Gesammelte Werke
befinden sich in Vorbereitung.
Schon in Deutschland hat das Institut besondere Aufmerksamkeit fernöstlichen Fragen zugewandt. Eines seiner Mitglieder ist in Kooperation mit dem Institute for Pacific Relations mit weitschichtigen Untersuchungen zur Geschichte, Ökonomie und Gesellschaftsstruktur Chinas befaßt, denen mit Hinblick auf die steigende Bedeutung der Bürokratien in den totalitären Ländern Aktualität zukommt: stellt doch China das reinste Modell einer bürokratisch fixierten Gesellschaftsordnung dar.
Das Institut bemüht sich darum, Phänomene der Kultur in ihrem gesellschaftlichen Sinn darzustellen, so wie er den Phänomenen selber sich abgewinnen läßt, ohne diese etwa bloß gesellschaftlichen Strömungen ›zuzuordnen‹. Außer an die philosophischen Untersuchungen ist hier an solche kunsttheoretischer Art zu denken. Diese Untersuchungen beziehen sich teils auf die Literatur des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts (Baudelaire, Ibsen, Hamsun), teils auf musikalische Probleme (Wagner, Jazz). Die musiksoziologischen Studien des Instituts, die der gesellschaftlichen Bedeutung der heutigen Massenmusik gewidmet sind, werden mit Rücksicht auf sozialpsychologische Fragestellungen, nämlich auf die tiefgreifenden Veränderungen der ›Massen‹ im heutigen Stadium durchgeführt. Sie werden in engstem Zusammenhang mit dem Office of Radio Research an der Columbia University betrieben und beziehen sich durchwegs auf amerikanisches Material.
Das Publikationsorgan des Instituts ist die »Zeitschrift für Sozialforschung« gewesen, die 1932–1939 in deutscher Sprache erschien. Sie dürfte auch dann noch ihre Funktion erfüllt haben, als ihre Verbreitung in Deutschland verboten war: zahlreichen Lesern gab sie das Bewußtsein, daß politische Ohnmacht nicht zugleich das Opfer des Intellekts involviert. Von der Art der Zeitschrift vermittelt die letzte Nummer eine Vorstellung, die, redaktionell fertiggestellt, nach dem Zusammenbruch Frankreichs – das Institut unterhielt bis zur Besetzung von Paris eine Zweigstelle an der Ecole Normale Supérieure – nicht mehr publiziert werden konnte. Sie enthielt eine prinzipielle Analyse des autoritären Staats, einen nicht minder grundsätzlichen Aufsatz zur Kritik der politischen Ökonomie und eine gesellschaftliche Interpretation der deutschen literarischen Neuromantik (George und Hofmannsthal).
Seit 1940 ist die deutsche Publikation der Zeitschrift unterbrochen. Sie erscheint jetzt englisch unter dem Titel »Studies in Philosophy and Social Science«. Auch die jüngsten Buchpublikationen des Instituts, die sich auf Strafvollzug und Arbeitsmarkt und auf die Wirkung der Arbeitslosigkeit auf die Familie beziehen, sind englisch erfolgt. Die letztere gehört einem Interessengebiet an, dem die Aufmerksamkeit des Instituts seit Jahren gewidmet ist: der Frage nach den Bindemitteln, die das Gesellschaftssystem zusammenhalten. Das wichtigste Ereignis dieser Bemühungen war der große Sammelband »Autorität und Familie« (1936), der das erste Modell jener Art von Kooperation der verschiedensten Sachgebiete aufstellt, wie sie das Institut anstrebt.
Wenige Worte zur Geschichte des Instituts. Es geht auf eine Stiftung von Hermann Weil zurück und wurde 1925 gegründet. Es diente Lehr- und Forschungszwecken der Universität Frankfurt. Der erste Direktor war Kurt Gerlach. Nach dessen frühem Tode übernahm Karl Grünberg die Leitung, auf den 1930 Max Horkheimer folgte, der gleichzeitig ein Ordinariat für Sozialphilosophie an der Universität Frankfurt innehatte. 1933 wurde das Institut von den Nationalsozialisten geschlossen. Seit 1934 ist es der Columbia University, New York, eingegliedert.
Neben ihrer Forschungstätigkeit lehren die Mitglieder des Instituts im Rahmen der Columbia. Es darf schließlich erwähnt werden, daß aus den Fonds des Instituts seit 1933 zahlreichen Intellektuellen in Europa und Amerika die Weiterarbeit ermöglicht wurde. Auch in diesem Sinn hat das Institut seine Unabhängigkeit als Verpflichtung aufgefaßt.
1941
Einführungen in die Darmstädter Gemeindestudie
Über die
»
Gemeindestudie des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung« in Darmstadt, an der das Frankfurter Institut für Sozialforschung beratend beteiligt war und deren neun Monographien 1952 bis 1954 in acht Bänden erschienen sind, informiert näher der zehnte der »Soziologischen Exkurse« (Frankfurt a.M. 1956, S. 133ff.). Im folgenden werden die Einführungen
Weitere Kostenlose Bücher