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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Sachen, die ein wenig abseits lagen, kramte darin herum, fand schließlich die Hose, hielt sie ein Stück von sich ab und blieb reglos so stehen.
    Ich beobachtete ihn mit einem unbestimmten Gefühl der Unruhe. Mascha, die das Markiergerät in Anschlag hielt, um Gorbowski zu erläutern, wie es gehandhabt wurde, ließ ebenfalls keinen Blick von ihm. Ihre Mundwinkel zogen sich traurig nach unten. Das war mir schon öfter an ihr aufgefallen: Sie machte stets das gleiche Gesicht wie die Person, die sie gerade beobachtete ….
    Gorbowski ergriff plötzlich das Wort, sehr leise und mit einer gewissen Ironie in der Stimme: »Also wirklich, das ist lustig – eine solche Analogie! Jahrhundertelang saßen sie in ihren Meerestiefen und geraten plötzlich in Bewegung, begeben sich in eine fremde, ihnen feindliche Welt! Was treibt sie an? Ein dunkler, uralter Instinkt, sagen Sie? Oder haben sie eine neue Stufe der Informationsverarbeitung erreicht – vielleicht auf dem Niveau unerträglicher Neugier? Es wäre doch viel besser für sie, im heimischen Salzwasser zu bleiben. Aber nein, es drängt sie mit aller Macht fort, an Land …« Gorbowski gab sich einen Ruck, ja zwang sich förmlich, die Hose anzuziehen. Sie war lang und altmodisch, und er hüpfte komisch auf einem Bein, während er sie überstreifte. »Nicht wahr, Stanislaw Iwanowitsch«, fuhr er fort. »Man könnte meinen, es handle sich um keine gewöhnlichen Zephalopoden.«
    »Gewiss, das mag sein«, bestätigte ich.
    Aber er hörte mir nicht mehr zu. Er hatte sich zu dem Empfänger umgedreht und starrte ihn an. Mascha und ich starrten gleichfalls auf das Gerät. Es sendete laute, misstönende Signale aus, die an die Interferenzen eines Röntgenapparats erinnerten. Mascha legte das Markiergerät aus der Hand.
    »Sechs-komma-null-acht Meter«, sagte sie verwirrt. »Könnte eine Service-Station sein, aber welche?«
    Gorbowski, die Augen geschlossen und den Kopf zur Seite geneigt, lauschte den Signalen.
    »Nein«, erwiderte er. »Das ist keine Service-Station, das bin ich.«
    »Was?«
    »Ja doch. Ich – Leonid Andrejewitsch Gorbowski.«
    »Aber … wie … wieso?«
    Er lachte, allerdings ohne jede Freude.
    »Das wüsste ich selbst gern.« Er streifte das Hemd über. »Sehr gern würde ich erfahren, wie es passieren konnte, dass drei Piloten und ihr Raumschiff nach der Rückkehr vom Flug EN 101 – EN 2657 zu Sendern wurden, die auf einer Wellenlänge von sechs-komma-null-acht-drei Metern zu hören sind?«
    Mascha und ich schauten uns wortlos an, und auch Gorbowski schwieg. Er streifte seine Sandalen über.
    »Wir sind von Ärzten untersucht worden«, fuhr er fort. »Und auch von Physikern.« Er richtete sich auf und klopfte Sand und Grashalme von seiner Hose. »Sie kamen alle zum selben Ergebnis: So etwas sei unmöglich! Man hätte laut loslachen können bei ihren verdutzten Gesichtern. Aber uns war weiß Gott nicht zum Lachen zumute. Tolja Obosow hat seinen Urlaub gar nicht erst angetreten und ist auf die Pandora geflogen – mit der Begründung, wenn er schon senden müsse, wolle er das möglichst weit weg von der Erde tun. Walkenstein hat Arbeit auf einer Unterwasserstation aufgenommen. Nur ich streife durchs Land und strahle Radiowellen aus. Die ganze Zeit warte ich auf etwas. Warte und habe Angst. Habe Angst und warte. Könnt ihr das verstehen?«
    »Tja, wie soll ich sagen …« Ich schielte zu Mascha hinüber.
    »Sie haben ja recht«, sagte Gorbowski. Er nahm den Empfänger und hielt ihn nachdenklich an das Ohr, das unter dem Verband hervorstand. »Niemand kann sich das erklären. Einen ganzen Monat geht das schon so. Ohne Pause, ohne Abschwächung. Immerzu diese Signale, Tag und Nacht. Ganz gleich, ob wir uns freuen oder Kummer haben, ob wir satt sind oder hungrig, ob wir arbeiten oder uns erholen. In einem fort dieses Uaa-Uii. Die Signale der ›Tariel‹ werden hingegen schwächer. Die ›Tariel‹ ist mein Raumschiff; zurzeit ist es aus dem Verkehr gezogen, sicherheitshalber. Seine Funksignale überlagern sich mit den Steuerimpulsen irgendwelcher Aggregate auf der Venus, und die Leute dort übermitteln verärgert eine Anfrage nach der andern. Na ja, morgen fliege ich die ›Tariel‹ ein Stück weiter weg …« Gorbowski straffte sich und klatschte mit den langen Armen auf die Schenkel. »Also dann, für mich wird’s Zeit. Leben Sie wohl und viel Erfolg weiterhin. Auf Wiedersehen, Mascha, zerbrich dir nicht unnütz den Kopf. Diese Nuss ist nicht leicht zu

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