Gesammelte Werke
ausdrücklich als nicht naturalistisches bezeichnet, sondern soll im Rahmen der epoxh statthaben, soll auch für das reduzierte, von dinglichen Transzendenzen gereinigte Bewußtsein bestehen bleiben. Thema der Phänomenologie soll das »Bewußtsein von etwas« sein, so wie es nach Vollzug der epoxh dem Studium sich darbietet.
»Die Ausschaltung hat ... den Charakter einer umwertenden Vorzeichenänderung, und mit dieser ordnet sich das Umgewertete wieder der phänomenologischen Sphäre ein.
Bildlich gesprochen: Das Eingeklammerte ist nicht von der phänomenologischen Tafel weggewischt, sondern eben nur eingeklammert und dadurch mit einem Index versehen. Mit diesem aber ist es im Hauptthema der Forschung.« 135 Damit ist bereits das widersinnige Postulat einer »Erkenntnistheorie von Transzendenzen« ausgesprochen; klar formuliert es Husserl in dem Satz: »Alles Transzendente, sofern es bewußtseinsmäßig zur Gegebenheit kommt, ist nicht nur nach seiten des
Bewußtseins von
ihm, z.B. der verschiedenen Bewußtseinsweisen, in denen es als dasselbe zur Gegebenheit kommt, Objekt phänomenologischer Untersuchung, sondern auch, obschon damit wesentlich verflochten, als das Gegebene und in den Gegebenheiten Hingenommene.« 136
Der Unterschied zwischen den »Bewußtseinsweisen, in denen Transzendentes zur Gegebenheit kommt«, und den »transzendenten Gegebenheiten« selbst wird zum Kanon von Husserls Erkenntnistheorie. An ihn knüpft die Rede von »reell und intentional« 137 in den Erlebnissen Beschlossenem an, ohne freilich zunächst klar bestimmt zu werden. Den Titel »Intentionalität« behält Husserl nicht streng den Erlebnissen mit »symbolischer Funktion« vor: »Die Intentionalität ist es, die
Bewußtsein
im prägnanten Sinne charakterisiert, und die es rechtfertigt, zugleich den ganzen Erlebnisstrom als Bewußtseinsstrom und als Einheit
eines
Bewußtseins zu bezeichnen.« 138 In schwankender, für die sachliche Unsicherheit tief bezeichnender Terminologie schränkt Husserl den Begriff der Intentionalität, der doch nach S. 64 der »Ideen« und nach der zuletzt zitierten Stelle
allen
cogitationes zukommen sollte, alsbald wieder ein; man müsse »prinzipiell unterscheiden: 1. all die Erlebnisse, welche in den ›Logischen Untersuchungen‹ als ›primäre Inhalte‹ bezeichnet waren; 2. die Erlebnisse, bzw. Erlebnismomente, die das Spezifische der Intentionalität in sich tragen. Zu den ersteren gehören gewisse ...
›sensuelle‹
Erlebnisse,
›Empfindungsinhalte‹.
« 139
Ob »solche sensuellen Erlebnisse im Erlebnisstrom überall und notwendig irgendwelche ›beseelende Auffassung‹ tragen ..., oder, wie wir auch sagen, ob sie immer in
intentionalen Funktionen
stehen« 140 , läßt Husserl hier offen. »Jedenfalls spielt im ganzen phänomenologischen Gebiet ... diese merkwürdige Doppelheit und Einheit von
sensueller
ylh
und intentionaler
morph eine beherrschende Rolle.« 141 Was nun »die Stoffe zu intentionalen Erlebnissen formt und das Spezifische der Intentionalität hereinbringt, ist eben dasselbe wie das, was der Rede vom Bewußtsein seinen« (soll heißen »ihren«) »spezifischen Sinn gibt: wonach eben Bewußtsein eo ipso auf etwas hindeutet, wovon es Bewußtsein ist.« 142 Da »die Rede von Bewußtseinsmomenten, Bewußtheiten und allen ähnlichen Bildungen, und desgleichen die Rede von intentionalen Momenten durch vielfältige ... Äquivokationen ganz unbrauchbar ist, führen wir den Terminus
noetisches Moment
oder, kürzer gefaßt,
Noese
ein.« 143
»Der Strom des phänomenologischen Seins hat eine stoffliche und eine noetische Schicht.«
144 Die allergrößten Probleme der Phänomenologie sind nach Husserl die »
funktionellen Probleme,
bzw. die der
›Konstitution der Bewußtseinsgegenständlichkeiten‹«
145 . »In umfassendster Allgemeinheit gilt es ... zu erforschen, wie sich objektive Einheiten jeder Region und Kategorie ›bewußtseinsmäßig konstituieren‹.« 146
Die allgemeinste und fundamentale Unterscheidung aber, auf die wir »hinsichtlich der Intentionalität« stoßen, ist »die Unterscheidung zwischen
eigentlichen Komponenten
der intentionalen Erlebnisse und ihren
intentionalen Korrelaten,
bzw. deren Komponenten« 147 . »Auf der einen Seite haben wir ... die Teile und Momente zu unterscheiden, die wir durch eine
reelle Analyse
des Erlebnisses finden, wobei wir das Erlebnis als Gegenstand behandeln wie irgendeinen anderen, nach seinen Stücken oder unselbständigen, ihn reell
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