Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
Esel … Na dieses … Wie heißt es doch … Hm … Wie heißt es doch … Ach, zum Henker mit dir!«, schrie er. Er schob die Finger in die Brusttasche und holte ein flaches Plastiketui hervor. Darin war ein glänzendes Metallröhrchen, das wie ein Invariant-Überlagerer für Taschenempfänger aussah. »Da! Friss!« Er reichte mir das Röhrchen. Es war klein, nicht länger als ein Zoll und einen Millimeter dick.
»Danke«, sagte ich. »Und wie benutzt man das?«
Pek riss die Augen auf. Ich glaube, er lächelte sogar. »Herrgott!«, sagte er beinahe zärtlich. »Weißt du tatsächlich nichts?«
»Nein, ich weiß nichts«, sagte ich.
»Das hättest du gleich sagen sollen. Und ich denke, warum quält er mich wie ein Folterknecht? Hast du einen Empfänger? Setz den Sleg an die Stelle des Überlagerers, häng ihn dann im Bad auf, oder stell ihn dort hin, das ist egal, und los!«
»Im Bad?«
»Ja.«
»Unbedingt im Bad?«
»Ja! Der Körper muss sich unbedingt im Wasser befinden. In heißem Wasser. Ach, du Kalb …«
»Und ›Dewon‹?«
»›Dewon‹ schüttest du ins Wasser. Ungefähr fünf Tabletten. Eine steckst du in den Mund. Der Geschmack ist widerlich, aber du wirst es nachher nicht bereuen. Misch auf jeden Fall aromatische Salze hinzu. Und trink ein paar Gläschen Hochprozentigen, unmittelbar bevor du anfängst. Das ist wichtig, um … nun, um sich zu lockern, ja …«
»Aha«, sagte ich. »Klar. Jetzt ist mir alles klar.« Ich wickelte den Sleg in eine Papierserviette und steckte ihn in die Tasche. »Also Psychowellentechnik?«
»Herrgott, was geht dich das an?« Er war schon aufgestanden und zog sich die Kapuze über.
»Gar nichts«, sagte ich. »Wie viel bin ich dir schuldig?«
»Unsinn, nicht der Rede wert! Komm schnell … Wozu Zeit verlieren?«
Wir stiegen die Treppe zur Straße hinauf.
»Du hast richtig entschieden«, sagte Pek. »Ist das etwa die Welt? Können wir in so einer Welt Menschen sein? Dreck ist das, aber keine Welt … Taxi!«, brüllte er. »He, Taxi!« Er zitterte vor Aufregung. »Wäre ich bloß nicht in die ›Oase‹ gegangen! Nein, ich gehe nirgendwo mehr hin, nirgendwo …«
»Gib mir deine Adresse«, sagte ich.
»Wozu?«
Ein Taxi rollte heran, Buba riss die Tür auf.
»Die Adresse!«, rief ich und packte ihn bei der Schulter.
»Dummkopf«, sagte Buba. »Sonnenstraße elf … Was für ein Dummkopf«, wiederholte er und setzte sich.
»Morgen besuche ich dich«, sagte ich.
Er beachtete mich nicht mehr. »Sonnenstraße!«, schrie er dem Fahrer zu. »Durchs Zentrum! Und möglichst schnell, bitte!«
Wie einfach, dachte ich, als ich dem Wagen nachsah. Wie einfach es doch gewesen ist! Und es stimmte alles überein. Da waren die Wanne und das »Dewon«. Die brüllenden Empfänger, die uns so ärgerten, und die wir nie in Betracht gezogen hatten. Wir hatten sie einfach ausgeschaltet. Ich nahm ein Taxi und fuhr nach Hause.
Vielleicht hat er mich übers Ohr gehauen, um mich abzuschütteln?, dachte ich. Aber das werde ich bald erfahren. Er sieht gar nicht aus wie ein Vertriebsagent. Er ist doch Pek. Nein, ist er nicht. Armer Pek. Du bist nicht Agent, du bist Opfer. Du weißt, wo man das Zeug kaufen kann, aber du bist nichts als ein Opfer. Aufgepasst, ich will Pek nicht verhören, ich will ihn nicht piesacken wie irgendeinen Ganoven. Freilich ist er nicht mehr Pek. Unsinn, was heißt, nicht Pek? Er ist Pek. Und dennoch … Ich muss … Psychowellentechnik. Das Bibberlein ist ja auch Psychowellentechnik. Es hat sich alles zu einfach aufgeklärt, dachte ich. Ich bin noch keine zwei Tage hier. Aber Riemaier lebt seit dem Aufruhr hier. Er wurde damals eingeschleust, hat sich akklimatisiert, und alle waren mit ihm zufrieden. Obwohl er in den letzten Berichten schrieb, dass es hier nichts gebe, was dem, was wir suchen, gleiche. Aber er leidet an nervöser Erschöpfung … und das »Dewon« auf dem Fußboden. Und Oscar. Er hat mich nicht gebeten, ihn in Ruhe zu lassen, sondern mich kurzerhand zu den Fischern geschickt …
Ich begegnete niemandem, weder auf dem Hof noch in der Diele. Es war schon gegen fünf. Ich ging in mein Arbeitszimmer und rief bei Riemaier an. Eine leise Frauenstimme meldete sich.
»Wie geht es dem Kranken?«, fragte ich.
»Er schläft und darf nicht gestört werden.«
»Ich will ihn nicht stören. Geht es ihm besser?«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er schläft. Und rufen Sie bitte nicht so oft an. Ihre Anrufe beunruhigen ihn.«
»Bleiben Sie bei
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