Gesammelte Werke
Weg dahin. Zugleich schiebt sich in den engen Gängen ein Gedränge von Pinguinen hin und her; manche marschieren mit dem ihnen eigenen soldatischen Stelzen auf dem allgemeinen Spaziergrund umher, der das Geniste umgibt. Kurz, wie wir es auch betrachten, es kann nichts Erstaunlicheres geben als die überlegende Klugheit dieser gefiederten Wesen, und nichts scheint mehr geeignet, jeden wohlgeregelten Menschenverstand zu allerhand Betrachtungen anzuregen.
Am Morgen nach unserer Ankunft im Weihnachtshafen nahm der Oberbootsmann, Herr Petterson, die Boote und ging, obwohl es noch etwas früh im Jahr war, auf die Seehundsjagd; der Kapitän und ein junger Verwandter von ihm landeten auf einer öden Landspitze im Westen, da sie irgendein Geschäft, über das ich nichts Näheres erfahren konnte, im Innern der Insel zu erledigen hatten. Kapitän Guy nahm eine Flasche mit, in der ein versiegelter Brief war, und begab sich vom Ort der Landung nach einem der höchsten Gipfel der Gegend. Wahrscheinlich wollte er dort den Brief für irgendein Schiff, das später hier einlaufen sollte, niederlegen. Sobald er außer Sicht war, kreuzten wir – Peters und ich waren im Boot des Maats – die Küste entlang und lugten nach Seehunden aus. Diese Beschäftigung nahm drei Wochen in Anspruch; wir durchsuchten sorgsam jeden Winkel, nicht nur von Kerguelenland, sondern auch an den kleinen Nachbarinseln. Doch hatten unsre Bemühungen nicht viel Erfolg. Wir sahen viele Pelzrobben, aber sie waren sehr scheu, und wir erbeuteten nicht mehr als dreihundertfünfzig Pelze. See-Elefanten gab es in Menge, besonders an der Westküste; aber wir erlegten ihrer nur zwanzig, und nur mit großer Mühe. Auf den kleinen Inseln fanden wir zahlreiche behaarte Seehunde; aber wir ließen sie in Ruhe. Wir kehrten am Elften nach dem Schuner zurück, wo wir den Kapitän und seinen Neffen antrafen, die vom Innern eine sehr ungünstige Schilderung gaben; sie nannten es eine der traurigsten und wüstesten Gegenden der Erde. Sie hatten infolge eines Missverständnisses vonseiten des Unterbootsmannes, der sie in der Jolle hätte abholen müssen, zwei Nächte auf der Insel zugebracht.
Fünfzehntes Kapitel
Am Zwölften segelten wir vom Weihnachtshafen ab und kehrten zunächst auf unserem Kurs zurück, indem wir die Marionsinsel, die zur Crozetgruppe gehört, auf Backbord ließen. Ebenso passierten wir die Prinz-Eduard-Insel, die gleichfalls zur Linken blieb. Dann steuerten wir mehr nach Norden und erreichten in fünfzehn Tagen die Inseln von Tristan d’Acunha, in 37° 8’ südlicher Breite, 12° 8’ westlicher Länge.
Diese heute so wohlbekannte Gruppe, die aus drei runden Eilanden besteht, ist zuerst von den Portugiesen entdeckt und nachher von den Holländern (1643) und den Franzosen (1767) besucht worden. Die drei Inseln bilden zusammen ein Dreieck und stehen etwa zehn Meilen voneinander ab, so dass schöne offene Durchfahrten zwischen ihnen liegen. Alle sind sehr gebirgig, besonders die eigentliche Tristaninsel, die größte der Gruppe, die fünfzehn Meilen im Umfang hat und so hoch emporsteigt, dass man sie bei klarem Wetter aus achtzig oder neunzig Meilen Entfernung erblicken kann.
Im Norden erhebt sich ein Teil des Landes mehr als tausend Fuß hoch senkrecht über das Meer. In dieser Höhe streckt sich ein Tafelberg fast bis zur Mitte der Insel zurück, und aus ihm wächst ein erhabener Kegel gleich dem von Teneriffa. Seine untere Hälfte ist mit schönem Baumwuchs überkleidet, die obere jedoch ist nackter Fels, den zumeist Wolken umhüllen und den größten Teil des Jahres leuchtender Schnee bedeckt. Es gibt weder Untiefen noch Sandbänke um die Insel herum, die Küste ist auffallend steil, das Wasser tief. Auf der Nordwestseite ist eine Bucht mit einem Strand von schwärzlichem Sand, in der leicht ausgebootet werden kann, namentlich bei Südwind. Hier findet man vorzügliches Trinkwasser in Menge; Kabeljau und andere Fische lassen sich hier bequem angeln.
Das zweitgrößte und westlichste Eiland der Gruppe heißt man »Unerreichbare Insel«. Es hat sieben oder acht Meilen im Umfang und ist auf allen Seiten von schroffen Abstürzen umgeben, die abweisend und stolz dreinschauen. Oben ist es ganz eben und öde, und nur ein paar verkümmerte Sträucher sind darauf zu entdecken.
Die Nachtigall-Insel, die kleinste und südlichste, wird an ihrem Südende durch eine Reihe felsiger Holme fortgesetzt; man sieht auch einige von gleicher Art im Norden des Eilands.
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