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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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Eduardowitsch also. Den habe ich vor Kurzem mal getroffen. Er leitet jetzt ein Geschäft für Textilflicken in Golizyno, was bei Moskau liegt. Ein ganz brauchbarer Mann, nur heißt er, glaub ich, doch nicht Paschka, also nicht Pawel …«
    Farfurkis füllte ein Glas mit Wasser und reichte es dem Kommandanten. In der eingetretenen Stille hörte man jeden Schluck. Lawr Fedotowitsch knetete eine Papirossa und blies hinein.
    »Niemand ist vergessen und nichts ist vergessen«, stieß er hervor. »Und das ist gut. Kollege Farfurkis, nehmen Sie bitte ins Protokoll auf, und zwar in den konstatierenden Teil, dass die Troika es für angezeigt hält, Maßnahmen zur Auffindung von Eduard Petrowitsch Babkins Sohn zwecks Klärung seines Vornamens einzuleiten. Das Volk braucht keine namenlosen Helden. Namenlose Helden gibt es bei uns nicht.«
    Farfurkis nickte und kritzelte rasch etwas in sein Notizbuch.
    »Haben Sie nun genug getrunken?«, erkundigte sich Lawr Fedotowitsch, während er den Kommandanten durchs Theaterglas betrachtete. »Dann tragen Sie weiter vor.«
    »Gegenwärtige Arbeitsstelle und Beruf: Rentner und Erfinder«, las der Kommandant mit unsicherer Stimme vor. »Aufenthalte im Ausland: keine. Kurz umrissenes Profil des Unerklärten Phänomens: heuristische Maschine, also eine mechanisch-elektronische Vorrichtung zur Lösung von ingenieurtechnischen, wissenschaftlichen, soziologischen und sonstigen Problemen. Nächste Angehörige: Vollwaise, keine Geschwister. Ständige Wohnanschrift: Nowosibirsk, Schtschukinskajastraße 23, Wohnung 88. Das ist alles.«
    »Gibt es Vorschläge?«, fragte Lawr Fedotowitsch und senkte die schweren Lider.
    »Ich würde vorschlagen, ihn hereinzuholen«, meldete sich Chlebowwodow. »Und warum schlage ich das vor? Vielleicht ist es ja Paschka?«
    »Andere Vorschläge?«, fragte Lawr Fedotowitsch erneut. Er scharrte auf der Suche nach einem Knopf auf dem Tisch herum, fand aber keinen und sagte zum Kommandanten: »Der Vorgang soll hereinkommen, Genosse Subo.«
    Der Kommandant stürzte Hals über Kopf zur Tür, steckte den Kopf hinaus und kehrte dann rückwärts zu seinem Platz zurück. Ihm folgte ein hagerer alter Mann, der unter dem Gewicht eines großen schwarzen Kastens nur zur Seite gekrümmt vorankam; er trug ein Tolstoi-Hemd und eine militärische Stiefelhose mit orangefarbener Paspel. Auf seinem Weg zum Tisch versuchte er mehrmals anzuhalten und sich würdevoll zu verneigen, aber der Kasten, der ungeheuer schwer sein musste, zog ihn unerbittlich vorwärts. Wenn Edik und ich den alten Mann nicht einen halben Meter vor dem schon ins Zittern geratenen Farfurkis gestoppt hätten, wäre die Sache womöglich nicht ohne Opfer ausgegangen.
    Ich erkannte den Alten gleich – er war des Öfteren in unserem wie auch in vielen anderen Instituten aufgetaucht, und einmal hatte ich ihn sogar im Vorzimmer des stellvertretenden Ministers für Schwermaschinenbau gesehen, wo er gepflegt, geduldig und voller Enthusiasmus als Erster in der Reihe der Wartenden saß. Er war völlig harmlos und konnte sich nur eben kein Leben außerhalb des wissenschaft lich-technischen Schaffens vorstellen.
    Ich nahm ihm den schweren Kasten ab und stellte seine Erfindung auf den Demonstrationstisch. Der endlich von seiner Last befreite alte Mann verbeugte sich und sagte mit zittriger Stimme: »Habe die Ehre: Maschkin, Edelweiß Sacharowitsch, Erfinder.«
    »Das ist er nicht«, murmelte Chlebowwodow halblaut. »Der hat gar keine Ähnlichkeit. Das ist bestimmt ein ganz anderer Babkin. Wahrscheinlich ein Namensvetter.«
    »Ja, ja«, stimmte der alte Mann lächelnd zu. »Ich stelle mich dem Urteil der Öffentlichkeit. Hier, der Kollege Professor – Gott schenke ihm Gesundheit – befürwortet meine Erfindung. Ich bin bereit, sie Ihnen, falls der Wunsch besteht, vorzuführen, denn allmählich ist es mir peinlich, von meinem Gastrecht in Ihrer Kolonie so lange Gebrauch zu machen.«
    Lawr Fedotowitsch, der ihn aufmerksam gemustert hatte, legte das Theaterglas beiseite und senkte langsam den Kopf. Der alte Mann hastete geschäftig hin und her. Er nahm den Deckel vom Kasten, unter dem das Ungetüm einer alten Schreibmaschine zum Vorschein kam, holte ein zusammengerolltes Kabel aus der Tasche, steckte das eine Ende in die Maschine, sah sich auf der Suche nach einer Steckdose um, wickelte, als er endlich eine entdeckt hatte, das Kabel auseinander und schob den Stecker in die Dose.
    »Dies ist, wenn Sie herzusehen belieben, eine

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