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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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einem trockenen Klicken ein weißes Kärtchen aus. Subo fing es auf und reichte es dem Oberst.
    Ich sah zu Edik hinüber. Der Remoralisator lag auf seiner offenen Hand. Edik schaute mit einem Auge durch das verspiegelte Sichtfenster und drehte vorsichtig an einer winzigen Stellschraube. Ich hielt den Atem an, sah zu und horchte.
    »Ein Sprung von tausend Jahren«, sagte Wybegallo leise.
    »Ein Sprung zurück«, murmelte Farfurkis. Er blätterte noch immer in dem Handbuch.
    »Ich weiß nicht, wie wir jetzt weiterarbeiten wollen«, fuhr Wybegallo fort. »Wir haben das Aufgabenbuch von hinten aufgeschlagen – da, wo die Antworten stehen.«
    »Aber Sie haben die Antworten doch noch gar nicht gesehen«, widersprach Farfurkis. »Wollen Sie das?«
    »Ist doch ganz unwichtig«, entgegnete Wybegallo. »Jetzt wissen wir, dass es Antworten gibt. Es ist doch langweilig, etwas zu suchen, was längst gefunden ist.«
    Der Außerirdische wartete mit gefalteten Händen. Der Sessel mit der niedrigen Rückenlehne war unbequem für ihn, und er saß stocksteif da. Chlebowwodow schleuderte das Kärtchen beiseite, schrieb einen neuen Zettel, und Subo beugte sich über die Tasten.
    »Ich weiß, dass wir ablehnen müssen«, sagte Chlebowwodow. »Und ich weiß auch, dass wir uns dafür hundertfach verfluchen werden.«
    »Das ist nicht das Schlimmste, was uns passieren kann«, erwiderte Farfurkis. »Schlimmer ist es, von anderen hundert fach verflucht zu werden.«
    »Unsere Enkel, ja vielleicht schon unsere Kinder werden das alles als gegeben hinnehmen.«
    »Uns darf nicht gleichgültig sein, was gerade unsere Kinder als gegeben hinnehmen werden.«
    »Die moralischen Kriterien des Humanismus«, resümierte Wybegallo mit schwachem Lächeln.
    »Andere Kriterien haben wir nicht«, gab Farfurkis zu bedenken.
    »Leider«, seufzte Wybegallo.
    »Zum Glück, Genosse, zum Glück. Immer wenn die Mensch heit nach anderen Kriterien lebte, musste sie grausam dafür büßen.«
    »Das weiß ich. Auch wenn ich’s lieber nicht wüsste.« Wybegallo warf einen Blick auf Lawr Fedotowitsch. »Die Problemstellung, die uns hier zu schaffen macht, entbehrt einer korrekten Grundlage. Sie beruht auf verworrenen Begriffen, auf unklaren Formulierungen und reiner Intuition. Als Wissenschaftler nehme ich die Lösung einer solch gestellten Aufgabe gar nicht erst in Angriff. So etwas ist unseriös. Da hilft nur eins: ein Mensch zu bleiben. Mit allen sich daraus ergebenden Folgen. Ich bin gegen territoriale Kontakte. Die sind nicht von Dauer!«, rief er aufgeregt und lehnte sich mit dem ganzen Körper zu dem reglos dasitzenden Außerirdischen hinüber. »Verstehen Sie uns richtig. Ich bin davon überzeugt, dass sie nicht von Dauer sind. Geben Sie uns Zeit, wir sind dem Chaos noch nicht lange entwachsen, im Gegenteil, wir stecken noch mitten drin.«
    Lawr Fedotowitsch blickte Farfurkis an.
    »Ich kann nur wiederholen, was ich schon gesagt habe«, erklärte dieser leise. »Niemand hat mich von meiner Überzeugung abbringen können. Ich bin gegen jeglichen Kontakt über einen historisch längeren Zeitraum … Ich bin mir absolut sicher«, fügte er höflich hinzu, »dass die hohe vertragschließende Seite jede andere Entscheidung unsererseits als einen Beweis der Selbstüberschätzung und sozialen Unreife auffassen würde.« Er deutete dem Außerirdischen gegenüber eine knappe Verbeugung an.
    »Und Sie?«, fragte Lawr Fedotowitsch.
    »Ich bin entschieden gegen jeden Kontakt«, erwiderte Chlebowwodow, ohne seine Schreiberei zu unterbrechen. »Entschieden und vorbehaltlos.« Er warf Subo das nächste Zettelchen zu. »Ich will das jetzt nicht näher begründen, erbitte mir aber das Recht, in zehn Minuten mehr dazu zu sagen.«
    Lawr Fedotowitsch legte das Diktiergerät auf den Tisch und erhob sich langsam. Auch der Außerirdische stand auf. So verharrten sie einander gegenüber, nur durch den riesigen, mit Nachschlagewerken, Mikrobuch-Kassetten und Videobändern überhäuften Tisch getrennt.
    »Es fällt mir im Augenblick nicht leicht zu sprechen«, begann Lawr Fedotowitsch. »Nicht leicht allein deshalb, weil die Umstände vermutlich ein hohes Pathos und nicht nur korrekte, sondern auch feierliche Worte erfordern. Aber hier auf Erden hat im letzten Jahrhundert alles Pathetische durch eine Reihe von Umständen eine krasse Entwertung erfahren. Darum will ich mich einfach nur bemühen, genau zu sein. Sie haben uns Freundschaft und Zusammenarbeit angeboten, in allen Bereichen

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