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Germania: Roman (German Edition)

Germania: Roman (German Edition)

Titel: Germania: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Gilbers
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waren sie nur Parteisoldaten und hatten mit den alteingesessenen Militärs eigentlich nicht viel gemeinsam. Dass Militärangehörige gegen den Emporkömmling Hitler agitierten, war für Oppenheimer durchaus vorstellbar. So gesehen war es auch verständlich, dass beide Organisationen versuchten, einander den Rang abzulaufen. Und der Bereich der Spionage schien einer der Hauptkriegsplätze zu sein.
    »Warum kann Canaris seine Leute nicht mehr decken? Was ist im Februar geschehen?«, wollte Oppenheimer wissen.
    Lüttke erklärte: »Damals ist eine unserer Agentinnen in der Türkei zum britischen Geheimdienst übergelaufen. Das war für Schellenberg ein willkommener Anlass, um Canaris seines Amtes entheben zu lassen. Ende dieses Monats muss er offiziell zurücktreten. Sie haben Canaris auf die Burg Lauenstein im Frankenwald verfrachtet, wo er die Tage absitzt, bis er aus dem Amt gejagt wird. Was dann mit unserem Dienst geschieht, ist noch nicht ganz klar. Höchstwahrscheinlich wird er aufgelöst, und unsere Mitarbeiter werden dem RSHA unterstellt.«
    Oppenheimer zuckte mit den Schultern. »Das ist alles gut und schön. Ich weiß nur nicht, was ich damit zu tun habe.«
    »Jetzt kommen die Mordfälle ins Spiel, in denen du ermittelst«, antwortete Hilde. »Als ich den Eindruck bekam, dass die Morde politisch motiviert sind, habe ich Herrn Lüttke darüber informiert.«
    »Wir möchten Sie fragen, ob Sie mit uns zusammenarbeiten würden«, sagte Lüttke.
    »Und was müsste ich dafür tun?«
    »Wir brauchen Informationen, nichts weiter, Details über die laufende Ermittlung. Insbesondere, falls sich eine Verbindung zur Abwehr oder einem unserer Mitarbeiter ergeben sollte.«
    Oppenheimer wurde aufmerksam. »Glauben Sie etwa, dass jemand aus Ihren Reihen der Mörder ist?«
    »Verdammt noch mal, nein«, platzte Bauer heraus. Er hatte schon länger unruhig auf seinem Stuhl gesessen und Oppenheimer feindselig gemustert. »Natürlich war es keiner von uns. Aber diese Schweinehunde werden versuchen, unsere Abteilung mit den Morden in Verbindung zu bringen. Spätestens seit dem Mord an dieser Nutte aus Schellenbergs Laden haben sie die Möglichkeit dazu. Dann hätten sie freie Hand und könnten jeden von uns über die Klinge springen lassen. Ganz wie es ihnen beliebt. Und dieser Hauptsturmführer Vogler ist ein Lakai. Wahrscheinlich arbeitet er ihnen zu. Er gehört doch sowieso zum selben Laden.«
    »Es kommt uns nicht darauf an, wer es war«, präzisierte Lüttke. »Wir wollen nur unsere eigenen Leute beschützen.«
    »Hm, über das Angebot müsste ich natürlich nachdenken«, sagte Oppenheimer.
    »Ich habe bereits mit Richard darüber gesprochen«, sagte Hilde plötzlich. Oppenheimer blickte sie erstaunt an. Das war eine glatte Lüge, doch sie schien irgendetwas im Schilde zu führen. »Er wäre bereit, die Ermittlungsergebnisse mitzuteilen, wenn ihr ihn dafür ins Ausland schafft. Ihn und seine Frau.«
    »Völlig unmöglich!«, polterte Bauer.
    Lüttke lehnte sich zurück und sog die Luft ein. Dann sagte er langsam: »Unmöglich wäre das nicht. Nur sehr, sehr schwierig.«
    »Das kriegen wir nie autorisiert«, widersprach Bauer.
    Hilde hatte gute Arbeit geleistet. Oppenheimer erkannte, dass sie nicht ohne Grund sein Vertrauen missbraucht hatte. Mit ein wenig Glück war dies seine Fahrkarte hinaus aus all dem mörderischen Wahnsinn, den Hitler und seine Helfer jeden Tag aufs Neue veranstalteten. Oppenheimer beschloss, ebenfalls zu pokern. »Wie Hilde bereits gesagt hat, das ist mein Angebot.«
    »Verlangen Sie etwas anderes«, forderte Bauer.
    »Jetzt kommt mir nicht so«, sagte Hilde. »Ihr habt die Mittel dazu. Wenn es jemand schaffen kann, Leute aus Deutschland rauszuschmuggeln, dann seid ihr es. Wir reden nur über zwei gefälschte Pässe, nicht mehr. Die Wehrmacht hat doch jahrelange Erfahrung darin, Menschen über weite Strecken zu transportieren. Zwei Leute mehr fallen da nicht auf.«
    Bauer schüttelte vehement den Kopf. »Vorstellungen habt ihr Frauen.«
    »Ich bin immerhin die Nichte eines Offiziers«, konterte Hilde mit stolz vorgerecktem Kinn. »Ich weiß, wie der Hase läuft. Richard ist Geheimnisträger. Habt ihr eine Ahnung, was geschieht, wenn herauskommt, dass er für euch spioniert hat? Wenn er sich mit euch einlässt, ist er gefährdet. Sorgt also wenigstens dafür, dass er heil aus der Sache herauskommt.«
    Lüttke überlegte einige Augenblicke. »Das kann ich natürlich nicht sofort entscheiden. Wir melden uns

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