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Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Theodor Adorno
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er recht. Nicht umsonst ist ihm jüngst von zuständiger Stelle bescheinigt worden, seine Stücke ermangelten des echten Aussagewerts.
     
    1963
     
     
»Welches Buch beeindruckte Sie in den letzten 12 Monaten?«
    »Die Wörter« von Jean-Paul Sartre, weil mir in diesem Buch die Verschränkung der Sprache und Erfahrung auf eine unübertreffliche Weise festgehalten zu sein scheint.
     
    September 1966
     
     
»Drei Fragen in der Silvesternacht 1966«
    1. Worüber haben Sie 1966 am meisten gelacht?
    2. Welche Schlagzeile würden Sie 1967 am liebsten in der Zeitung lesen?
    3. – und was spricht eigentlich gegen Sie?
     
    1. Ein gewählter NPD-Abgeordneter sagte in einem Rundfunk-Interview: Ihnen wird das Lachen schon vergehen. Mir war es, in diesem Jahr, längst vorher vergangen. Warum, hätte man nicht genauer ausdrücken können als mit jenem drohenden Diktum.
    2. Das dürfte sich danach von selbst verstehen – obwohl Schlagzeilen an sich bereits, vor allem besonderen Inhalt, etwas Beängstigendes haben.
    3. Daß ich eine steigende Abneigung gegen Praxis verspüre, im Widerspruch zu meinen eigenen theoretischen Positionen.
     
»Händedruck – Symbol des guten Willens. Soll man oder soll man nicht?«
     
    Ich habe es in angelsächsischen Ländern oft genug erlebt, daß uns Deutschen der Händedruck verübelt wurde. Es liegt wohl etwas Archaisches darin, was sich mit der rationalen westlichen Zivilisation nicht vereinbaren läßt. Andererseits sind mir aber Menschen, die mir die Hand nicht oder nur den kleinen Finger entgegenstrecken, unsympathisch.
     
    1967
     
     
»Wohin steuern unsere Universitäten?«
    1. Sind Sie der Ansicht, daß studentische Aktionen wie das Go-in bei Professor Carlo Schmid Ausdruck für eine allgemeine Unzufriedenheit unter der Studentenschaft über eine verschleppte innere Reform der Universität sind?
    2. Halten Sie die SDS-These für richtig, die Universität in ihrer heutigen Form gestatte nur noch eine Spezialistenausbildung und habe die Wissenschaften entpolitisiert?
    3. Halten Sie eine Demokratisierung der Universität für möglich, und wie ist Ihre Meinung zu der Stellungnahme von Professor Pfringsheim: »Mit Demokratie hat die Sache gar nichts zu tun. Die Universität gehorcht dem Geist, und der ist aristokratisch«?
     
    1. Das Problem steckt in dem Wort »allgemeine Unzufriedenheit«. Allgemein ist diese Unzufriedenheit nicht, wohl aber herrscht sie bei einer artikulierten Minderheit. Die Studentenaktionen mögen gerade damit zusammenhängen, nämlich mit dem Bestreben, die vorwaltende Apathie zu durchbrechen.
    2. Die Gefahr, daß die Universität zur Ausbildung von Spezialisten resigniert, besteht fraglos, ist freilich nicht bloß inneruniversitär bedingt, sondern gesamtgesellschaftlich nach den verschiedensten Dimensionen. Mit der immer mehr vordringenden positivistischen Wissenschaftsgesinnung ist zugleich eine Entpolitisierung der Wissenschaft gesetzt, wie sie zur großen Zeit der Universität, um das Jahr 1800, unvorstellbar gewesen wäre.
    3. Mit Formulierungen wie »der Geist ist aristokratisch« vermag ich nichts anzufangen. Gerade wer die Autonomie des Geistes schwer nimmt, wird ihm nicht derlei gesellschaftliche Prädikate anheften. Im allgemeinen habe ich beobachtet, daß diejenigen, welche formal am lautesten auf solchem Aristokratismus bestehen, inhaltlich Lehren vertreten, deren unkritische Trivialität dem von ihnen erhobenen Anspruch widerspricht.
     
    1967
     
     

Leserbriefe
     
    DER MONAT 149, Februar 1961
     
    In dem Aufsatz von Tibor Meray über den Angriff der
Prawda
auf eine Erzählung von Wladimir Tendriakow findet sich der Satz: »So kann man bei Tendriakow das in gewissem Sinne klassische und von Lukács in seiner Balzac-Analyse so treffend beschriebene Phänomen feststellen, daß die Aufrichtigkeit des echten Schriftstellers schließlich über die von ihm verkündeten politischen Thesen siegt.« * Das enthält einen Irrtum. Der Hinweis auf jenes Phänomen stammt nicht von Lukács, sondern, wie dieser übrigens hervorhebt, von Engels. Er findet sich im Entwurf eines Briefes an Margaret Harkness. Der kritische Passus lautet: »That Balzac thus was compelled to go against his own class sympathies and political prejudices, that he
saw
the necessity of the downfall of his favorite nobles, and described them as people deserving no better fate; and that he
saw
the real men of the future where, for the time being, they alone were to be found – that I

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