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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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uns vielleicht irgendein anderes Dokument vor, das Ihre Herkunft beweisen kann?«
    »Wie ich sehe«, sagte Konstantin erstaunt, »wollen Sie sich tatsächlich davon überzeugen, dass ich ein Außerirdischer bin. Ihre Motive sind mir allerdings nicht ganz klar. Aber lassen wir das beiseite. Und was die Beweise angeht: Gibt Ihnen mein Aussehen nicht genügend Hinweise für entsprechende Rückschlüsse?«
    Farfurkis schüttelte bedauernd den Kopf. »Leider nicht«, sagte er. »Das ist alles nicht so einfach. Die Wissenschaft gibt uns keine eindeutige Vorstellung von dem, was ein Mensch ist. Das ist auch ganz natürlich. Definierte die Wissenschaft den Menschen beispielsweise als ein Geschöpf mit zwei Augen und zwei Armen, so gerieten ganze Bevölkerungsschichten, die nur einen Arm besitzen oder gar keine, in eine dumme Lage. Andererseits vollbringt die Medizin heutzutage wahre Wunder. Ich habe selbst Hunde mit zwei Köpfen und sechs Pfoten im Fernsehen gesehen, und es gibt für mich keinen Grund …«
    »Dann vielleicht das Aussehen meines Raumschiffs … Ein für Ihre irdische Technik recht ungewöhnlicher Anblick …«
    Wieder schüttelte Farfurkis den Kopf. »Sie müssen verstehen«, erklärte er sanft, »dass es im Atomzeitalter nicht so einfach ist, ein Mitglied eines öffentlichen Gremiums, das zu allen möglichen Dingen Zutritt hat, durch eine technische Anlage in Erstaunen zu versetzen.«
    »Ich kann Gedanken lesen«, teilte Konstantin mit. Offenbar hatte er an der Situation Interesse gefunden.
    »Die Telepathie ist unwissenschaftlich«, gab Farfurkis sanft zurück. »Wir glauben nicht an sie.«
    »So?«, wunderte sich Konstantin. »Seltsam. Aber hören Sie, was ich Ihnen jetzt sage. Sie beispielsweise wollen mir gleich etwas über den Zwischenfall mit der ›Nautilus‹ erzählen, und der Bürger Chlebowwodow …«
    »Verleumdung!«, krächzte Chlebowwodow, und Konstantin verstummte.
    »Verstehen Sie uns richtig«, begann Farfurkis eindring lich und presste die Hände gegen die feiste Brust. »Wir sagen ja nicht, dass es keine Telepathie gibt. Wir sagen nur, dass die Telepathie unwissenschaftlich ist und wir nicht an sie glauben. Sie erwähnten den Zwischenfall mit dem U-Boot ›Nautilus‹, dabei ist allgemein bekannt, dass das Ganze nur eine Ente ist, von der Bourgeoisie in die Welt gesetzt, um die Völker von aktuellen Problemen abzulenken. Ihre telepathischen Fähigkeiten sind also, egal, ob tatsächlich vorhanden oder eingebildet, nur ein Fakt Ihrer persönlichen Biografie, die im Moment das Objekt unserer Untersuchung darstellt. Merken Sie, wie sich der Kreis schließt?«
    »Ja, ich merke es«, erklärte Konstantin. »Aber was wäre, wenn ich jetzt in Ihrer Gegenwart ein wenig flöge?«
    »Das wäre natürlich interessant. Aber leider sind wir hier im Dienst und können uns nicht einfach Vorführungen ansehen, selbst wenn sie noch so atemberaubend sind.«
    Konstantin blickte mich fragend an. Die Lage schien mir hoffnungslos, und mir war überhaupt nicht zum Lachen zumute. Konstantin ahnte nichts davon, aber der Große Runde Stempel hing schon wie ein Damoklesschwert über ihm. Edik stellte noch immer an seinem Spielzeug herum, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte nur versuchen, Zeit zu gewinnen, und so sagte ich: »Machen Sie mal, Konstantin.«
    Und Konstantin machte. Anfangs bewegte er sich nur träge und vorsichtig, als fürchte er, irgendwo anzuecken, aber allmählich kam er in Fahrt und zeigte uns ein paar sehr effektvolle Übungen, die das Raum-Zeit-Kontinuum, die ver schiedenen Transformationen des vitalen Kolloids und kritische Zustände von Reflexionsorganen veranschaulichten. Als er innehielt, war mir schwindlig, mein Puls raste, in den Ohren rauschte es, und ich hörte kaum die müde Stimme des Außerirdischen: »Die Zeit läuft, und ich bin in Eile. Wie haben Sie entschieden?«
    Wieder bekam er keine Antwort. Lawr Fedotowitsch drehte nachdenklich die Box mit dem Diktiergerät zwischen den Fin gern. Sein kluges Gesicht wirkte ruhig und ein wenig traurig. Chlebowwodow achtete nicht auf seine Umgebung oder tat wenigstens so. Er kritzelte etwas auf einen Zettel und warf ihn Subo zu, der ihn aufmerksam durchlas und lautlos die Finger über die Tasten des Informationsrechners gleiten ließ. Farfurkis blätterte in einem Handbuch und starrte abwesend auf die Seiten. Wybegallo dagegen litt. Er biss sich auf die Lippen, runzelte die Stirn und ächzte sogar leise. Der Rechner stieß mit

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