichtsmediziners war Katharina Wagner vor etwa dreieinhalb Wochen ermordet worden, was darauf hindeutete, dass Rossi sie ein oder zwei Tage, bevor sie als vermisst gemeldet wurde, erschossen hatte, also am 22. Juli, vielleicht am 21. Juli. An beiden Tagen, das hatten die Kommissare inzwischen nachgeprüft, war Josef Rossi nicht an seiner Arbeitsstelle erschienen. Kurz nachdem Funkel ins Auto zurückgekehrt war, um noch einmal einen Anlauf zu unternehmen, mit Florian Nolte ins Gespräch zu kommen, wurde er erneut ans Telefon gerufen. Diesmal war klar, dass er die Vernehmung des Oberkommissars sofort abbrechen musste.
    »Wir haben einen Verdächtigen festgenommen«, sagte ein Streifenbeamter ins Telefon. »Wir haben sein Auto auf der Grünwalderstraße gestoppt, er hatte keine Papiere bei sieh. Der Wagen ist ein roter Nissan Primera. So einer wird doch gesucht im Zusammenhang mit der Entführung.«
    »Bringen Sie den Mann zu uns und das Auto zur Spurensicherung!«, sagte Funkel.
    Gemeinsam mit Volker Thon und Paul Weber brauchte er zwei Stunden, bis Vaclav Capek schließlich ein Geständnis ablegte. Er schien überrascht darüber zu sein, dass die Marke und die Farbe des Fahrzeugs der Polizei bekannt waren. Er nannte das Versteck, in dem Natalia Horn gefangen gehalten wurde.
    Ein Sondereinsatzkommando stürmte das Haus in Grünwald. Der angrenzende Schuppen war leer. Natalia Horn war verschwunden. Capek behauptete, er wisse nicht, wo man sie hingebracht habe, sein Job sei gewesen, das Auto verschwinden zu lassen. Und schließlich gab er auch den Namen seines Auftraggebers preis: Josef Rossi. Um neun Minuten nach halb acht stellte Veronika Bautz einen Anruf zu Funkel durch, der gerade eine Lagebesprechung abhielt.
    »Aktion D«, sagte der Anrufer. »Heute Nacht stirbt die Frau, wenn der Schwarze und seine Tochter unser Land bis dahin nicht verlassen haben. Steht eindeutig fest, dass der Schwarze in seiner Heimat ist, kommt die Frau frei. Sonst stirbt sie.«
    Sie spielten den Anruf Vaclav Capek vor.
    »Klingt wie Rossi«, sagte er.
    »Wo ist er jetzt?«, fragte Funkel.
    »Weiß nicht«, sagte Capek. »Er ist Sonderling. Aber gut deutsch.«
    »›Gut deutsch‹?«, fragte Volker Thon. »Was meinen Sie mit ›gut deutsch‹?«
    »Gut deutsch, steht ein für seine Heimat, tut was«, sagte Capek. »So wie ich.«
    »Sind Sie Deutscher?«
    »Ich bin deutscher Staatsbürger, meine Eltern waren Deutsche, meine ganze Familie war deutsch, immer deutsch.«
    »Geboren wurden Sie in Pilsen.«
    »Ja«, sagte Capek, »und ich bin deutscher Staatsbürger.«
    »Wie viel Geld haben Sie für die Teilnahme an der Entführung bekommen?«, fragte Funkel.
    »Zehntausend.«
    »Von wem?«
    »Rossi.«
    »Wer ist der Geldgeber hinter Rossi?«, fragte Thon. Capek zuckte mit den Achseln.
    Das Haus, in dem Natalia gefangen gehalten worden war, gehörte einer Immobilienfirma in Luxemburg, in der telefonisch niemand zu erreichen war. Nachbarn sagten aus, das Haus stehe meist leer, manchmal kämen Männer, würden sich unauffällig verhalten und nach einigen Tagen wieder abreisen.
    »Herr Funkel?« Seine Sekretärin hatte die Tür zum Besprechungsraum wieder geöffnet. »Die Lufthansa ist am Telefon, sie haben eine Maschine fertig, die kann jederzeit starten, sagen sie.«
    Funkel wandte sich an seine Kollegen: »Wir dürfen nicht zulassen, dass die beiden das Land verlassen. Ich red noch mal mit Arano.«
    »Es ist die beste Lösung, solange wir keine Spur zu Rossi haben«, sagte Thon.
    »Es ist die schlechteste Lösung«, sagte Funkel. »Wenn wir das zulassen, haben wir versagt.«
    »Wir haben keine Spur zu Rossi und der Frau«, wiederholte Thon.
    »Ja«, sagte Funkel, »wir haben schon jetzt versagt.«
    »Hör auf, Karl!«, sagte Paul Weber. »Der Mann kommt doch zurück, und seine Tochter auch. Wir inszenieren diesen Flug und wenn Natalia Horn frei ist, finden wir Rossi, das ist doch klar.«
    »Und wenn er sie trotzdem umbringt?«,

Weitere Kostenlose Bücher