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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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gab es jedoch bis dato nicht. Dennoch schienen diese Strukturen bei der Entscheidung von wichtigen diplomatischen Fragen eine große Rolle zu spielen.
    Überhaupt hatte sich über Wepl und die Mission sehr viel Datenmaterial angesammelt. Einige der Daten waren verblüffend, aber mit der Zeit gerieten sie entweder in Widerspruch zu neuen Daten oder wurden gänzlich widerlegt. Es sah fast so aus, als müsse unsere Xenologie vor diesem Rätsel ratlos die Achseln zucken. Und viele sehr gute Xenologen schlossen sich der Meinung Rowlingsons an, der schon zehn Jahre zuvor in einer schwachen Minute gesagt hatte: »Ich glaube, die führen uns einfach an der Nase herum!«
    Das alles aber ging mich wenig an. Ich durfte später nur nicht die Worte Rowlingsons vergessen.
    Die Mission befand sich am Fluss Thelon in Kanada, nordwestlich von Baker Lake. Die Kopfler hatten hier volle Bewegungsfreiheit und nutzten sie ausgiebig, obwohl sie kein anderes Transportmittel als Null-T akzeptierten. Die Residenz der Mission war streng nach einem Entwurf errichtet worden, den die Kopfler selbst vorgelegt hatten. Von der Idee aber, dort einzuziehen, hatten sie höflich Abstand genommen und sich stattdessen in der Umgebung in selbst gebauten unterirdischen Räumen oder, schlicht gesagt, in Erdlöchern eingerichtet. Telekommunikation lehnten sie ab. Daher waren die Bemühungen unserer Ingenieure, Videogeräte zu entwickeln, die speziell auf die Bedürfnisse der Kopfler abgestimmt waren (Gehör, Sehen, Handhabung), vergeblich gewesen. Die Kopfler akzeptierten ausschließlich persönliche Kontakte. Ich würde also nach Baker Lake fliegen müssen.
    Nachdem ich die Informationen über Wepl beisammen hatte, beschloss ich, noch Doktor Serafimowitsch ausfindig zu machen - was mir ohne Mühe gelang, das heißt, es gelang mir, Informationen über ihn zu finden. Der Doktor der Pädagogik, ständiges Mitglied des Eurasischen Rates für Volksbildung,
Mitglied des Weltrates für Pädagogik Valerij Markowitsch Serafimowitsch war schon vor zwei Jahrzehnten im Alter von einhundertachtzehn Jahren verstorben. Schade.
    Dann nahm ich mir Kornej Jašmaa vor. Der Progressor Kornej Janowitsch Jašmaa hatte schon seit zwei Jahren als Adresse die Villa »Jans Lager« angegeben, die etwa zehn Kilometer nördlich von Antonow in der Wolgasteppe liegt. Er hatte ein umfangreiches Curriculum, aus dem hervorging, dass seine gesamte berufliche Tätigkeit mit dem Planeten Giganda in Verbindung stand. Er war nicht nur für die praktische Arbeit ein wichtiger Mann, sondern auch ein außergewöhnlicher Theoretiker auf dem Gebiet der experimentellen Geschichte. Alle Einzelheiten seiner Laufbahn waren jedoch augenblicklich aus meinem Kopf gelöscht, als ich auf folgende, an und für sich unauffällige, Informationen stieß.
    Die erste: Kornej Janowitsch Jašmaa war ein postumer Sohn.
    Die zweite: Kornej Janowitsch Jašmaa war am 6. Oktober’38 geboren. Die Eltern Kornej Jašmaas waren keine Mitglieder der Gruppe »Jormala«, sondern ein Ehepaar, das während des Experiments »Spiegel« tragisch ums Leben gekommen war.
    Ich traute meinem eigenen Gedächtnis nicht und schlug in der Mappe nach. Es stimmte. Und da war auch noch die Notiz auf der Rückseite des arabischen Textes: »… hat das Schicksal zwei von unseren Mehrlingen zusammengeführt. Ich versichere dir, es ist reiner Zufall …« Ein Zufall. Nun, dort auf der Giganda mochte sich wirklich ein Zufall ereignet haben: Lew Abalkin, ein postumer Sohn, geboren am 6. Oktober’38, traf Kornej Jašmaa, einen postumen Sohn, geboren am 6. Oktober’38. Aber hier bei mir - ist es da auch ein Zufall? »Mehrlinge« - von unterschiedlichen Eltern. »Wenn du’s nicht glaubst, schau in 07 und 11.« In Ordnung. »07« liegt vor mir. Also gibt es irgendwo in unserer Abteilung auch noch 11. Und es ist logischerweise anzunehmen, dass es auch 01, 02 und so weiter gibt … Apropos: Minuspunkt für mich, dass
mir diese sonderbare Chiffre nicht gleich aufgefallen ist: 07. Bei uns werden die Fälle (freilich nicht in Mappen, sondern in Kristallaufzeichnungen) normalerweise entweder mit phantastischen Wortkombinationen oder Namen von Gegenständen bezeichnet.
    Was war das übrigens für ein Experiment »Spiegel«? Noch nie davon gehört. Fast schon automatisch tippte ich die entsprechende Anfrage an das GGI. Die Antwort versetzte mich in Erstaunen: »Information nur für Spezialisten, weisen Sie bitte Ihre Zulassung vor.« Ich gab meinen Code ein

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