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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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los ist! Vielleicht kann ich dir helfen!‹ Ich meine, ich mag die Kinder, ich freu mich, wenn sie kommen, wenn sie mein Lokal besuchen und kein anderes, das ist klar, ich hab sie gern.«
    Sie trank einen Schluck Kaffee, gab dem jungen Kellner, der an der Bar lehnte, ein Zeichen und machte ihn auf einen Gast aufmerksam, der zahlen wollte.
    »An jenem Abend hat sie den ganzen Tisch aufgemöbelt. Ich bin hin zu ihr, wollt mit ihr reden, nichts zu machen. Stellen Sie sich vor, sie hat die Zuckerdose genommen und sie dem Jungen, der auf dem Boden lag, ins Gesicht geschüttet und hinterher noch eine Tasse Tee! Der war zum Glück kalt. Stellen Sie sich das vor! Ich lass mich nicht verarschen. Ich hab die Polizei geholt und sie haben die Göre mitgenommen. Ich bitte Sie, was soll ich machen, ich lass mir doch nicht auf der Nase rumtanzen von denen.«
    »Was war der Grund für die Schlägerei?«, fragte Ronfeld. »Soweit ich weiß, haben Sie selbst gesagt, Lucy Arano hatte wieder mal einen ihrer üblichen Aussetzer. Aussetzer, glaub ich, haben Sie gesagt.«
    »Aussetzer? Kann sein. Sie kommt hier rein und verbreitet schlechte Stimmung. Sie macht die andern an, sie terrorisiert sie…«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Fischer. Vom ersten Moment an konnte er die Frau nicht leiden, vielleicht lag es an ihrer Stimme, die ihm nicht gefiel, an diesem verschwörerischen Ton, an ihrer Art, Mitgefühl zu zeigen, das er für vorgetäuscht hielt, für verlogen. Er reagierte vollkommen zwanghaft auf sie, abwehrend, misstrauisch. Vielleicht lag es daran, dass er ein Problem mit weit ausgeschnittenen Pullovern hatte, er musste sich zwingen, nicht hinzusehen, und das lenkte ihn ab und verwirrte ihn. Und es war schwer für ihn, bei Ute Ross nicht hinzusehen, sie streckte ihren Busen geradezu heraus, fand er. Und sie bemerkte seine heimlichen Blicke und er fühlte sich ertappt. Und provoziert.
    »Wie terrorisiert Lucy Ihrer Meinung nach ihre Mitschüler?«, fragte er und sah ihr in die Augen.
    »Sie hat die Macht«, sagte Ute. »Sie ist kräftig, sie sieht eindrucksvoll aus mit diesen Ketten und Ringen und diesen Haaren. Und sie weiß das, sie weiß genau, wie die Leute auf ihr schwarzes Aussehen reagieren. Ich meine, sie fällt auf, sie will auffallen. Da hab ich nichts dagegen, auch wenn manche Gäste mich immer wieder fragen, wieso ich das schwarze Mädchen hier dulde nach allem, was in den Zeitungen über sie steht. Ich hab das auch gelesen. Gut, sie ist schwierig, aber das war noch kein Grund, ihr Hausverbot zu erteilen.«
    »Trotzdem haben Sies getan«, sagte Ronfeld.
    »Ich habs getan, weil sie versucht hat, mein Lokal abzufackeln, nachdem ich sie rausgeschmissen hatte nach dieser Sache da vor ein paar Monaten. Nach der Schlägerei, bei der sie dem Jungen den Zucker ins Gesicht geschüttet hat. Sie wollt das ganze Haus abfackeln, die kleine Göre. Was glauben Sie denn? Bin ich ein Sozialarbeiter? Verstehen Sie mich nicht falsch, ich halt nicht viel von diesem Gelaber und so theoretischem Gesülze, wenn man mit Kindern nicht mehr reden kann und wenn sie nicht mehr auf einen hören, muss man ihnen auf andere Weise Grenzen setzen. Dieses Mädchen hätte um ein Haar hier alles abgebrannt, ohne mit der Wimper zu zucken, aus purer Rache an mir. Ehrlich, ich hab mich immer zurückgehalten, ich hab gesagt, sie ist zwar schwarz, aber sie ist ein Mädchen und sie hats nicht leicht und ihre Mutter ist tot, sie hats nicht leicht. Andere habens auch nicht leicht. Aber sie hat gedacht, und ich hab das ganz lang nicht kapiert, sie hat gedacht, weil sie schwarz ist, kommt sie automatisch damit durch. Nicht bei mir! Nicht bei mir!«
    »Wir haben keinen Hinweis darauf, dass Lucy die Brandstifterin war«, sagte Sonja Feyerabend. Vor dem Termin im Café Olé hatte sie sich bei den Kollegen von der Brandfahndung nach dem letzten Stand der Ermittlungen erkundigt und erfahren, dass die Jugendlichen, die damals vorübergehend festgenommen worden waren, mit dem Anschlag nichts zu tun hatten. Eine von ihnen war Lucy gewesen und wie es aussah, war sie mit ihren Freunden vom nahen Hauptbahnhof auf dem Weg in das Lokal, als plötzlich Flammen aus der Eingangstür im Erdgeschoss schlugen. Das Einzige, was man ihr vorwerfen könnte, war, dass sie offenbar nicht gerade versucht hatte, das Feuer zu löschen. Die Jugendlichen hatten zugesehen, so wie hunderte Erwachsene. Als die Feuerwehr die eingeschlossenen Gäste und Hausbewohner rettete, hatte Ute Ross im Pulk

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