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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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er ein Mensch – ein Zwischenschritt zwischen Neandertaler und Magier. Aber wenn er sich gegen diese Gedanken zur Wehr setzt, hat er eine Chance. Winkt er hingegen ab und resigniert (»Man lebt nur einmal«, »Man muss mitnehmen, was sich bietet«, »Nichts Menschliches ist mir fremd«), bleibt ihm nur eins: das Institut so schnell wie möglich zu verlassen. Draußen kann er wenigstens noch ein ordentlicher Bürger sein, der brav, wenn auch träge für sein Gehalt arbeitet. Diese Entscheidung aber fällt schwer: Im Institut ist es warm und gemütlich, die Arbeit ist sauber, hoch angesehen und wird gut bezahlt, die Kollegen sind großartig. So bleiben sie also und lungern unter den mitleidigen und vorwurfsvollen Blicken der anderen in Korridoren und Labors herum, mit Ohren, aus denen harte, graue Wolle sprießt; sie werden zunehmend unfähig, zusammenhängend zu sprechen und verblöden zusehends. Man kann sie noch bedauern, versuchen, ihnen zu helfen und hoffen, dass sie eines Tages ihr menschliches Wesen zurückgewinnen.
    Doch es gibt auch andere: Menschen mit leeren Augen, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und keinesfalls dumm sind. Sie kennen die menschliche Natur, agieren berechnend und prinzipienlos, wissen um die Macht menschlicher Schwächen und ziehen aus dem größten Übel noch Gewinn – darin sind sie unermüdlich. Sie rasieren sich fleißig die Ohren und erfinden nicht selten erstaunliche Mittel zur Eindämmung des Haarwuchses. Um die Verkrümmung ihrer Wirbelsäule zu kaschieren, tragen sie Korsetts aus Drachenbein, hüllen sich in weite mittelalterliche Umhänge und Bojarenpelze und berufen sich auf die alten Zeiten als die einzig wahren in ihrem Land. Sie klagen vor aller Ohren über ihren Rheumatismus und tragen sommers wie winters hohe, mit Leder beschlagene Filzstiefel. Und oft genug erreichen sie Ansehen und beachtliche Erfolge bei ihrer Hauptbeschäftigung: dem Aufbau einer herrlichen Zukunft in einer eigenen Wohnung oder einem eigenen Gar tengrundstück, auf dem sie sich hinter Stacheldraht vor allen anderen verschanzen.
    Ich kehrte auf meinen Posten im Vorzimmer des Direktors zurück, warf die unnützen Schlüssel in die Schublade und las ein paar Seiten in Janus Poluektowitsch Newstrujews klassischem Werk »Gleichungen der mathematischen Magie«. Das Buch las sich wie ein Abenteuerroman, weil es über und über gespickt war mit detailliert beschriebenen, aber ungelösten Aufgaben. Mich überkam ein solcher Drang zu arbeiten, dass ich schon auf meinen Bereitschaftsdienst pfeifen und zu meinem Aldan gehen wollte, als Modest Matwejewitsch anrief.
    Geräuschvoll kauend, erkundigte er sich aufgebracht: »Wo stecken Sie, Priwalow? Ich rufe schon das dritte Mal an. Das ist eine Zumutung!«
    »Gutes neues Jahr, Modest Matwejewitsch«, sagte ich.
    Er kaute noch eine Weile schweigend weiter und erwiderte dann einen Ton freundlicher: »Ihnen auch. Was macht der Dienst?«
    »Ich habe gerade meine Runde durch die Betriebsräume beendet«, antwortete ich. »Es ist alles in Ordnung.«
    »Keine Selbstentzündungen?«
    »Nein, keine.«
    »Ist der Strom überall abgeschaltet?«
    »Briareos hatte sich einen Finger ausgerenkt«, teilte ich ihm mit.
    Er horchte auf.
    »Briareos? Warten Sie mal … Aha, Inventarnummer vier zehn neunundachtzig. Wie kam das?«
    Ich erzählte es ihm.
    »Was haben Sie unternommen?«
    Ich erläuterte es.
    »Richtige Entscheidung«, anerkannte Modest Matwejewitsch. »Setzen Sie Ihren Dienst fort. Das wär’s.«
    Kurz nach Modest Matwejewitsch rief Edik Amperjan von der Abteilung für Lineares Glück an und bat mich höflich um eine Berechnung der optimalen Sorglosigkeitskoeffizienten für leitende Kader. Ich sagte zu, und wir verabredeten, uns in zwei Stunden im Elektroniksaal zu treffen. Dann kam Romans Double und bat mich mit farbloser Stimme um die Schlüssel zu Janus Poluektowitschs Panzerschrank. Ich verweigerte sie ihm. Er blieb hartnäckig. Dann warf ich ihn hinaus.
    Eine Minute später war Roman selbst da.
    »Rück die Schlüssel raus!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein.«
    »Rück die Schlüssel raus!«
    »Lass mich zufrieden. Ich bin hier der Verantwortliche.«
    »Sascha, ich trag den ganzen Panzerschrank weg!«
    Ich grinste und sagte: »Bitte.«
    Roman heftete seinen Blick auf den Panzerschrank und spannte all seine Kraft an, aber der Panzerschrank war entweder besprochen oder am Fußboden festgeschraubt.
    »Was brauchst du denn daraus?«, wollte ich

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