Gesammelte Werke 6
unserer Zivilisation. Dieses Angebot ist in der Geschichte der Menschheit beispiellos – ebenso wie die Landung eines Außerirdischen auf unserem Planeten und wie unsere Antwort auf Ihr Angebot. Wir weisen den von Ihnen vorgeschlagenen Pakt in allen Punkten zurück, wir lehnen es ab, Ihnen ein Gegenangebot zu unterbreiten, und bestehen kategorisch auf einem totalen Abbruch jeglicher Kontakte zwischen unseren Zivilisationen und einzelnen ihrer Vertreter. Andererseits wollen wir nicht, dass eine so kategorisch und unfreundlich klingende Absage die Kluft zwischen unseren Kulturen vertieft, die ohnehin kaum zu überbrücken ist. Und so erklären wir hiermit die Idee eines Kontakts zwischen verschiedenen Zivilisationen im Kosmos für prinzipiell nützlich und vielversprechend. Wir betonen, dass die Idee eines Kontakts seit unvordenklichen Zeiten eine der edelsten und langgehegtesten Inten tionen der Menschheit ist. Wir versichern Ihnen, dass unsere Absage keinesfalls auf feindlicher, verborgener Missgunst beruht oder auf physiologischen oder sonstigen blinden Vorurteilen. Wir möchten, dass Sie die Gründe für unsere Absage kennen, verstehen und wenn schon nicht billigen, so wenigstens zur Kenntnis nehmen.«
Wybegallo und Farfurkis starrten Lawr Fedotowitsch reglos und in gespannter Erwartung an. Chlebowwodow erhielt eine Antwort auf sein letztes Zettelchen, stapelte alle Kärt chen ordentlich übereinander und wandte sich ebenfalls Lawr Fedotowitsch zu.
»Die Unterschiede zwischen unseren Zivilisationen sind gewaltig«, fuhr Lawr Fedotowitsch fort. »Ich spreche nicht von den biologischen Unterschieden – die Natur hat Sie weitaus reicher beschenkt als uns. Auch von den sozialen Unterschieden will ich gar nicht sprechen – Sie haben jenes Stadium der gesellschaftlichen Entwicklung, in das wir gerade erst eintreten, längst hinter sich gelassen. Und natürlich spreche ich auch nicht von den Unterschieden auf wissenschaftlich-technischem Gebiet – vorsichtigen Schätzungen nach sind Sie uns um mehrere Jahrhunderte voraus. Nein, ich spreche von der unmittelbaren Folge, die sich aus diesen drei Aspekten ergibt: von den enormen psychologischen Unterschieden, welche nämlich die Hauptursache für das Scheitern unserer Verhandlungen darstellen. Uns trennt jene durchgreifende Revolution in der Psychologie der Massen, die wir gerade erst in Angriff genommen haben und die für Sie sicher längst Vergangenheit ist. Diese psychologische Kluft hindert uns, eine richtige Vorstellung von den Zielen Ihres Besuchs zu gewinnen. Wir verstehen nicht, wozu Sie die Freundschaft und Zusammenarbeit mit uns brauchen. Schließlich sind wir dem Zustand ständiger Kriege, des Blutvergießens und der Gewalt, der Welt der Lüge, der Gemeinheit und Selbstsucht erst knapp entwachsen. Der Schmutz dieser Welt haftet noch an uns: Wenn wir dann auf Phänomene stoßen, die unseren Verstand übersteigen, und uns nichts als unsere enormen, aber noch unbewältigten Erfahrungen zur Verfügung steht, um diese zu begreifen, machen wir uns davon eine Vorstellung nach unserem Ebenbild. Kurzum: Wir trauen Ihnen ebenso wenig wie uns selbst. Unsere Massenpsychologie beruht auf Egoismus, Utilitarismus und Mystizismus. Die Aufnahme und Vertiefung des Kontakts zu Ihnen birgt für uns vor allem die Gefahr einer starken Verkomplizierung der ohnehin komplizierten Situation auf unserem Planeten. Unser Egoismus und Anthropozentrismus sowie der uns jahrtausendelang von Religionen und naiven Philosophien eingeimpfte Glaube an unsere naturgegebene Überlegenheit, unsere Einmaligkeit und Auserwähltheit – all das könnte einen ungeheuren psychologischen Schock in uns auslösen, ein Aufflackern irrationalen Hasses auf Sie, hysterische Angst vor Ihren unvorstellbaren Möglichkeiten und das Gefühl einer unsagbaren Erniedrigung und plötzlichen Entthronung von uns Menschen als Herrscher über die Natur. Unser Utilitarismus würde in großen Bevölkerungsteilen das Bestreben wecken, sich der materiellen Güter eines mühelos, ja gratis erlangten Fortschritts zu bedienen, und die Menschen unwiederbringlich zu Nichtstuern und Konsumenten machen; dabei kämpfen wir doch weiß Gott schon jetzt verzweifelt gegen diese Folge unseres eigenen wissenschaftlich-technischen Fortschritts an. Was unseren hartnäckigen Mystizismus, unser eingewurzeltes Hoffen auf gute Götter, gute Herrscher und gute Helden angeht, unser Hoffen auf eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die kommt und
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