Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
rutschte unruhig auf dem Sessel hin und her, sagte kaum hörbar »Ach, hab ich ganz vergessen …« und versuchte aufzustehen.
»Sitzen bleiben!«, herrschte ihn Dauge an.
»W-was treibt ihr dort?«
»Ja, was zum Teufel?«
»Nichts Besonderes«, antwortete Michail Antonowitsch und drehte sich zu dem Schott der Steuerzentrale um. »Wirklich, nichts, Jungs. Bloß so …«
»M-mischa!«, drohte Jurkowski. »W-wir sehen doch, dass ihr uns w-was verh-heimlicht.«
»Rede, Dicker!«, verlangte Dauge grimmig.
Der Steuermann versuchte abermals aufzustehen.
»B-bleib sitzen«, gebot Jurkowski erbarmungslos. »Mollusken. In Gewürzaufguss. Also rede!«
Krutikow wurde rot wie Klatschmohn.
»Wir sind keine kleinen Kinder mehr«, erklärte Dauge. »Wir stehen mit dem Tod auf du und du. Was zum Teufel habt ihr für Heimlichkeiten?«
»Es gibt eine Chance«, murmelte der Steuermann kaum hörbar.
»Eine Chance gibt es immer«, entgegnete Dauge. »Konkreter!«
»Eine winzige Chance«, sagte Krutikow. »Jungs, ich muss jetzt wirklich in die Zentrale.«
»Was machen Ljoscha und Wanja dort?«, wollte Dauge wissen. »Woran arbeiten sie?«
Krutikow blickte wehmütig zum eisernen Schott.
»Er will es euch nicht sagen«, flüsterte er. »Er will euch keine vergeblichen Hoffnungen machen. Ja, Bykow hofft, wir könnten uns hier wieder rauslavieren. Sie sind dabei, das System der Magnettraps umzustrukturieren … Aber nun lasst mich bitte gehen!«, rief er mit dünner, durchdringender Stimme, erhob sich und schleppte sich zur Steuerzentrale.
»Mon dieu«, raunte Mollard und streckte sich wieder aus.
»Ach, das ist doch alles Blödsinn, Gequatsche«, meinte Dauge. »Bykow kann bloß nicht stillsitzen und die Hände in den Schoß legen, wenn uns der Knochenmann an der Kehle packt … Also los, kommen Sie, Charles, wir bringen Sie zur Druckkammer. Befehl des Kommandanten.«
Sie fassten Mollard von beiden Seiten unter und führten ihn in den Korridor. Mollard war so schwach, dass er den Kopf kraftlos hängenließ.
»Mon dieu«, murmelte er. »Entschuldigen Sie, ich bin schlechter Interplanetarier, ich bin nichts weiter als Funkoptiker.«
Selber zu laufen und obendrein Mollard halb zu tragen war schwierig. Trotzdem erreichten sie schließlich seine Kajüte und legten ihn in die Druckkammer. Völlig außer Atem und mit blau angelaufenem Gesicht, bemitleidenswert, lag Mollard in der für ihn viel zu großen Kammer.
»Jetzt wird es Ihnen gleich besser gehen, Charles«, sagte Dauge.
Jurkowski nickte schweigend. Im selben Augenblick verzog er vor Schmerzen das Gesicht, die Halswirbel taten furchtbar weh. »B-bleiben Sie schön liegen, und ruhen S-sie sich aus!«
»Gu-ud«, sagte Mollard. »Danke, Genossen!«
Dauge schloss den Deckel und klopfte noch einmal. Mollard antwortete mit einem Klopfen.
»In Ordnung«, sagte Dauge. »Und wir sollten uns jetzt die Überbelastungsanzüge anziehen.«
Jurkowski ging zur Tür. An Bord des Raumschiffs gab es nur drei solche Raumanzüge – für die Besatzung. Die Passagiere mussten in Überbelastungsphasen die Druckkammern aufsuchen.
Sie gingen durch die Kajüten und sammelten alle Decken und Kissen ein. Dann begaben sie sich ins Observatorium zu den Periskopen, mummten sich mit den Decken und Kissen von allen Seiten ein und legten sich hin. Geraume Zeit lagen sie schweigend da und ruhten sich aus. Das Atmen fiel schwer. Es war, als laste ein zentnerschweres Gewicht auf dem Brustkorb.
»Ich w-weiß noch, auf der Hochschule haben sie uns probeweise manchmal s-starker Überbelastung ausgesetzt«, erinnerte sich Jurkowski.
»Stimmt«, sagte Dauge. »Das hatte ich schon vergessen … Was sollte vorhin eigentlich diese alberne Anspielung auf Mollusken in Gewürzaufguss?«
»Eine schmackhafte Delikatesse, nicht wahr? Unser S-Steuermann hat heimlich, ohne Wissen des Kommandanten, mehrere Büchsen m-mitgenommen, und sie sind in seinem K-koffer explodiert.«
»Er hat sich schon wieder so etwas erlaubt?« Dauge konnte es nicht fassen. »So ein Lukullus! Schmuggler! Sein Glück, dass Bykow jetzt keine Zeit für so etwas hat!«
»B-bykow weiß es wahrscheinlich noch gar nicht.« Er wird es auch nie erfahren, dachte Jurkowski. Sie schwiegen eine Weile, dann ergriff Dauge die Tagebücher und las die Aufzeich nungen, die sie nach den Beobachtungen eingetragen hatten.
Sie tauschten ihre Meinungen darüber aus, dann stritten sie sich über die Meteoritenattacken. Dauge meinte, es sei ein zufällig dort
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