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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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auszuarbeiten, schon zogen vor seinem inneren Auge zahllose Kapitel, Paragrafen und Anlagen vorbei, schon erteilte er im Geist Quasselstrippe Konsultationen, organisierte Sprachkurse für besonders begabte Wanzen und glaubte sich zum Oberhaupt des Staatlichen Komitees für die Propagierung des Vegetarismus unter den Blutsaugern ernannt, das sich zunehmend auch mit Mücken und Schnaken, Asseln und Bremsen, Pferde- und Stechfliegen befasste.
    »Ich kann Ihnen sagen, mit Graswanzen ist auch nicht zu spaßen«, brummte der konservative Chlebowwodow. Er hatte längst kapituliert, wollte es nur noch nicht zugeben.
    Ich zuckte beredt die Achseln.
    »Genosse Chlebowwodow denkt in eng begrenzten Kategorien«, entgegnete Farfurkis und schob sich um eine halbe Körperlänge nach vorn.
    »Überhaupt nicht«, protestierte Chlebowwodow. »Im Gegenteil, ich denke in sehr weitreichenden … Wie heißt es noch gleich? Aber die stinken doch! Natürlich ist mir klar, dass man das bei der laufenden Arbeit miterledigen kann. Ich frage mich bloß, ob auf so einen … Filou Verlass ist. Er wirkt nicht gerade vertrauenerweckend, und irgendwelche Verdienste hat er auch nicht vorzuweisen.«
    »Ich hätte einen Vorschlag«, warf Edik ein. »Vielleicht sollte man eine Unterkommission zwecks Untersuchung dieser Frage mit dem Genossen Farfurkis an der Spitze gründen. Als amtierenden Stellvertreter des Genossen Farfurkis würde ich Priwalow vorschlagen, der in der Sache unbefangen ist.«
    Da stand Lawr Fedotowitsch plötzlich auf. Man sah mit bloßem Auge, dass die gestrigen Strapazen nicht spurlos an ihm vorübergegangen waren. Hinter seinen gewohnt steinernen Gesichtszügen verbarg sich eine ganz gewöhnliche menschliche Schwäche. Ja, der Granit hatte einen Sprung, die Bastion wankte, hielt sich aber noch, jeder Gefahr trotzend, unerschrocken senkrecht.
    »Das Volk …«, stieß die Bastion hervor und verdrehte leidend die Augen. »Das Volk hockt nicht gern in seinen vier Wänden. Das Volk braucht Raum. Das Volk braucht Felder und Flüsse. Das Volk braucht den Wind und die Sonne.«
    »Und den Mond!«, fügte Chlebowwodow hinzu und blickte anhimmelnd zur Bastion auf.
    »Und den Mond«, bestätigte Lawr Fedotowitsch. »Mit der Gesundheit des Volkes muss man haushalten, denn sie gehört dem Volke. Das Volk braucht Arbeit an der frischen Luft. Ohne Luft erstickt das Volk …«
    Wir verstanden noch immer nichts, sogar Chlebowwodow verlor sich in Vermutungen, aber der scharfsinnige Farfurkis räumte bereits seine Papiere zusammen, steckte das Notizbuch ein und flüsterte dem Kommandanten etwas zu. Der Kommandant erkundigte sich in ehrerbietig sachlichem Ton: »Geht das Volk zu Fuß, oder zieht es eine Fahrt im Wagen vor?«
    »Das Volk …«, verkündete Lawr Fedotowitsch. »Das Volk zieht eine Fahrt im offenen Wagen vor. Ich spreche im Namen aller, wenn ich vorschlage, die gegenwärtige Sitzung zu vertagen und die für den Abend anberaumte auswärtige Sitzung gleich im Anschluss durchzuführen. Genosse Subo, bereiten Sie alles Nötige vor.« Mit diesen Worten ließ sich Lawr Fedotowitsch schwer in seinen Sessel plumpsen.
    Allgemeine Hektik brach aus. Der Kommandant eilte hinaus, um einen Wagen zu bestellen, Chlebowwodow versorgte Lawr Fedotowitsch mit Bordschomi, während Farfurkis die entsprechenden Akten aus dem Panzerschrank nahm. Ich nutzte das Tohuwabohu, um Quasselstrippe beim Schlafittchen zu packen und ihn mit dem Knie hinauszuschubsen. Quasselstrippe wehrte sich nicht: Das soeben Erlebte hatte ihn gewiss bis ins Mark erschüttert und für lange Zeit aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Unterdessen fuhr der Wagen vor. Lawr Fedotowitsch wurde, von zwei Seiten gestützt, hinausgeführt und vorsichtig auf den Vordersitz verfrachtet. Chlebowwodow, Farfurkis und der Kommandant belegten, sich gegenseitig schubsend und anknurrend, den Rücksitz.
    »Im Wagen ist nur für fünf Mann Platz«, äußerte sich Edik besorgt. »Da nehmen sie uns bestimmt nicht mit.« – »Ich finde das gar nicht so schlecht«, meinte ich. »Ich habe heute genug für einen ganzen Monat geredet. Ist sowieso ein hoffnungsloser Fall: Nie im Leben würden wir mit denen fertig. Wir haben den dummen Wanz gerettet, das ist ja wohl genug. Also können wir jetzt zum Baden gehen.« Edik erklärte, das werde er nicht tun, sondern unsichtbar dem Wagen folgen, um heute noch einen Versuch unter freiem Himmel zu starten. Vielleicht funktioniere es dann ja sogar besser …
    Da wurde es im

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