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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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licht waren oder, wenn es sein musste, auch düster - aber sauber und von einer natürlichen Finsternis.
    Dann erinnerte er sich, dass man ihn für immer in diese Wälder geschickt hatte. Er wunderte sich über die Naivität derjenigen, die ihn hierher verbannt hatten und glaubten, er würde, ohne je sein Ehrenwort gegeben zu haben, freiwillig dahinvegetieren und ihnen noch dazu helfen, eine Linie von Emittertürmen zu errichten. Im Sträflingswaggon hatte jemand erzählt, die Wälder würden Hunderte von Kilometern
nach Süden reichen, und auf Militärtechnik träfe man sogar noch in der Wüste. Nein, danke, hier bleibe ich nicht. Massaraksch, gestern hab ich diese Türme gesprengt, und heute werde ich für sie das Gelände säubern? Ich habe genug von diesen Dummheiten.
    Wildschwein glaubt mir nicht. Sef glaubt er, mir aber nicht. Ich wiederum misstraue Sef, wahrscheinlich zu Unrecht. Sicher bin ich in Wildschweins Augen ebenso aufdringlich und verdächtig, wie Sef es für mich ist. Na schön, Wildschwein glaubt mir nicht, also bin ich wieder allein. Ich könnte darauf hoffen, den General oder Klaue zu treffen, aber das ist zu unwahrscheinlich: Es heißt, es gibt hier über eine Million Zöglinge, und das Gebiet ist riesig. Nein, mit so einem Zusammentreffen ist nicht zu rechnen. Ich könnte versuchen, eine eigene Gruppe zusammenzubringen, aber seien wir ehrlich, Massaraksch, dafür eigne ich mich nicht. Vorerst jedenfalls nicht, bin viel zu vertrauensselig. Klären wir daher zuerst die Aufgabe. Was will ich?
    Einige Minuten lang führte er sich die Aufgabe vor Augen und fand Folgendes heraus: Man musste die Unbekannten Väter stürzen. Wenn sie Militärs sind, sollen sie doch in der Armee dienen, sind sie Finanzleute, sollen sie sich mit den Finanzen befassen, was immer das heißen mag. Eine demokratische Regierung einsetzen - er hatte eine ungefähre Vorstellung, was das war und wusste, dass diese Republik zunächst bürgerlich-demokratisch sein würde. Das löste nicht alle Probleme, aber erlaubte, die Gesetzlosigkeit einzudämmen und die sinnlosen Ausgaben für die Türme und die Kriegsvorbereitungen zu streichen. Er musste sich freilich eingestehen, dass er nur vom ersten Punkt seines Programms eine genaue Vorstellung hatte: vom Sturz der Tyrannei. Was danach käme, war ihm noch völlig unklar. Zudem konnte er nicht sicher sein, ob die breite Masse der Bevölkerung seine Idee, die Tyrannei zu stürzen, gutheißen würde. Die Unbekannten Väter
waren zwar offensichtlich Lügner und Halunken, aber im Volk zweifellos sehr beliebt. Was soll’s, dachte er, schauen wir nicht zu weit voraus. Lassen wir es beim ersten Punkt und sehen uns an, welche Hürden noch zu nehmen sind, bis ich den Unbekannten Vätern an die Gurgel kann. Erstens die Streitkräfte: die hervorragend dressierte Garde und die Armee, von der ich allerdings nur weiß, dass in irgendeiner ihrer Strafkompanien (sonderbare Bezeichnung!) mein Freund Gai dient. Zweitens - und noch wichtiger: die Anonymität der Unbekannten Väter. Wer sind sie, wo soll man sie suchen? Wo kommen sie her, wo halten sie sich auf, wie wird man einer von ihnen? Er versuchte sich zu erinnern, wie es auf der Erde zur Zeit der Revolutionen und Diktaturen gewesen war. Massaraksch! Ich weiß nur noch die Schlüsseldaten, die wichtigsten Namen und die grobe Kräfteverteilung, aber ich brauche Details, Analogien, Präzedenzfälle. Zum Beispiel der Faschismus. Wie war das doch gleich? Ich weiß noch, wie schrecklich es war, darüber zu lesen und zu hören. Da war irgendein Hilmer, widerlich, eine blutsaugende Spinne. Halt, das war also keine anonyme Regierung. Hm, nicht viel, was ich noch weiß. Aber das ist ja so lange her, und es war so abscheulich, und wer konnte denn wissen, dass ich in so eine Bredouille gerate? Die Leute vom Galaktischen Sicherheitsdienst oder vom Institut für Experimentalgeschichte müssten hier sein - die würden gleich sehen, was los ist. Vielleicht sollte ich versuchen, einen Sender zu bauen? Er lachte traurig bei der Erinnerung, dass er hier schon einmal an einen Sender gedacht hatte, in dieser Gegend, sogar ganz in der Nähe. Nein, ich muss wohl allein zurechtkommen. Na schön. Gegen eine Armee hilft nur ein Mittel: eine Armee. Gegen Anonymität und Geheimnisse: die Aufklärung. Alles ganz einfach.
    Auf jeden Fall muss ich von hier weg. Zuerst versuche ich, eine Gruppe aufzubauen, doch wenn es nicht gelingt, gehe ich allein. Und einen Panzer brauche ich.

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