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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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der Schaulustigen Lucy bemerkt und der Polizei einen Tipp gegeben. Niemand war ernsthaft verletzt worden und die Feuerwehr hatte den Brand nach wenigen Minuten unter Kontrolle.
    »Natürlich war sie die Brandstifterin«, sagte Ute Ross laut. Einige Gäste sahen zu ihr herüber. »Und ich sag Ihnen was, nehmen Sies nicht persönlich, Frau…«
    Sonja zögerte einen Moment, bevor sie ihren Namen nannte.
    »Frau Feyerabend«, fuhr Ute lautstark fort, »ich mein jetzt nicht Sie, aber ich weiß, dass die Polizei Angst hat, wenn sie das schwarze Mädchen verhaftet. Weil es dann gleich wieder heißt, die Polizei ist rassistisch. Aber darum gehts nicht, die kleine Göre ist eine Kriminelle, entschuldigen Sie, wie viele Straftaten hat sie begangen? Sechzig? Siebzig? Ich hab die Zahl erst neulich in der Zeitung gelesen…«
    »Zwei«, sagte Sebastian Fischer.
    »Was?« Verblüfft sah Ute ihn an, ihr Mund zuckte und mit einem abschätzigen Blick hob sie den Kopf. »Wie, zwei?«
    »Sie hat zwei Straftaten begangen«, wiederholte Fischer mit ausdrucksloser Miene.
    Ute schüttelte den Kopf und wartete auf eine Erklärung.
    »Lucy ist erst seit wenigen Tagen strafmündig. Alles, was vorher passiert ist, kann nicht als Straftat gewertet werden.«
    »Als was dann?«, fragte Ute.
    Es entstand ein Schweigen, das Ronfeld nutzte, um sich Notizen zu machen, und Sonja, um auf die Uhr zu sehen. Fischer schob seine Brille hoch, ruckte mit dem Stuhl und fingerte an seiner Krawatte herum. Es fiel ihm schwer, sich zu beherrschen.
    »Frau Ross«, sagte er, »was die Schlägerei vor vier Monaten angeht, so haben Zeugen ausgesagt, dass Lucy von dem Jungen zuerst angegriffen wurde, er wollte sie küssen und er hat sie unsittlich berührt, jeder hat das gesehen, Sie vermutlich auch, und sie hat gesagt, dass sie das nicht möchte, aber der Junge hat so lange weitergemacht, bis sie ihm eine Ohrfeige gegeben hat. Daraufhin kippte er mit dem Stuhl um…«
    »Und das berechtigt sie, dass sie ihm Zucker und Tee ins Gesicht gießt?«, sagte Ute. »Und wenn der Tee jetzt heiß gewesen wäre? Und wenn der Junge jetzt blind wäre? Sie sind ihr Anwalt, Sie müssen wahrscheinlich so reden, ich muss das nicht. Was glauben Sie denn, wenn meine Tochter, die ist jetzt zwölf, wenn die irgendwo in Afrika in Urlaub ist und sich dort so benehmen würde wie diese Lucy? Glauben Sie, die würden da unten so freundlich mit ihr umspringen wie wir hier? Was glauben Sie, wie schnell die zur Rechenschaft gezogen würde, die würde ins Gefängnis kommen und basta. Ich hab Ihnen gesagt, es ist mir egal, ob sie schwarz oder rot ist, aber es gefällt mir nicht, dass sie so tut, als wär sie was Besonderes. Sie weiß genau, was hier los ist, dass niemand sich traut, ihr was zu tun, weil sie schwarz ist und jeder Angst hat, er steht dann in der falschen Ecke. Ich hab nichts gegen Neger, ehrlich nicht, ich hab viele Gäste hier, die sind aus Afrika oder sonst woher, die werden alle gleich behandelt von mir. Zwei Straftaten! Herr Anwalt! Es geht mich nichts an, aber wenn Sie damit vor Gericht durchkommen, dann fang ich an, an unserem Rechtsstaat zu zweifeln, ehrlich. Zwei Straftaten! Passen Sie auf, Herr…«
    »Fischer.«
    »Herr Fischer, dieses Mädchen gehört in eine Besserungsanstalt, und zwar nicht eine Woche oder einen Monat, sondern ein Jahr, oder zwei Jahre, so lange, bis sie verstanden hat, wie man sich hier zu benehmen hat. Und dann…« Sie blickte um sich und setzte eine verschwörerische Miene auf, die Fischer besonders missfiel. »Wie die einen manchmal ansieht, mit diesem Blick, unheimlich kann einem da werden, richtig unheimlich. Deswegen sind die Kinder auch so eingeschüchtert, sie braucht sie nur anzuschauen und schon… Diesen Blick müssten Sie mal sehen, so was von… schwarz… und… furchteinflößend…«
    Übergangslos wechselte ihr Gesichtsausdruck und mit einem leichten Zucken um die Lippen drehte sie den Kopf ein wenig zur Seite.
    »Vergessen Sie Ihren missionarischen Eifer, Herr Fischer! Sie werden dieses Mädchen nicht bessern, und ich auch nicht, und der Vater schon zehnmal nicht. Die braucht professionelle Erzieher, die genau wissen, wie man mit so jemand umgeht. Und noch was…«
    »Frau Ross«, sagte Fischer, »keine Ihrer Beschuldigungen hat…«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche«, sagte Ute und senkte ihre Stimme. »Ich hab das bisher niemand erzählt…«
    »Was?« Ronfeld warf einen Blick auf die Kassette im

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