Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
Kosyrjow-Effekt 2 zu überprüfen? Alle diese Angaben brauche ich schleunigst .«
31. 8. 57 – Arkadi: »Übrigens, an ›Ein schrecklicher großer Planet‹ werde ich weiterarbeiten, koste es, was es wolle. Das muss man machen, unbedingt. Es mag trivial sein, aber wir dürfen den Jupiter nicht so weggeben, wie […]«
8. 2. 58 – Arkadi: »Nun zu ›Ein schrecklicher großer Planet‹. Der Plan, den du vorgeschlagen hast, ist in Ordnung, und er muss nur ein wenig nachgearbeitet werden. Seine Vorzüge sind folgende: 1. In der UdSSR die erste Geschichte über interplanetare Piraterie. 2. Sehr gute Anbindung an ›Atomvulkan Golkonda‹. 3. Es ist wieder kein Aufriss im gesamtplanetaren Maßstab, sondern nur eine Episode. 4. Ein starkes Sujet. 5. Usw.«
Leider ist der erwähnte Plan nicht erhalten geblieben – dabei wäre es so interessant, ihn jetzt zu lesen! Da gab es Gefechte im Weltraum, da gab es die geheimnisvollen »Simmons« – richtige Piraten ohne Wenn und Aber, grausam, widerwärtig und gnadenlos, die die interplanetaren Routen unsicher machten und vorhatten, aus dem Weltraum einen Schlag gegen die Sowjetrepubliken zu führen … Nichts von alledem blieb in der ersten Version des »Planeten« erhalten. Konnte es auch nicht.
Am 19. 3. 1959 schreibt Arkadi: »Unsere Idee vom SGP geht gerade den Bach hinunter. Keinerlei Kämpfe im interplanetaren Raum. Darauf werden sie nicht einmal einen Blick werfen. Wir müssen uns etwas anderes ausdenken.«
Ihre Hoheit das Ideologische System selbst war gegen diese Variante. Arkadi brachte sie natürlich trotzdem zu Ende, ohne Piraten und Raumgefechte. Doch nach gemeinsamer Erörterung und Analyse wurde die Version abgelehnt – nun schon von den Verfassern selbst. In den endgültigen Text von »Der Weg zur Amalthea« sind davon nur ein paar Passagen eingegangen.
Anscheinend war »Der Weg zur Amalthea« (nach der Kurzgeschichte »Spezielle Voraussetzungen«) unsere erste längere Arbeit, die wir in der neuen, lakonischen Manier »à la Hemingway« schrieben. Außerdem arbeiteten wir daran erstmals nach der neuesten Methode: Beide Autoren sitzen an dem großen Esstisch in Mutters Zimmer in Leningrad einander gegenüber, einer an der Schreibmaschine, der andere mit einem Blatt Papier und dem Federhalter (um auftauchende Varianten zu notieren), und suchen, erörtern und polieren Wort für Wort, Absatz für Absatz, Seite für Seite den »idealen endgültigen Text«.
Die gierigen Dinge des Jahrhunderts
In Arkadis Tagebuch ist ein Zitat von Clifford Simak erhalten geblieben:
The darkness of the mind, the bleakness of the thought, the shallowness of purpose. These were the werewolves of the world. (Clifford Simak: »Time is the Simplest Thing«) 3
»Die Finsternis des Geistes, die Kälte des Denkens, die Niedrigkeit der Zwecke. Das waren die Werwölfe der Welt.« Zunächst waren genau das die Zeilen, die wir als Motto einem neuen Roman über Menschen voranstellen wollten, die Opfer eines fantastischen elektronischen Narkotikums geworden sind – des Slegs (obwohl wir das Wort selbst damals noch nicht erfunden hatten). Die Handlung sollte auf der Insel Bulli in der Rigaer Bucht spielen; Arkadi hatte dort im Juli 1963 mit seiner Familie Urlaub gemacht, und die Gegend hatte seine Fantasie gefesselt. Der Roman sollte »Die Ratten« heißen.
Aus Arkadis Tagebuch, 6. 9. 63: »Boris ist gekommen […], wir haben versucht, uns das Sujet für ›Die Ratten‹ vorzustellen – Tagebuch eines Schriftstellers, der in die Nachbarschaft neuer Drogensüchtiger geraten ist – elektronischer Art.«
Ich erinnere mich nicht mehr an alle Einzelheiten, ich weiß nur noch, dass die Sache ganz realistisch werden sollte. Handlungszeit ist die Gegenwart, Ort der Handlung die Lettische SSR. Die handelnden Personen sind unsere Zeitgenossen, nur dass sie sonderbar und furchteinflößend wie Werwölfe sind. Im Grunde sind es auch Werwölfe, der nächtliche Schrecken der Insel Bulli.
Die Idee ging so: Unter Einwirkung eines mächtigen elektronischen Halluzinogens, das direkt aufs Gehirn wirkt, taucht der Mensch in eine Welt der Illusion ein, die ebenso markant wie die wirkliche Welt ist, doch weitaus interessanter, voller bemerkenswerter Ereignisse und ganz frei von den grauen Sorgen und Mühen des Alltags. Für den Genuss dieser Welt der Illusion muss man jedoch einen Preis zahlen: Aus dem narkotischen Schlaf erwacht, wird der Mensch zum gnadenlosen Vieh und strebt nur nach einem – um
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