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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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von vorn gekommen und das ist ein gerader Weg, Sie kennen ihn ja, da sieht man bis ans Ende. Auf einmal stand sie vor mir und fragte mich, ob ich eine Mark hab. Ich hab nie Geld dabei, wenn ich auf den Friedhof geh, das hab ich ihr gesagt und mich entschuldigt. Sie hat mir Leid getan, sie hat so schlecht ausgesehen. Obwohl sie ja dunkel ist, fast schwarz, nicht wahr, ich hab gleich gesehen, dass sie schlecht aussieht. Und sie hat auch leise gesprochen, und ich hab mich entschuldigt, dass ich ihr nichts geben kann. Ja und dann, ja und dann…«
    Sie presste die Hände zusammen und atmete unruhig. Unter dem blau gemusterten Kleid zitterte ihr dürrer Körper und sie zog die Schultern hoch, die sich unter dem Stoff kantig abzeichneten.
    »Möchten Sie was trinken, Frau Kren?«, fragte Ronfeld. Sie schüttelte den Kopf, ohne den Staatsanwalt anzusehen. Sie betrachtete ihre Hände, die sie wieder flach nebeneinander auf den Tisch gelegt hatte. Der Rekorder rauschte leise.
    »Sie hat mir eine Ohrfeige gegeben. Ich… ich hab gar nicht gewusst, was passiert ist, ich hab doch nicht gedacht, dass ich jetzt eine Ohrfeige von dem Mädchen krieg. Ich hab… Ja und dann hat sie mich gestoßen und ich bin hingefallen, ins Gras. Ich bin ins Gras gefallen, in die Sträucher, zwischen die kleinen Bäume. Erst hab ich gar nichts gespürt, ich war so erschrocken, ich lag schon da, da hab ich erst gemerkt, dass ich hingefallen bin. Und das Mädchen hat sich über mich gebeugt und mich angesehen, dass ich erschrocken bin. Und sie hat ein Messer in der Hand gehabt…«
    »Was für ein Messer?« Ronfeld machte sich Notizen. Fischer rückte ein wenig zur Seite, er dachte, vielleicht brauchte Frau Kren mehr Luft um sich und Abstand. Der Stuhl schabte über das Linoleum und Fischer fürchtete, er habe sie aus dem Konzept gebracht. Doch sie sprach weiter. Und Ronfeld erwiderte ihren Blick.
    »Ein schwarzes, glaub ich, mit einer langen Klinge…«
    »Ein Springmesser?«
    »Was ist ein Springmesser?«, fragte sie irritiert. Wie Ronfeld sie behandelte, fand Fischer aufdringlich, auch gefühllos, ruppig.
    »Im Griff ist ein Knopf«, sagte Ronfeld, »und wenn man den betätigt, dann springt vorn die Klinge raus.«
    »Das weiß ich nicht. Ich hab nur das Messer im Ganzen gesehen. Sie… sie hat sich über mich gebeugt und gesagt, wenn ich ihr kein Geld geb, sticht sie mich ab. Sie sticht mich ab, hat sie gesagt.«
    Sie senkte den Kopf. In dieser Haltung, den knochigen Rücken gebeugt, den Kopf tief nach unten gedrückt, erinnerte sie Fischer an seine Mutter während ihres letzten schweren Jahrs, und er dachte noch immer an seine Mutter, als Luisa Kren schon weitergesprochen hatte.
    »Ja, ich hab sofort gedacht, das stimmt, wenn ich ihr kein Geld geb, bin ich tot. Ich hab das sofort geglaubt. Mein ganzer Rücken hat wehgetan, und mein Gesicht, von der Ohrfeige wahrscheinlich, sie hat fest zugeschlagen, das hab ich ja erst gar nicht gemerkt. Ich bin dagelegen, im Dreck, im Gras, und ich hab gedacht, wie blöd das ist, dass ich grad vom Friedhof komm und jetzt sterb, direkt daneben, und ich hab nicht mal einen Ausweis dabei. Und da hat sie mich wieder geschlagen.«
    »Lucy Arano hat Sie geschlagen, als Sie schon auf dem Boden lagen«, sagte Ronfeld.
    »Ihren Namen wusste ich ja nicht, den hab ich erst später erfahren.«
    »Sie hat Sie geschlagen, als Sie wehrlos auf dem Boden lagen.«
    »Ja, das hat sie getan.«
    Ihre Hände zitterten so stark, dass sie auf den Holztisch klopften, ein helles, gleichmäßiges Geräusch. Stumm und ratlos sahen die vier Besucher hin.
    »Es hört gleich wieder auf«, sagte Luisa Kren, »das kommt manchmal, dann hört es wieder auf. Das ist eine Nervenschwäche, die hab ich seit dem Überfall, der Arzt sagt, ich soll Tabletten nehmen, aber ich mag keine Tabletten, ich zitter lieber ein bisschen, hoffentlich stört es Sie nicht.«
    »Nein«, sagte Fischer. Es rutschte ihm so heraus. Ronfeld warf ihm einen schnellen Blick zu, den der Anwalt nicht zu deuten wusste, und wandte sich dann wieder an die alte Frau. »Sagen Sie uns bitte den Namen Ihres Arztes, Frau Kren!«
    »Dr. Hefele«, sagte sie. Ronfeld notierte sich den Namen.
    »Soll ich Ihnen einen Tee kochen?«, fragte Sonja Feyerabend. Der Dienststellenleiter Karl Funkel hatte sie mitgenommen, weil er wollte, dass eine Frau an der Vernehmung teilnahm. Wobei weder er noch die Hauptkommissarin eine genaue Erklärung erhalten hatten, zu welchem Zweck der Staatsanwalt eine

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